Junior-Akademie in Königswinter Tatort-Analyse statt Strandkorb

KÖNIGSWINTER · 54 Spitzenschüler aus NRW haben bei der Junior-Akademie in Königswinter geforschen, analysieren und gelernt.

 Spurensuche: Lukas und Marie analysieren einen fiktiven Tatort im Rahmen der Junior-Akademie.

Spurensuche: Lukas und Marie analysieren einen fiktiven Tatort im Rahmen der Junior-Akademie.

Foto: Frank Homann

"Eine Brandleiche ist für Fliegen wie ein Grillfest. Sie kommen von weit her, weil der Geruch so verlockend ist, und legen ihre Eier auf dem Körper ab", meinte Ausbilderin Nesibe Ucal. Ein Fall für die Forensiker unter den 54 Spitzenschülern aus Nordrhein-Westfalen, die jetzt in Königswinter an der Junior-Akademie NRW teilnahmen. Neben Astrophysik und Mathematik war auch wieder die Forensik ein begehrtes Fach.

In der Akademie forschten kluge Mädchen und Jungen, die gerne auf zwei Wochen Ferien verzichteten und sagen: "Nur Strand? Das ist doch langweilig." Die Schüler aus der Sekundarstufe I sicherten lieber mit Eifer Spuren am "Tatort" und werteten sie aus, untersuchten im Fach Mathematik zum Beispiel, wie ein Stau aus dem Nichts entsteht, oder waren im Bereich Astronomie auf der Suche nach bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Mit Teleskopen durchforschten sie den Himmel über der Christophorusschule Königswinter, wo auch in diesem Jahr die Akademie stattfand.

"Es gibt bewohnbare Planeten wie Sand am Meer, aber die Entfernung zu ihnen ist das Problem. Keppler-186f ist zum Beispiel 500 Lichtjahre entfernt", erklärte Birte (15) aus Remscheid, die sich schon ein Praktikum am Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt gesichert hat. Und Ausbilderin Nadya Ben Bekhti, promovierte Astronomin am Argelander-Institut für Astronomie, erzählte lachend: "Mindestens die Hälfte aller Kursteilnehmer wird zu mir zum Praktikum kommen. Die sind alle super und kriegen nicht genug." Yannik (14) aus Menden, der das Fach Mathematik belegte und dies auch später studieren möchte, meinte: "Hier erfahren wir ganz neue spannende Sachen."

In der Akademie wird Universitätsstoff vermittelt. Mit den Studentinnen Susanne Gammer und Melanie Ludwig bauten die Mathematiker Objekte und untersuchten sie auf ihre Eigenschaften oder befassten sich mit der Unendlichkeit. Sie besuchten das Arithmeum in Bonn, während die Astronomen eine Exkursion zum Radioteleskop Effelsberg unternahmen. Ein Vortrag des Kriminalbiologen Mark Benecke gehörte ebenso zum "Akademie-Stundenplan".

Im Fach Forensik kamen Ratten als Leichen zum Einsatz. Igitt, igitt? Kein Problem für die Teilnehmer. "Mit professioneller Distanz", so Ellen Rauscher, die Leiterin der Akademie in Königswinter, machten sich die neun Mädchen und neun Jungs an die Arbeit. Eine weitere tote Ratte in Zeitung eingewickelt diente als "Mordopfer in Teppich eingerollt". Und ein Nager wurde in Spiritus eingelegt. "Bei ihm passierte gar nichts." Aber die geschlüpften Maden auf den anderen Körpern ließen Rückschlüsse zu - zum Beispiel auf den Tatort oder den Zeitpunkt des Verbrechens. "Ich finde das cool. Diese ausgewachsenen Maden zu untersuchen, ist interessant", verriet Charlotte (13) aus Kempen. Und Annea (15) aus Hünxe sagte: "Die Spurensuche ist spannend, ich könnte mir vorstellen, in die Forensik zu gehen."

Spannend wurde es auch für die Eltern. Die Schüler hatten Abschlussarbeiten vorbereitet, die einen Einblick über das Gelernte vermittelten. Und die Forensiker untersuchten sogar einen "Mordfall" auf der Bühne. Dort trat aber auch das Orchester auf. Denn Junior-Akademie, das bedeutete auch Musizieren und Sport treiben in der Freizeit. Und den Drachenfels und das Schwimmbad besuchten die Superschüler auch.

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