Straßenverkehr in Königswinter Stadt findet kaum noch Schülerlotsen

HEISTERBACHERROTT · Für die Stadt Königswinter ist es nicht immer leicht, Schülerlotsen zu finden. Immer weniger Eltern stellen sich für die Aufgabe zur Verfügung.

 Sabine Kuppa steht seit Montag morgens und mittags in ihrer neongelben Warnweste an der Oelbergstraße in Heisterbacherrott.

Sabine Kuppa steht seit Montag morgens und mittags in ihrer neongelben Warnweste an der Oelbergstraße in Heisterbacherrott.

Foto: Frank Homann

Der Weg zur Schule birgt für die jüngsten Verkehrsteilnehmer eine ganze Reihe an Gefahren – vor allem, wenn Straßen überquert werden müssen. Zum Glück gibt es Schülerlotsen, die dafür sorgen, dass Kinder auch an neuralgischen Punkten, an denen keine Ampel den Verkehr regelt, sicher die Fahrbahn passieren können.

Doch für die Kommunen wird es immer schwieriger, solche Verkehrshelfer zu finden, die ehrenamtlich tagaus, tagein bei Wind und Wetter die Kinder über die Straße lotsen – Menschen wie Sabine Kuppa: seit Montag steht die Mutter eines Sohnes morgens und mittags in ihrer neongelben Warnweste mit der Signalkelle in der Hand an der Oelbergstraße in Heisterbacherrott und hilft den Jungen und Mädchen der Stenzelbergschule, sicher die andere Straßenseite zu erreichen.

Monatelang war hier händeringend ein neuer Schülerlotse gesucht worden. „Wir sind sehr froh, mit Frau Kuppa jemanden gefunden zu haben, die als Mutter quasi selbst betroffen ist“, so Volker Grahn, Mitarbeiter im Geschäftsbereich Schule, Sport und Jugend der Stadt Königswinter. Bei den meisten anderen der insgesamt fünf Schülerlotsen im Stadtgebiet handelt es sich um Rentner. „Vielleicht gelingt es nun, diese Aufgabe auch anderen Eltern schmackhaft machen.“ Theoretisch kann das wichtige Amt auch von mehreren Personen gemeinsam übernommen werden, die sich dann nach Plan abwechseln.

Einzig an den Grundschulen in Ittenbach und Stieldorf gibt es noch keine Schülerlotsen, allerdings sorgen dort Ampelanlagen für Sicherheit. „In Ittenbach haben wir vor Jahren aber auch schon einmal erfolglos gesucht“, so Grahn. Die Verkehrshelfer sind ehrenamtlich tätig, erhalten aber von der Stadt eine monatliche Aufwandsentschädigung.

Für Kuppa, deren Sohn die zweite Klasse der Stenzelbergschule besucht, hat die Angst um die Sicherheit der Kinder den Ausschlag gegeben, sich zur Verkehrshelferin ausbilden zu lassen. „Ich bringe meinen Sohn morgens immer zur Schule, aber viele Kinder kommen ganz alleine. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Autofahrer leider oftmals nicht aufpassen.“ Zwar gibt es an der Oelbergstraße eine Querungshilfe, doch ist die Situation hier aufgrund von gleich zwei kreuzenden Straßen in der unmittelbaren Nähe unübersichtlich. „Manche Kinder laufen einfach quer über die Straße“, so Kuppa. „Es ist fast ein Wunder, dass noch nichts passiert ist.“

„Verkehrshelfer sind eine ganz wichtige Institution“, betont auch Hauptkommissar Erich Klaus, der auch als Verkehrssicherheitsberater der Bonner Polizei im Einsatz ist. „Schülerlotse ist eine Funktion mit viel Verantwortung, denn Kinder und Eltern verlassen sich ja darauf, dass jemand da ist und aufpasst.“ Aufgabe der Schülerlotsen sei es nicht nur, den Kindern das sichere Überqueren der Straße zu ermöglichen, sondern ihnen auch wichtige Verhaltensregeln nahezubringen. So hält Kuppa zum Beispiel ganz bewusst alle Kinder an, auf der Verkehrsinsel stehen zu bleiben und vor dem Weitergehen erneut den Verkehr zu beobachten.

„Kinder können Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht richtig einschätzen“, erläutert Klaus. Auch würden sich Kinder schnell ablenken lassen. Umso wichtiger ist es, ihnen richtiges Verhalten im Straßenverkehr vorzuleben. „Leider machen es Eltern oftmals falsch vor.“ Er appelliert zum Start ins neue Schulhalbjahr an alle erwachsenen Verkehrsteilnehmer, sich als Vorbild für die Kinder zu verhalten. Eltern sollten außerdem darauf achten, gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit ihre Kinder hell zu kleiden und zudem genügend Zeit für den Schulweg einzuplanen. Klaus rät auch davon ab, Kinder immer mit dem Auto direkt bis vor die Schule zu fahren. Besser sei es, den Nachwuchs an einer sicheren Stelle vorher aussteigen und ein Stück allein gehen zu lassen. So können Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr überhaupt erst lernen.

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