Schutzzaun in Rhöndorf Wanderer in der Sackgasse

RHÖNDORF · Rhöndorfer Bürgerverein: Der Zaun in den Weinbergen kappt einen der schönsten Wege.

So hatte sich das der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf nicht vorgestellt: Durch den Bau des Sicherheitszauns in den Weinbergen unterhalb des Drachenfels wird der mittlere Wanderweg zur Sackgasse. "Die Seele der Weinbergswanderung geht dadurch verloren. Das Ensemble ist zerstört. Das ungehinderte Wandern auf dem beliebten Weinbergweg 2, der Sonnenterrasse Bad Honnefs, ist nicht mehr möglich. Die Wegeführung entspricht nicht mehr dem Zustand, wie er vor dem Steinschlag am 4. Januar 2011 bestand", beklagte Vorsitzender Jörg Erich Haselier bei einem Ortstermin.

Ungezählte Wanderer hätten die von der Stadt nach dem Steinschlag am Siegfriedfelsen ausgesprochene Wegesperrung ignoriert, nun würden die Verankerungen des Omeganetzes ein Passieren des Weges unmöglich machen. Haselier: "Die Volksseele kocht." Auf Zetteln, die Unbekannte an den Zaun hängten, wird die Situation als "Schildbürgerstreich" bezeichnet. "Diese Wegetrennung wird nicht die Akzeptanz breiter Teile der Bevölkerung finden", stellt Haselier fest.

Es müsse doch möglich sein, mit rund 1,5 Millionen Euro überwiegend aus Steuermitteln, die die Schutzmaßnahme in den Weinbergen voraussichtlich kosten wird, eine Lösung zu erreichen, die den Steillagenweinbau einerseits und das Wandern andererseits erlaubt, meinte der Vereinsvorsitzende. "Aus der Baugenehmigungsbehörde war uns stets zugesagt worden, dass ein Wandern über den Weg 2 gerade im Hinblick auf Nutzer mit eingeschränkter Mobilität, für die der Gang über die Treppe zum Haus Domstein indiskutabel ist, nach Fertigstellung der Steinschlagsicherung wieder möglich ist."

Die schon beim Petitionsreferat des Landes NRW eingereichte Rücknahme der Petition vom Mai 2013 wegen der Öffnung der gesperrten Wanderwege hat der Bürger- und Ortsverein unterdessen wieder zurückgezogen - sie hat weiterhin Bestand. "Düsseldorf bleibt also mit dieser Angelegenheit befasst. Für mich ist die Sache nicht abgeschlossen", so Haselier. "Wir wollen keinen Baustopp. Es bleibt die Frage, ob nur die Treppe als Abstieg möglich ist. Wir halten andere Formen der Wegeführung technisch und organisatorisch für machbar und fordern eine Alternative."

Haselier führte eine Möglichkeit an: ein etwa 200 Meter langer, nahezu ebenerdiger vor dem Omeganetz verlaufender Holzbohlensteg. Ähnliche Stege gebe es in Hochmoorgebieten und in vielen touristisch erschlossenen Schluchten im Gebirge, wie der Breitnach- oder der Partnachklamm. Die Planer müssten nach einer verträglichen Lösung suchen. Deshalb habe er auch mit Ägidius Strack Kontakt aufgenommen, dem im Auftrag des VVS die Projektleitung des Baus obliegt.

"Wir wollen einen gleichwertigen Zustand von vor dem 4. Januar 2011 - im Interesse aller Freunde des örtlichen Weinbaus, des Siebengebirges und aller Gäste, und fordern dies von den Planern und Verantwortlichen", unterstrich Haselier. "Ich freue mich, dass es für die Winzer weitergeht, aber ich bin traurig für die Wanderer." Ägidius Strack sagte auf GA-Anfrage: "Ich kann das Anliegen verstehen. Aber dieses Problem ist vom Dezember 2013 bis April 2014 intensiv diskutiert worden. Es gibt keine realisierbare technische Lösung an dieser Stelle." Tunnel, Stahlbetonwand oder Gabionen: Alle Varianten seien geprüft worden.

Auch Holzbohlenstege seien ausgeschlossen. Ein Weg unmittelbar am Omeganetz sei, als gäbe es gar keinen Zaun. Denn: "Das Omeganetz fängt Steine dynamisch auf und hat dabei eine erhebliche Auslenkung." Wie berichtet, gibt das Netz bis zu 4,50 Meter nach, wenn es schwere Gesteinsbrocken auffängt. Auch ein Schild, das ein Betreten auf eigene Gefahr vorsieht, könne sich eine Aufsichtsbehörde wie die Stadt nicht erlauben, so Strack.

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