Hühnerhof in Niederscheuren Stall mit 12.000 Hühnern geplant - Besuch in Euskirchen diente der Aufklärung

NIEDERSCHEUREN · Ein Hof mit 14.000 Legehennen bei Euskirchen war Ziel einer Delegation von Kommunalpolitikern aus Königswinter, die sich auf Initiative des Fraktionsvorsitzenden der Königswinterer Wählerinitiative und des CDU-Fraktionschefs informierten. Mit dabei war auch Landwirt Andreas Brenner aus Niederscheuren, der dort ein ähnliches Projekt plant. Zum Verdruss seiner Nachbarn, die sich in einer Unterschriftenliste gegen das Vorhaben ausgesprochen haben. Sie befürchten Lärm- und Geruchsbelästigungen.

Der erste Eindruck ist trügerisch. Weil Hühner neugierig sind, sammelt sich das Federvieh im Stall von Thomas Loben in Euskirchen vor dem Gitter, hinter dem die Besucher aus Königswinter stehen. Die Frage drängt sich da schon auf, ob das artgerechte Haltung ist.

Ist es, versichern die Experten von der Landwirtschaftskammer. "Der Hof hier hat nichts zu verstecken. Er ist das Beste, was mir in meiner Laufbahn untergekommen ist", sagt Werner Muß von der Kreisstelle der Kammer. Dort betreut er alle Bauvorhaben in Außenbereichen - gemeinsam mit den jeweiligen Städten.

Der Hof mit 14.000 Legehennen bei Euskirchen war Ziel einer Delegation von Kommunalpolitikern aus Königswinter, die sich auf Initiative des Fraktionsvorsitzenden der Königswinterer Wählerinitiative, Lutz Wagner, und des CDU-Fraktionschefs Josef Griese informierten.

Mit dabei war auch Landwirt Andreas Brenner aus Niederscheuren, der dort ein ähnliches Projekt mit 12.000 Legehennen als Biobetrieb plant. Zum Verdruss einer ganzen Reihe von Nachbarn, die sich in einer Unterschriftenliste gegen das Vorhaben ausgesprochen haben. Sie befürchten Lärm- und Geruchsbelästigungen.

In Euskirchen ist es weder laut noch stinkt es. Bei fachgerechter Haltung sei dies auch nicht zu erwarten, sagen die Fachleute von der Kammer. Das gelte auch für den Brenner-Hof in Niederscheuren, wo man sich zuvor getroffen hatte. "Der Gesamttierbestand des Hofes wird soweit reduziert, dass die Immissionsgutachten davon ausgehen, dass es nicht zu einer Verschlechterung für die Anwohner kommt", sagt Muß. Durch zwei Bauernhöfe mit Milchwirtschaft und einen Reiterhof käme es bei drei nahe gelegenen Häusern bereits heute an einigen Tagen im Jahr zu einer geringfügigen Überschreitung der Richtwerte.

Weil Andreas Brenner künftig statt 120 Milchkühen jedoch nur noch 50 Rinder zur Aufzucht halten wird, würden die Immissionen sogar reduziert. Das gelte auch für die Geräuschbelastung, weil künftig weniger Fahrzeuge den Hof anfahren würden. Zurzeit würden in Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis noch Fragen des Gewässerschutzes geklärt. Anschließend kann der Betrieb mit einer Baugenehmigung rechnen. "Mein Hof konnte als Vollerwerbsbetrieb nicht mehr existieren. Ich musste ein zweites Standbein suchen", so Brenner. Eine Milchwirtschaft brauche heute 200 bis 300 Kühe.

Was Brenner in Niederscheuren erlebt, hat sein Kollege in Euskirchen auch durchgemacht. Als ein Nachbarbetrieb ein Jahr vorher startete, hieß es im Dorf, jetzt würden die Hühnerfedern vom Himmel fallen und das Gegacker sei überall zu hören. Inzwischen hätten sich die Gegner von damals teilweise sogar entschuldigt.

"Jeder der 82 Millionen Bundesbürger isst im Schnitt 212 Eier im Jahr. Das geht nicht mit Betrieben mit zehn Hühnern", sagt Jutta van der Linde, die in der NRW-Landwirtschaftskammer für die Biohaltung zuständig ist. Nur zwei von drei Eiern würden in Deutschland gelegt. "Jeder möchte doch Eier oder Milch aus der Region haben", sagt sie. Die logische Konsequenz, dass die Eier auch irgendwo gelegt werden müssen, würde oft jedoch nicht gezogen.

"Angesichts der bundesweiten Diskussion ist Offenheit und Transparenz ein Pfund, mit dem die Landwirte wuchern sollten. Es gab ja auch im Rhein-Sieg-Kreis in den vergangenen Jahren Riesenproteste, wenn nur ein Güllebehälter irgendwo aufgestellt wurde", sagt Werner Muß. "Wir möchten den wenigen Vollerwerbslandwirten eine Existenzgrundlage ermöglichen und zur Versachlichung der Diskussion beitragen", so Lutz Wagner. Die Baugenehmigung müsse natürlich absolut wasserdicht sein.

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