Panik-Museum in Thomasberg Stephan Kurenbach: Udo Lindenbergs größter Fan

Thomasberg · Museen gibt es in Königswinter einige. Reale wie das Siebengebirgsmuseum oder das Brückenhofmuseum und virtuelle wie die verschiedenen Heimatmuseen im Internet. Die Existenz des Udo-Lindenberg-Museums in Thomasberg wurde kurioserweise jedoch erst in dem Moment bekannt, als die Exponate bereits in Umzugskisten verpackt waren.

Am Samstag um 21.55 Uhr zeigt der Fernsehsender 3sat wenige Tage vor dem 70. Geburtstag des Panikrockers im Rahmen einer Lindenberg-Nacht die Dokumentation „Udo und ich – ganz mein Ding. Freunde und Fans feiern Lindenberg“. In dem Film spielt auch das Museum eine Rolle. Dabei befindet sich „Kuris Panik-Museum“ am Herzeleid in Thomasberg zurzeit in Auflösung.

„Kuri“ heißt mit bürgerlichem Namen Stephan Kurenbach. Die deutlich mehr als 600 Exponate, unter ihnen Singles, Maxi-Singles, LPs, CDs, Maxi-CDs, Musikkassetten, Videos, DVDs, Bücher, T-Shirts, Mini-Discs und Bootlegs, ziehen bald nach Hamburg, Berlin oder ins Ruhrgebiet um. Wohin tatsächlich, hängt davon ab, wo das Team um Udo Lindenberg und seine rechte Hand Frank Bartsch eine Immobilie findet. Kurenbach, der mit Bartsch befreundet ist, hat dem Museum seine Sammlerstücke als Leihgaben versprochen.

Das Treffen mit dem 36-Jährigen findet daher auch nicht in Thomasberg, sondern in „Nobbis Plattenladen“ in Beuel statt. Das macht durchaus Sinn, weil „Kuri“ bei dem Platten-Freak Norbert Schumacher doch rund die Hälfte seiner Sammlung erworben hat. Das Museum am Herzeleid war dabei eher eine Notlösung. Kurenbachs Lebensgefährtin, die alles andere als Fan des Panikrockers ist, hatte bei der Geburt ihres dritten Kindes darauf bestanden, dass Udo Lindenberg sofort das Haus verlassen muss.

Also wurde der Schuppen neben dem Haus zum Museum. Kurenbach, der als Pädagoge an einem privaten Internat in Bad Godesberg arbeitet und bis vor kurzem die Jugendhandballerinnen der HSG Siebengebirge trainierte, war im Alter von 13 Jahren bei seinem ersten Lindenberg-Konzert. Das war 1993 und ein Tiefpunkt in der Karriere des Panikrockers. „Udo war damals total out und ist vor knapp 1000 Leuten aufgetreten“, erzählt Kurenbach. Er selbst fand Lindenberg musikalisch gar nicht so schlecht. Als Zehnjähriger hatte er schon Punk gehört.

Lindenbergs Album „Panik Panther“ aus dieser Zeit mit einem Punker auf dem Cover stieß daher bei ihm auf offene Augen und Ohren. Nach und nach lernte „Kuri“ dann auch das Frühwerk kennen und lieben. Heute sagt er: „Ich finde die aktuellen Platten auch super, aber die alten Sachen sind tausend Mal besser. Ich mag es, wenn Udo richtig rockt.“

Die Balladen sind eher nicht so sein Ding. Auf seiner Lieblingsscheibe, „Keule“ von 1982, geht die Post ganz anders ab als bei Udo anno 2016. Wie zum Beweis lässt Kurenbach seinen Freund Nobbi die Scheibe, deren Cover Lindenberg als Steinzeitmenschen zeigt, auf den Plattenteller legen.

Im Laufe von mehr als 20 Jahren hat Kurenbach ein kleines Vermögen ausgegeben. „Wenn es knapp war mit der Kasse, habe ich auch schon mal was verkauft. Aber nicht die seltenen Stücke“, sagt er. Für die LPs der Bands Emergency von 1971 und Niagara von 1972, bei denen Lindenberg noch am Schlagzeug saß, würden heute bis zu 500 Euro gezahlt. Es gebe aber auch Platten, die für 2000 Euro den Besitzer wechselten. Die seltenste Platte von Udo sei „Benjamin“ von 1993, einer Zeit, als kaum noch Schallplatten verkauft wurden.

Kurenbach selbst gab 1100 Euro für die Promo-Box der Scheibe „Odyssee“ aus dem Jahr 1983 aus. „Danach durfte ich aber eine Woche nicht mehr nach Hause kommen.“ In Deutschland gebe es eine Community von ungefähr 400 Lindenberg-Sammlern, unter ihnen seien rund 20 Extremsammler wie er selbst. Vernetzt seien sie bei Facebook. Seit etwa 15 Jahren kennt der Thomasberger über den gemeinsamen Freund Bartsch Lindenberg auch privat. „Er ist einfach ein netter Typ“, sagt er über ihn.

Der derzeitige Boom um seinen Lieblingsmusiker überrascht Kurenbach nicht. „Für mich war er ja nie verschwunden. Die Alben auch aus den 90er Jahren bedeuten mir viel“, sagt er. Der Thomasberger freut sich auf die Sendung am Samstagabend in 3sat. „Das Filmteam hat bei uns im Museum gedreht. Und ich komme in dem Beitrag wohl auch vor. Ich falle wohl unter die treuen Fans“, sagt er in Anspielung auf den Titel der Sendung.

Noch mehr fiebert er den anstehenden Konzerten entgegen. „Kuri“ wird bei den mehrtägigen Proben für Udos Tourneeauftakt in Gelsenkirchen am 20. Mai dabei sein. Und natürlich beim Heimspiel Anfang Juni in der Kölner Lanxess-Arena.

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