Brombeerernte am Sonnenberger Hof Tunnel für sensible Früchtchen

SONNENBERGER HOF · Was derzeit abgeschirmt unter den Folientunneln rund um den Sonnenberger Hof nahe Sonderbusch reift, ist deutschlandweit in aller Munde: Rund acht bis neun Gramm schwer und zuckersüß sind die dicken, blauschwarzen Brombeeren, die Obstbauer Heiner Schmitt und sein Sohn Markus hier seit Anfang Juli ernten.

 Wie eine gigantische Schaumstoffmatratze sehen die Folientunnel von Weitem aus. Darunter wachsen süße Brombeeren.

Wie eine gigantische Schaumstoffmatratze sehen die Folientunnel von Weitem aus. Darunter wachsen süße Brombeeren.

Foto: Frank Homann

Längst haben die köstlichen Früchtchen den Erdbeeren, einst neben Äpfeln Markenzeichen des Sonnenberger Hofs, den Rang abgelaufen. Seit drei Jahren widmen sich die Schmitts auf ihrem Hof mehr und mehr dem Anbau der Brombeeren.

Zugegeben, eine Zierde für die Landschaft sind sie nicht unbedingt, die langen weißen Folientunnel, die sich eng aneinander schmiegen und von Weitem aussehen wie eine gigantische Schaumstoffmatratze. Das muss auch Markus Schmitt zugeben. Doch Brombeeren sind besonders sensible Früchtchen - durch die Tunnel werden sie vor schädlichen Witterungseinflüssen wie Kälte, Wind und Nässe geschützt. Da Brombeeren, die vor der Ernte einen kräftigen Regenguss abbekommen habe, schnell verderben, wird der Anbau im Tunnel auch vom Handel gefordert, so Schmitt. Weiterer Vorteil: "Wir brauchen ein Drittel bis 50 Prozent weniger Spritzmittel im Vergleich zum Freilandanbau."

Und die Ernte kann witterungsunabhängig durchgeführt werden: Schließlich muss jede einzelne Brombeerpflanze, die in den Tunneln dicht an dicht stehen, über zehn bis zwölf Wochen jeden zweiten Tag geerntet werden. Die schützenden Folien, die Licht nicht nur durchlassen, sondern dieses auch speziell aufbrechen und streuen, damit die Pflanze es besser aufnehmen kann, lassen die Brombeeren darüber hinaus bis in den Oktober hinein reifen.

Was in Sachen Folien in der Forschung läuft, ist gigantisch, berichtet der studierte Agaringenieur: "Derzeit gibt es bereits Versuche mit Folien, in die klitzekleine Solarmodule eingebaut sind, die Strom produzieren." Von den modernen Folien mal abgesehen, ist der Brombeeranbau nach wie vor echte Handarbeit: ob das Befüllen der Pflanztöpfe mit Substrat, das Eintopfen, die gesamten Pflegearbeiten, das Anbinden der Ruten oder auch die Ernte, alles wird komplett von Hand gemacht.

Während in den einen Tunneln die reifen Brombeeren geerntet werden, wächst in den anderen bereits seit März die Nachzucht heran, die dann im kommenden Jahr Früchte tragen soll. "Wir ziehen jedes Jahr neue Pflanzen, auch um Krankheiten vorzubeugen", erläutert Schmitt. Die alten werden nach der Ernte gehäckselt und zu wertvollem Kompost verarbeitet. Um die jungen Pflanzen vor Frost zu schützen, werden sie vor Beginn der kalten Jahreszeit in speziellen Kühlhäusern eingelagert, um im Frühling dann wieder in die Tunnel umzuziehen.

Bei Temperaturen zwischen 28 und 30 Grad fühlen sich die Brombeeren so richtig wohl, die tropischen Temperaturen der vergangenen Woche bedeuteten auch für die Pflanzen Stress. Durch regelmäßige Blattanalysen kann aber festgestellt werden, ob es der Pflanze an etwas fehlt - und dann entsprechend gedüngt werden. Schließlich möchten sich die Kunden besonders große und süße Brombeeren schmecken lassen. Welch ein Aufwand und wieviel Arbeit in einem kleinen Schälchen der leckeren Früchte steckt, ahnen viele Verbraucher nicht. "Der Anbau ist heutzutage leider meist zu weit von Kunden entfernt", bedauert Schmitt.

Darunter leide die Wertschätzung des Produktes und auch der Arbeit, die dahinter stecke.

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