Ehepaar Hammer Von der Costa Concordia zurück mit geschenkten Schuhen

Königswinter · Es waren Szenen wie von der"Titanic" - aber daran hat Christine Hammer nicht gedacht, als sie sich mit ihrem Mann Gert über die Reling der "Costa Concordia" hangelte, das Kreuzfahrtschiff immer mehr in Schräglage. Es neigte sich ständig mehr zur Seite, so dass die Passagiere das Gefühl hatten, sie würden bald von dem untergehenden Schiffskörper mit in die Tiefe gerissen.

Die ganze Nacht zu Samstag hindurch zog sich die Rettung der Havarierten, erst am Samstagvormittag gegen 10 Uhr wurden die beiden Königswinterer gemeinsam mit anderen Passagieren bei Rom in einem Hotel einquartiert, ehe sie am Abend in die Heimat zurückflogen.

"Wenn man das alles so erzählt, denkt man, das kann nicht wahr sein." Irreal kommt ihr all das vor, was sie seit vergangenem Freitagabend erlebt hat. Christine und Gert Hammer sind körperlich unversehrt, aber doch psychisch arg belastet vom Erlebten: "Wie ein Film laufen ständig diese Szenen vor mir ab." Ihr Mann, die die ganze Zeit kaltblütig geblieben war: "Ich habe erst jetzt gewisse nervliche Probleme."

Große Sorgen machten sich bis gestern Vormittag die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Heisterbacherrott um das Ehepaar. Der Bezirksausschuss der Kirchengemeinde hatte den beiden, die nie zuvor eine Kreuzfahrt gemacht hatten, die Reise zum 65. Geburtstag von Christine Hammer im vergangenen Oktober geschenkt, weil sie sich seit über 20 Jahren unermüdlich ehrenamtlich in der Gemeindearbeit einbringt.

Zum Beispiel bereitet sie den Kindern und Jugendlichen der Gemeinde auf ihrer Norwegen-Freizeit die Verpflegung zu. Pfarrer Burkhard Leh hatte sich persönlich erkundigt, ob das Geburtstagskind sich über eine Kreuzfahrt freuen würde ("Würdest du das denn machen?), und Christine Hammer hatte freudig zugesagt. Leh hatte sich um die Buchung gekümmert und alle wünschten dem Ehepaar gute Erholung und erholsame Tage. Dass es ganz anders kommen sollte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Ihre Mitchristen waren ungemein erleichtert, als Christine Hammer dann am Sonntag nach den schrecklichen Erlebnissen im 11-Uhr-Gottesdienst erschien. Pfarrer Burkhard Leh erwähnte die glückliche Heimkehr in seiner Predigt allerdings nicht, weil Christine Hammer das nicht wünschte.

Zu ihren Freunden, die sie nach dem Gottesdienst umringen, sagte sie: "Ich habe geglaubt, ich sehe Euch alle nie wieder." Eine Freundin kochte am Sonntagmittag für das Paar. Ihre Mitbringsel aus Italien bestanden lediglich aus Hammers Pfeifentasche und ein einem Paar Timberland-Wanderschuhen: Die schenkte ein Italiener der Königswintererin, weil sie keine Schuhe mehr hatte.

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