Königswinterer Stadtgeschichte Tafeln halten Erinnerung wach

KÖNIGSWINTER · Sie gab der Haltestelle der Straßenbahn Linie 66 ihren Namen, aber weit und breit ist von einer Burg nichts zu entdecken. Das erstaunt nicht nur Ortsfremde. Nur wenige wissen, was es eigentlich mit der Bezeichnung "Longenburg" auf sich hat.

Daher hat der Kreis der Heimatfreunde Niederdollendorf nun am Auf- und Abgang der Straßenbahnhaltestelle Tafeln angebracht, die ein Foto der Longenburg sowie eine Abbildung des Herrenhauses und der Umgebung zeigen. Außerdem gibt es darauf eine kurze Darstellung der Geschichte der im 12. Jahrhundert errichteten Wasserburg.

Vorsitzender Herbert Bracht und Bürgermeister Peter Wirtz enthüllten die Infotafeln. Der Stadtchef dankte den Heimatfreunden, dass sie auf diese Weise ein Stück Historie sichtbar machen. "Aus heutigem Blickwinkel ist es schade, dass das Haus nicht mehr steht." Es musste weichen, als ein neues Walzwerk der Lemmerzwerke entstand. "Das passt zu Paul Lemmerz, er wusste, was er wollte. So entstanden andererseits aber auch Arbeitsplätze. Die Königswinterer Wirtschaft profitierte vom Abriss", meinte Wirtz.

Die Longenburg wurde 1275 erstmals erwähnt. Sie stand etwa 300 Meter nordöstlich der Straßenbahnhaltestelle und war bis 1803 ein Lehen des Bonner Cassius-Stiftes mit Acker-, Wein- und Obstbau. Das Haupthaus wurde von zwei Rundtürmen flankiert. Nach Westen schloss sich der Gutsbetrieb im Fachwerkstil an. Durch Erbschaft und Kauf wechselte der Besitz oft.

Im Zweiten Weltkrieg zerstörten am 22. April 1944 Sprengbomben den Turm. Dabei kamen die Ehefrau und die beiden jüngeren Söhne des letzten Grafen der Longenburg, Johannes Graf von Kesselstatt, um. Der Graf wollte den Schaden am Gebäude reparieren, kam aber nicht mehr dazu.

Laut Herbert Bracht hieß die Haltestelle einst "Rosenau", wie das Ausflugslokal auf der anderen Straßenseite. Vor dem Krieg landeten dort irrtümlich viele Ausflügler, die eigentlich zum Lokal Rosenau im Siebengebirge wollten. Daraufhin wurde die Haltestelle umbenannt.

Das Gasthaus in Niederdollendorf war im Krieg französisches Gefangenenlager, nach dem Krieg Lager für das Stadttheater, Ende der 50er Jahre wurde es abgerissen. Bracht dankte der Ideengeberin für die Infotafeln, Hilde Dörner, und den Feuerwehrmännern Martin Schwabe und Thilo Hoffmann, die diese Tafeln angebracht hatten.

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