Arbeitskreis berät Landwirte Weniger Gift soll in den Boden

BOCKEROTH · Franz-Willi Wicharz ist nicht ganz zufrieden, wie sich eine seiner Weizenparzellen am Ortsrand von Bockeroth entwickelt. Tief zwischen die Pflanzen hat sich Unkraut gesetzt, das dem Boden Nährstoffe entzieht. Der Landwirt hat dagegen gespritzt.

 Beraten die Landwirte in Königswinter: Renate Block vom Arbeitskreis und Jörg Klingenmaier von der Landwirtschaftskammer auf einem Rapsfeld bei Bockeroth. Klingenmaier hält eine Gelbschale in der Hand, in der Schädlinge aufgefangen

Beraten die Landwirte in Königswinter: Renate Block vom Arbeitskreis und Jörg Klingenmaier von der Landwirtschaftskammer auf einem Rapsfeld bei Bockeroth. Klingenmaier hält eine Gelbschale in der Hand, in der Schädlinge aufgefangen

Foto: Königs

Das Mittel ist auch teilweise angeschlagen, "aber vielleicht muss ich noch einmal nachlegen". Das tut er nicht, wenn es nicht sein muss. Pestizide kosten Geld und mindern den Gewinn. Sie sollten so gezielt und behutsam wie möglich eingesetzt werden. Daran haben nicht nur die Landwirte ein Interesse. Spritzen sie weniger, geraten auch weniger Schadstoffe ins Grundwasser, das als Trinkwasser durch die Leitungen fließt.

Deshalb organisiert der Arbeitskreis Landwirtschaft, Wasser und Boden im Rhein-Sieg-Kreis (ALWB, siehe auch Kasten) seit April im Zwei-Wochen-Rhythmus Feldbegehungen in Königswinter. Der Wasserbeschaffungsverband Thomasberg übernimmt die Kosten für die Treffen der Arbeitsgruppe Königswinter, die seit vier Jahren stattfinden. Dessen Geschäftsführer Clemens Türich informiert regelmäßig über die Wasserqualität.

Die Nitratbelastung liege seit Jahren bei etwa 22 Milligramm pro Liter, die Trinkwasserverordnung schreibt 50 Milligramm als Obergrenze vor. "Wir unterstützen die Beratung, weil wir unseren Wert stabil halten, vielleicht auch unterschreiten wollen", sagt Türich. Das gemeinsame Ziel: eine umweltverträgliche und trinkwasserfreundliche Bewirtschaftung der Felder. Pflanzenschutzexperte Jörg Klingenmaier von der Landwirtschaftskammer begutachtet die Böden, beantwortet Fragen zu Düngemitteln, berichtet über für die Ernte gefährliche Schädlinge.

Die in einem Rapsfeld am Feuergerätehaus von Bockeroth ausgelegte Gelbschale bleibt aber bis auf einen Rapsglanzkäfer leer. Ein gutes Zeichen, zumal der Käfer dem voll in Blüte stehenden Raps nichts mehr antun kann. Auf dem Weizenacker rupft Jörg Klingenmaier etwas Weizen aus. Die Blätter haben sich an den Rändern gelblich gefärbt. "Stress, eine Folge des Wetters", sagt Klingenmaier.

Die vergangenen wechselhaften Wochen und Monate hinterlassen ihre Spuren, aber die gelben Stellen werden auswachsen, meint der Experte. Schlimm wäre "Gelbrost", ein Schädling, der in den vergangenen beiden Jahren vermehrt im Rhein-Sieg-Kreis aufgetaucht ist. Er sieht aus wie Currypulver auf den Blättern und zerstört die Pflanze, wenn man ihn nicht rechtzeitig bekämpft. Der Pilz sei sehr aggressiv und könne den Ertrag auf dem Feld um die Hälfte mindern, erklärt der Pflanzenschutzexperte.

Das Wetter, die Schädlinge: Man muss Prophet sein, um stets die richtige Entscheidung in der Landwirtschaft treffen zu können. Das Wann und Wie sind ständige Begleiter. Manchmal bleibt nur ein Zeitraum von 48 Stunden, um auf Wetterumschwünge zu reagieren oder Schädlinge zu bekämpfen. Aus dem Bauch heraus ist das schwer.

Renate Block, Beraterin beim ALWB, nimmt regelmäßig Bodenproben und prüft mit einem Stickstoff-Tester die Erde, um herauszufinden, wie Mittel wirken. "So können wir den Stickstoffgehalt messen und herausfinden, ob und wie viel nachgedüngt werden sollte", sagt die Agrarwissenschaftlerin. Stickstoff dient den Nutzpflanzen als Hauptnahrungsquelle. Bleibt allerdings ein Überschuss nach der Ernte im Boden, können die Nitrate das Grundwasser belasten.

Für diesen Fall empfehlen die Berater einen Zwischenfruchtanbau, um Überbleibsel der Salze aus der Erde herauszuziehen. "Es geht für jeden Landwirt darum, die richtige Strategie für den Anbau zu finden", sagt ALWB-Geschäftsführer Michael Schmidt. Und um den Austausch mit den Wasserverbänden. Beide teilten sich schließlich denselben Naturraum.

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