Gespräch am Wochenende Thorben Pieger: "Freiwillige findet man nicht an der Ecke"

Königswinter · Der Königswinterer Thorben Pieger berichtet über sein Ehrenamtsstipendium für Irland.

 Thorben Pieger (rechts) aus Königswinter war als "Ehrenamts-Entdecker" in Irland.

Thorben Pieger (rechts) aus Königswinter war als "Ehrenamts-Entdecker" in Irland.

Foto: Privat

Freiwilliges Engagement ist für Thorben Pieger aus Königswinter kein Fremdwort: Ob in der Schule oder als Mitglied der Jugendfeuerwehr - der 14-Jährige hilft, wo er kann, und er tut es gerne. Nun war der Schüler als "Ehrenamts-Entdecker" sogar in Irland unterwegs: Im Rahmen eines Stipendiums der Austauschorganisation "Experiment" hat er zwei Wochen lang gemeinsam mit anderen Jugendlichen in einer gemeinnützigen Einrichtung mitgearbeitet. Über sein ehrenamtliches Engagement in Irland und daheim sprach Thorben Pieger mit Gabriela Quarg.

Wie wird man eigentlich Ehrenamts-Entdecker?

[kein Linktext vorhanden]Thorben Pieger: Ich bin durch eine Broschüre auf die Organisation "Experiment e.V" und deren Aktion aufmerksam geworden. Man muss einen Bewerbungsbogen auf Englisch ausfüllen und zum Beispiel schreiben, warum man denkt, dass man dafür infrage kommen würde. Auch mein Klassenlehrer musste ein Gutachten erstellen. Ich wurde dann zu einem Auswahlgespräch in Bonn eingeladen. Man sitzt in einer Gruppe Jugendlicher und wird dabei spielerisch getestet. Mir ist das zwar aufgefallen, aber ich bin einfach ich selbst geblieben. Dann gab es noch ein Einzelgespräch. Zwei Wochen später bekam ich dann die Zusage.

Hast du dich schon vorher ehrenamtlich engagiert?

Pieger: Ja, ich bin seit vier Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr in Niederdollendorf und arbeite auch beim Schulsanitätsdienst mit.

Weshalb ist dir die ehrenamtliche Tätigkeit wichtig?

Pieger: Ich helfe gerne, wo und so gut ich kann. Mir macht es Spaß, anderen Menschen Freude zu machen, die Lasten von den Schultern zu nehmen und einfach das Beste zu geben, damit es vielleicht auch andere motiviert, das gleiche zu tun.

Was waren denn eure Aufgaben in Irland?

Pieger: Wir haben für eine rein ehrenamtliche Organisation, die Society of St. Vincent de Paul, gearbeitet, die sich für den wirtschaftlich schwachen Teil der Bevölkerung einsetzt - vergleichbar mit unserer Awo hier in Deutschland. Sie nehmen gebrauchte, nicht mehr genutzte Sachen anderer Menschen an, überprüfen diese auf die Qualität und waschen, reparieren oder restaurieren sie, bevor sie zum Verkauf freigegeben werden. Man kann teils hochwertige Waren für wenig Geld kaufen. Wir haben hier unter anderem einen Flur und drei Räume für das Irish Red Cross renoviert und nutzbar gemacht, das heißt gestrichen, lackiert, Fenster ausgetauscht, Teppich gelegt und Löcher verspachtelt.

Und wie hat die Verständigung geklappt?

Pieger: Es gab hin und wieder Probleme mit der Sprache oder vielmehr mit dem Akzent der Iren. Wir haben dennoch einige neue Freundschaften schließen können.

Und wie war die Reaktion seitens der Bevölkerung auf euer Engagement?

Pieger: Viele Kunden der Society haben uns auf unsere Arbeit angesprochen. Die Menschen dort waren sehr begeistert von uns und unseren Leistungen.

Was hat dir in Irland am besten gefallen?

Pieger: Am besten hat mir die Schule gefallen, bei der wir zweimal zu Besuch waren. Nicht weil es eine reine Mädchenschule war, sondern wegen der Gelassenheit der Lehrer, der Offenheit der Schüler und der Art und Weise, wie der Unterricht gestaltet wurde. Ich würde gerne in Irland zur Schule gehen, allein schon wegen der Schuluniformen.

Wie schätzt du die Bedeutung des Ehrenamtes heutzutage ein?

Pieger: Ich denke, dass man heutzutage nicht einfach so einen Menschen, der freiwillig arbeitet, an der nächsten Ecke findet. Viele wissen leider nicht, was und wie viel so eine Art von Engagement bewirken kann.

Zur Person

Thorben Pieger wohnt in Königswinter und besucht derzeit noch die Konrad-Adenauer-Schule in Bad Honnef, im Februar wechselt er auf die Realschule in Bonn-Beuel.

Der 14-Jährige ist Mitglied der Jugendfeuerwehr in Niederdollendorf und der Sankt-Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft. Er engagiert sich beim Schulsanitätsdienst und ist begeisterter Pfadfinder. In seiner Freizeit spielt gerne Gitarre und ist in der Natur unterwegs.

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