Blick hinter verschlossene Türen Virtueller Rundgang zeigt 3D-Modell von Schloss Drachenburg

Königswinter · Ein 3D-Modell von Schloss Drachenburg in Königswinter zeigt auch normalerweise nicht zugängliche Räume. Und die Geschäftsführung plant noch weitere Neuheiten.

Wie ein Puppenhaus: An Computer oder Smartphone kann man jetzt Schloss Drachenburg entdecken.

Wie ein Puppenhaus: An Computer oder Smartphone kann man jetzt Schloss Drachenburg entdecken.

Foto: Volker Lannert

Normalerweise ist an dieser Stelle der Durchgang verboten. Beim Rundgang durch Schloss Drachenburg trennt eine Absperrung in der zweiten Etage die Besucher von der Einrichtung im Ehrenfremden-Schlafzimmer. Gleiches gilt für die Privatebene mit den beiden Appartments: Nur gucken, nicht betreten. Doch jetzt können Neugierige auch in den hintersten Winkel schauen – zumindest am Computer und auf dem Handy. Ein 3D-Modell des Schlosses ermöglicht einen virtuellen Rundgang.

„Damit können Sie Räume entdecken, in die man sonst nur reingucken kann“, freut sich Joachim Odenthal, Geschäftsführer der Schloss Drachenburg gGmbH. Dazu gehören neben den genannten Zimmern auch die Suite, und von sonst gesperrten Balkons öffnet sich der Blick in den Garten und über das Rheintal. Erstmals sichtbar wird – virtuell – auch das Dachgeschoss mit dem Gewölbe. „Es ist sensationell, dass man Einblicke bekommt, wo man sonst nicht hinkommt“, schwärmt Odenthal.

Möglich gemacht hat das Dancker Media Services, eine Bonner Firma für 3D-Modelle. Ein Restaurator am Schloss habe den Kontakt zu dem Unternehmen hergestellt, das auf der Suche nach einem Referenzmodell war, berichtet der Geschäftsführer. Odenthal fand die Sache spannend, die Zusammenarbeit kam zustande.

Hier können Sie eine virtuelle Tour durch Schloss Drachenburg starten:

Weltweit größtes Objekt als 3D-Modell

An insgesamt neun Vormittagen, vor den Öffnungszeiten, wurden die Räume und der Garten mit 360-Grad-Kameras aufgenommen, erklärt Inhaber Robert Dancker. Neben der Größe des Schlosses seien vor allem die vielen Ebenen des Anwesens und der fließende Übergang in der virtuellen Darstellung eine Herausforderung gewesen. Mehr als 1000 Scans seien für das Modell letztlich nötig gewesen. Es sei damit das weltweit größte Objekt, das mit dieser Methode als 3D-Modell gestaltet wurde, so Dancker.

Mit der Maus an Computer oder Laptop und mit Wischbewegungen auf Tablet oder Smartphone können sich nun Besucher durch das Schloss bewegen. Eine Puppenhausansicht gibt einen Gesamtüberblick, über ein Menü können auch einzelne Ebenen direkt angewählt werden. Mit einer Virtual-Reality-Brille können sich Besucher ebenfalls durch die Räume bewegen.

„Toll, was heutzutage technisch möglich ist“, findet Joachim Odenthal. Dass die virtuelle Besichtigung potenzielle Gäste davon abhält, nach Königswinter zu kommen, glaubt er nicht. „Ich habe keine Sorge, dass weniger Besucher kommen.“ Nachdem die gGmbH ihren Rundgang mit Bildern und Infos auf die Homepage gestellt habe, seien die Menschen auch nicht weggeblieben. „Das macht die Leute eher neugierig“, glaubt er.

Wlan kommt ins Schloss

Das 3D-Modell, das auf der Homepage von Schloss Drachenburg aufgerufen werden kann, ist nur eine von mehreren Neuheiten, die die Verantwortlichen für die nächste Zeit planen. Aktuell werde das Schloss mit Wlan ausgerüstet, nach Ostern soll eine App herauskommen, blickt der Geschäftsführer in die Zukunft. In sechs Sprachen soll dann ein „Kino fürs Ohr“ angeboten werden, verrät er.

Mittelfristig soll auch das 3D-Modell eine größere Rolle spielen. Bereits jetzt sind in den Rundgang zwei Videos eingebettet. Dieses Angebot soll verstärkt werden. „Es werden Einspieler gedreht, zur Restaurierung oder auch zur Geschichte“, so Odenthal. Damit könnten dann mehr Räume mit solchen Videoinhalten gefüllt werden.

Das 3D-Modell soll auch während des Rundgangs vor Ort genutzt werden können. Über die geplante mehrsprachige virtuelle Tour können Besucher in Videos, Bildern und Tönen mehr über die Geschichte, den Bau oder die Nutzung der Räume erfahren, während sie das 1884 erbaute Anwesen besichtigen. 2019 soll das Angebot voraussichtlich an den Start gehen. Bis dahin können schon mal die bislang „geheimen“ Räume virtuell erkundet werden.

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