Kritik von Hotellerie und Gastronomie Tourismus Siebengebirge weist Vorwürfe zurück

Königswinter · Keine Konzepte, fehlendes Engagement der Stadt: Diese Vorwürfe von Hotellerie und Gastronomie pariert Oliver Bremm, Geschäftsführer der Touristik GmbH. Vielmehr beteilige sich die Branche nicht an Aktionen und Veranstaltungen.

Leve und Heinz schlugen zum Beispiel vor, einen Investor für mehrere zum Verkauf stehende kleinere Hotels zu suchen. Für die Tourismus Siebengebirge, deren Aufsichtsratsvorsitzender Bürgermeister Peter Wirtz ist, äußert sich Geschäftsführer Oliver Bremm zu den Kritikpunkten.

In Königswinter machen sich Reisebusse und Ausflugsschiffe rar.

Anders als im Mittelrheintal oder im südlichen Abschnitt des Rheintals, wo der Linien- und private Ausflugsschiffsverkehr eingestellt ist, steigen laut Oliver Bremm in Königswinter die Aus- und Einstiegszahlen des Schiffsverkehrs wieder, die Anzahl der anlegenden Kabinenschiffe ist konstant hoch. Eine Ausnahme war der vergangene Sommer, als der niedrige Wasserstand ein Anlanden nicht zuließ. Am Drachenfels gab es zuletzt ein Rekordjahr, sehr viele Gruppen kamen mit dem Bus.

Der Tourismus findet im großen Stil nur noch an Wochenenden und in der Saison statt.

Dies ist traditionell in starken Ausflugszielgebieten so und trifft nicht nur auf Königswinter zu. Doch hat sich in den letzten Jahren eine breitere Saison entwickelt, so Bremm. Auch im Winter locken verschiedene Leistungsträger Gäste in die Stadt oder auch in die Waldgaststätten oder zum Schlossleuchten.

Der Tourismus Siebengebirge-Geschäftsführer: „Die Beleuchtungsidee haben wir in der Altstadt mit der Aktion Baulicht begonnen. Sie wurde von privaten Besitzern oder der Hotellerie, außer vom Hotel Loreley, jedoch nicht angenommen.“ In den Hotelbetrieben ist die Auslastung in den Sommermonaten sogar eher geringer, da keine Tagungen und Seminare stattfinden und viele Gäste im Fernurlaub sind.

Um der starken Saisonabhängigkeit bei der Nachfrage zu entgehen, haben viele Hotels, gerade auf der Rheinschiene, Konzepte entwickelt, um Gäste zu binden, zum Beispiel durch Zertifizierung als Wanderhotel, Wellnessangebote, Restaurantangebote oder andere Specials.

Bremm: „Hierzu haben wir und regionale Kollegen in den vergangenen Jahren viele Angebote an die Hotellerie zu Schulungen, zum Beispiel als Rheinsteig-Partnerbetrieb, oder Qualifizierungsangebote zu Service Q und anderem gemacht. Allerdings mit überschaubarem Erfolg. Außer dem Jufa-Hotel, dem Maritim, der Jugendherberge Bad Honnef und dem Gästehaus Korf in Unkel ist kein familiengeführter Betrieb in Königswinter Rheinsteig-Partner. Stattdessen hört man in der Altstadt oft: Die Wanderer kommen ja auch so. Da brauchen wir kein Entgelt an die Touristik zu zahlen.“

Familiengeführte Hotels werden verkauft und zum Teil in Wohnungen umgewandelt.

Es gibt laut Bremm Studien der Industrie- und Handelskammer im Rheintal und der Region Köln/ Bonn, die bei Übergabe, Verkauf oder Schließung der Hotels Aussagen treffen und helfen. Die Tourismus Siebengebirge hat in den vergangenen Jahren fast jeden Betrieb schon einmal wegen dieser Problematik angesprochen.

„Im Jahr 2005 haben wir eine Hotelberaterfirma beauftragt, das Hotel Krone, die Königswinterer Stuben, das Hotel Siebengebirge und Haus Hindenburg zu analysieren, um genau die Idee eines gemeinsamen Auftritts anzugehen. Dies blieb ohne Folgeauftrag der Betreiber.“ Ferner hat die Tourismus Siebengebirge den Betreibern verschiedene Investoren vorgestellt. Ohne Erfolg.

