Flanieren wie in Wien Rheinallee in Königswinter soll ein neues Gesicht bekommen

Königswinter · Die Politik hat den Startschuss für einen Wettbewerb gegeben, der eine Umgestaltung der Promenade zum Ziel hat. Vorsichtig geschätzt könnte ein solches Projekt laut Stadt vier Millionen Euro kosten.

 Viele verschiedene Verkehrsteilnehmer erschweren das Miteinander auf der Rheinallee.

Viele verschiedene Verkehrsteilnehmer erschweren das Miteinander auf der Rheinallee.

Foto: Frank Homann

Das Foto aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts zeigt das prächtige Hotel Europäischer Hof, das längst abgerissen wurde. An seiner Stelle steht heute das Hotel Baynunah. Die Rheinallee erscheint auf der alten Aufnahme als großzügige Promenade. Mit dieser historischen Ansicht stimmte der von der Stadt beauftragte Betreuer für das Wettbewerbsverfahren zur Umgestaltung der Rheinallee, der Landschaftsarchitekt Christian Jürgensmann, die Mitglieder des Planungs- und Umweltausschusses am Mittwochabend in der CJD-Aula auf das Thema ein.

Verfahren beginnt Ende Juli

Nachdem der Ausschuss einstimmig die Auslobung des Wettbewerbs beschloss, werden die Planungsbüros bald loslegen. Ende Juli oder Anfang August beginnt das Wettbewerbsverfahren, an dem 15 Landschaftsarchitekten teilnehmen sollen. Fünf Büros werden dabei von der Stadt und dem Betreuer gesetzt, zehn weitere in einem Bewerbungsverfahren ausgewählt. Bis November sollen ihre Pläne vorliegen. Im Dezember wird ein Preisgericht über den besten Entwurf entscheiden. Das gesamte Preisgeld beträgt 108 000 Euro, der Sieger erhält 52 000 Euro und wird anschließend mit der Realisierung beauftragt.

Der Planungsraum ist 1,7 Hektar groß und liegt zwischen den Stadtbahnhaltestellen „Clemens-August-Straße“ im Norden und „Königswinter Fähre“ im Süden. Für die spätere Neugestaltung geht die Stadt in einer groben Schätzung von einem Budget in Höhe von vier Millionen Euro aus. Jürgensmann beherzigte den Gedanken, dass man in die Vergangenheit zurückblicken muss, wenn man die Zukunft gestalten will. „Wir wollen die Geschichte als Quelle nutzen“, sagte er. Der Rückblick in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zeige, wie die Promenade einmal ausgesehen habe. Heute habe dort jede Interessengruppe ihr Stückchen. Das Gebiet mache den Eindruck, nur eine Verkehrsanlage zu sein. Was nicht heiße, dass er das Auto ganz wegnehmen wolle.

Zu viele Autos

Er ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass die zu vielen Autos das eigentliche Problem der Rheinallee sind. Es gebe da viele positive Beispiele: Duisburg habe es geschafft, eine Landesstraße umzuwidmen. Der Opernplatz war früher eine vierspurige Straße. Seit 2007 ist der Platz, der vom alten Stadttheater und dem neuen Citypalais flankiert wird, verkehrsberuhigt. Auch die Mariahilfer Straße in Wien sei zur Fußgängerzone umgestaltet worden, ein Projekt, das von der Fachwelt und der Bevölkerung gleichermaßen gelobt werde.

So etwas wird sich in Königswinter aber erst realisieren lassen, wenn die Ersatzstraße im Zuge des Neubaus der Bahnunterführung an der Drachenfelsstraße fertig ist und sich somit Alternativen für den Autoverkehr bieten. „Dann können wir es schaffen, dass man zu einer anderen Verteilung kommt“, so Jürgensmann.

Dies haben die Wettbewerbsteilnehmer ebenso zu berücksichtigen wie die Bestandsgarantie für die Stadtbahnstrecke und die Schiffsanleger. Auch die Anlieger der Rheinallee und der Rheingassen müssen weiterhin ihre Grundstücke erreichen können. Die Wettbewerbsziele lesen sich eindrucksvoll. Demnach soll die Promenade zu einem „einladenden Ort der Ankunft, des Auftaktes, aber auch des Ausklangs eines Tages- oder Wochenendausflugs“ werden. Darüber hinaus zu einem „Ort des Stolzes“ und zu einem Ort der Einwohner, die das Rheinufer als die „Grüne Lunge“ der engen Altstadt schätzen und schützen. „Die Promenade wird zu einem Ort der Zukunft, schwellenlos, mit nachhaltigen Materialien, der Klimaerwärmung angepasst und als Grün vor der Haustür als fußläufig erreichbare Auszeit vom Alltag“, heißt es in den Zielen weiter.

Ersatzstraße ist Voraussetzung

Die Teilnehmer am Wettbewerb müssen sich neben Vorschlägen für eine intelligente Nutzung der Rheinallee auch Gedanken über den Schutz der Bäume machen. Dieser Punkt wurde bereits bei der Bürgerwerkstatt 2017 neben dem problematischen Radverkehr am häufigsten genannt. Bei der Veranstaltung lag ein Vorentwurf des Ingenieurbüros Sweco für die Neugestaltung der Rheinallee vor. Der Prozess geriet damals ins Stocken, weil der „große Wurf“ erst realisierbar ist, wenn die Ersatzstraße gebaut ist. Nun wird ein neuer Anlauf genommen, nachdem sich eine Fertigstellung der Ersatzstraße bis 2023 tatsächlich abzeichnet.

Die Verwaltung machte deutlich, dass die Stadt auch einen neuen Grundförderantrag für die Gesamtmaßnahme des Stadtumbaugebietes stellen muss, um Fördermittel abrufen zu können. Diese wird es auch nur geben, wenn ein konkreter Antrag für mindestens eine strategisch bedeutsame Maßnahme gestellt wird. Das könnte die Rheinallee sein.

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