Männergesangverein "Eintracht Ittenbach 1957" Ulrich Hülder: "Der Zeitgeist hat sich verändert"

Ittenbach · Seit 57 Jahren besteht der Männergesangsverein "Eintracht Ittenbach". An seiner Spitze steht seit 25 Jahren Chorleiter Ulrich Hülder.

 Der klassische Männergesang ist ihre Domäne: Die Sänger des MGV "Eintracht Ittenbach 1957".

Der klassische Männergesang ist ihre Domäne: Die Sänger des MGV "Eintracht Ittenbach 1957".

Foto: Frank Homann

Herr Hülder, seit dem Jahr 1989 sind Sie der Chorleiter der "Eintracht Ittenbach". Woher nehmen Sie Ihre Motivation?
Ulrich Hülder: Nun, es macht zunächst einmal viel Spaß. Hinzu kommt, dass unser Chor stimmlich sehr gut besetzt ist. Auch wenn die Männerchöre heutzutage grundsätzlich Schwierigkeiten haben, sind wir mit etwa 30 Mann immer noch gut aufgestellt.

Sie sprechen es schon an: Schwierigkeiten. Ist es noch realistisch für einen Männergesangsverein auf Nachwuchs zu hoffen?
Hülder: Ich habe etwa zehn Jahre den Männerchor in Aegidienberg geleitet. Derzeit habe ich parallel zur "Eintracht" auch die Leitung des Honnefer Kammerchors "Collegium Musicum" übernommen. Ich kann Ihnen sagen, es wurden schon unwahrscheinlich viele Möglichkeiten gesucht, um an Nachwuchs zu kommen. Von Anzeigen bis zu Handzetteln, die an jeden einzelnen Haushalt verteilt wurden - versucht wird alles. Aber es ist, wie es ist.

Wie erklären Sie es sich, dass die Methoden nicht von Erfolg gekrönt sind?
Hülder: Ich glaube, es ist nicht allein ein Problem der Männerchöre, sonder von allen Vereinen. Das Vereinsleben, so wie wir es kennen und leben, ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Dadurch gehen natürlich viele Traditionen verloren, doch ändern kann man es nicht.

Sie sehen es recht pragmatisch, um nicht zu sagen nüchtern.
Hülder: Ja, absolut. Wenn der Zeitgeist sich ändert, dann kann man das nur hinnehmen und schauen, wie es weitergehen wird. Man weiß ja nicht, wie es in der Zukunft aussieht. Vielleicht gibt es in 20 oder 30 Jahren eine Kehrtwende. Und verglichen mit anderen Männerchören ist die Struktur in unserem Verein ja noch gut. Unter den Sängern befinden sich auch noch einige junge - oder sagen wir "relativ junge".

Welches Alter haben diese "relativ Jungen"?
Hülder: So um die 50 Jahre, würde ich sagen.

Wie lautet Ihre persönliche Zukunftsprognose für die "Eintracht Ittenbach"?
Hülder: Bisher sind wir sehr erfolgreich, und ich werde den Chor so lange leiten, wie er sich trägt. Viele Männerchöre treffen die Maßnahme, sich musikalisch zu öffnen. Sie interpretieren zum Beispiel Stücke der "Toten Hosen" und so weiter. Das kann sehr gut sein, doch mir läge das fern. Dafür sehe ich einen viel zu großen Fundus an klassischer Männergesangsliteratur - von der Spätromantik bis zu kölschen Weihnachtsstücken. Ich bin kein Freund von neuen Richtungen im klassischen Männergesang.

Und wenn Ihr Chor das von Ihnen erwarten würde?
Hülder: Wenn ich spüren würde, dass der Chor das möchte, müsste ich schauen. Aber bisher haben wir dieses Problem nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich wandle musikalisch auf mehreren Pfaden, bin Oboist und auch Mitglied einer Rockband. Aber ich finde, das muss man voneinander trennen. Und wie gesagt, unsere Konzerte sind erfolgreich. Zu unserer "Weihnacht op kölsche Art" erwarten wir wieder rund 1000 Zuhörer. Die Leute finden unsere Konzerte immer noch klasse.

Zur Person

Ulrich Hülder ist 59 Jahre alt und übernahm 1989 die Chorleitung von seinem Vater und ersten Dirigenten des Männergesangsvereins "Eintracht Ittenbach 1957", Willy Hülder. Sein Großonkel Manfred Görres wird durch das Programm der Weihnachtskonzerte führen.
Hülder war zwölf Jahre Chorleiter beim Aegidienberger Männergesangverein "Liederkranz". Die vierstimmige "Eintracht Ittenbach" führte er zu einem ihrer bisher größten Erfolge, der Aufführung des Requiems von Cherubini. Der Deutsche Sängerbund verlieh ihm für 25 Jahre Dirigentschaft die Engelbert-Humperdinck-Medaille in Silber.

Die Veranstaltungen "Weihnachten op kölsche Art" finden an diesem Wochenende, Freitag bis Sonntag, im Bürgerhaus Aegidienberg statt. Am Freitag und Samstag beginnen die Konzerte um 19.30 Uhr, am Sonntag um 17 Uhr.

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