Und bei Erweiterungsmöglichkeiten, zum Beispiel nach dem Brand im Nachbarhaus von Hotel Krone, hat die GmbH in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft dem damaligen Besitzer den Vorschlag gemacht, sein Haus zu erweitern. Dort wären zusätzliche Zimmer und Parkplätze möglich gewesen. „Eine Hilfestellung wurde abgelehnt und sich eine Einmischung verbeten. Dies trifft auch auf das ehemalige Hotel Siebengebirge und das Hotel Wenzel zu.“

Durch die Umwandlung von Hotels oder Gewerbebetrieben wie die Zera in Wohnungen entsteht eine Konkurrenz für den Tourismusstandort.

Bei Grundstücks- und Immobilienverkäufen ist die Nachfrage in einer Stadt nahe den Ballungszentren in Bezug auf Errichtung von Wohneinheiten groß. Und von Hotellerieseite ist es wohl, so Bremm, auch legitim und nachvollziehbar, das höchste Angebot anzunehmen und auch einen gut gehenden Betrieb zu schließen und seine Angestellten zu entlassen.

"Nicht zu verstehen ist aber die Aussage, die besten Monate oder Jahre bezüglich Betriebsergebnis und Auslastung gerade hinter sich zu haben und die Stadt oder Tourismusgesellschaft für ein schlechtes Tourismusmanagement anzuprangern oder den Standort schlecht zu reden. Wie passt das zusammen?", fragt Bremm.

In Königswinter fehlen die Entwicklungskonzepte.

Beginnend mit dem ersten Tourismus-Leitbild im Jahr 2000 hat die Altstadt neben Stadtmarketing, Regionale 2010, Altstadtsanierung und Isek nun wirklich genug Konzepte und Maßnahmenpakete entwickelt.

Bürger, Leistungsträger, Politiker und externe Berater haben sich viele Gedanken gemacht und Handlungsperspektiven aufgezeigt, um diesen Ortsteil zu entwickeln. Und wenn man sich die 19 Jahre näher anschaut, sind viele dieser Ideen auch umgesetzt worden und zeigen positive Effekte. „Man sollte aber auch betrachten, dass gerade die familiengeführten Hotels, Gastronomiebetreiber und Einzelhändler bei Workshops, Offenen Foren, Ideenwerkstätten oder öffentlichen Veranstaltungen gefehlt haben und so ihre Ideen und Interessen nicht anbringen konnten.“

Dies ist sehr gut an der Radwegdiskussion auf der Rheinallee zu sehen, bei der auf Veranstaltungen die direkten Anwohner und eben die Verwaltungsangestellten das Bild geprägt haben. Ferner ist in der Fußgängerzone vieles probiert worden: Schnuppermieten, Beleuchtung oder Straßenfeste mit Musik, Fahnenschmuck ähnlich belgischer Innenstädte.

Und hier ist stellvertretend für den geringen Mitmacheffekt zu sagen, dass gerade beim Straßenmusikfest die Außengastronomie die Musiker wegschickt und die Veranstaltung somit ad absurdum führt, da es für diese Betriebe geplant war. Wir überlegen gerade, das Fest nicht mehr zu veranstalten.

Die allgemeine Entwicklung ist negativ.

Die Besucherzahlen bei Tagesausflügen haben sich in den vergangenen Jahren fast verdoppelt, die Übernachtungen sind seit über zehn Jahren konstant hoch, trotz Wegfall von Kleinbetrieben. Die Anfahrt von Schiffen ist stabil und nicht gefährdet. Eher ist ein Ausbau der Landebrücken abzusehen.

Es gab Neuansiedlungen von Betrieben wie dem Jufa-Hotel, dem Ibis Budget, dem Kaufmannsladen, der Eisdiele Bruno und dem Kaffee und Kontorhaus oder den Umbau des Hotels Wenzel. Touristische Konzepte wie die Themenjahre Rheinromantik, Preußen und Beethoven wurden oder werden durchgeführt.

Vielleicht geht es aber auch um eine, in Deutschland überall zu beobachtende, Marktbereinigung, die zu höherer Auslastung bei verbleibenden Betrieben führt. Der Markt für Wohnimmobilien ist im Moment für Investoren lukrativ. Gleichzeitig ist bei vielen Hotels die Nachfolge nicht geregelt oder vakant und vielleicht auch der Investitionsstau so hoch, dass ein Verkauf das probate Mittel ist. „Der Altstadt sind mehr Einwohner, die die bestehenden Gaststätten und Restaurants besuchen, sicher auch willkommen und sogar überlebenswichtig.“

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