Hallenbad Königswinter SPD und Wählerinitiative wollen Sanierung des Hallenbads

Königswinter · Der Stadtrat entscheidet am 9. Oktober nach zehnjähriger Diskussion über das weitere Vorgehen beim Thema Hallenbad in Königswinter. Es geht um rund 200.000 Euro.

Zweieinhalb Wochen vor der Entscheidung des Stadtrats über einen Neubau oder die Sanierung des alten Hallenbades haben sich die Fraktionen von SPD und Königswinterer Wählerinitiative klar für die Sanierung ausgesprochen.

Am Montag, 9. Oktober, soll der Stadtrat nach mehr als zehnjähriger Diskussion über die künftige Bäderlandschaft in Königswinter endlich Fakten schaffen. Nachdem das von der Stadt beauftragte Ingenieurbüro Blaß (Euskirchen) in der vergangenen Sitzung des Stadtrats vor der Sommerpause die Gutachten zu beiden Varianten vorgestellt hatte, ist für die Opposition im Stadtrat die Entscheidung klar.

Der Gutachter war zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Neubau 9,6 Millionen Euro und eine Generalsanierung 7,8 Millionen Euro kosten würden, mithin die Sanierung 1,8 Millionen Euro preiswerter wäre. Dabei hatte das Büro den ausdrücklichen Auftrag, eine Vergleichbarkeit der Alternativen herzustellen.

Nähe der Lemmerzwerke

„Wir haben zwei fast identische Leistungspakete. Auch bei einer Sanierung hat das Gebäude technisch und energetisch den gleichen Standard wie ein Neubau“, sagte SPD-Fraktionschef Jürgen Kusserow bei einem Termin, zu dem beide Fraktionen eingeladen hatten. Die höheren Kosten beim Neubau ergäben sich lediglich aus der Kubatur des Gebäudes und dem Raumkonzept. Der Gutachter hatte auf die Verbesserung der städtebaulichen Situation hingewiesen, wenn das Gebäude gedreht würde.

Diese Auffassung teilen SPD und Köwis jedoch nicht. „Wir sind der Meinung, dass wir uns an der Bahnlinie und in der Nähe der Lemmerzwerke nicht an so prominenter Stelle in der Stadt befinden“, sagte Kusserow. Für seine Fraktion müsse das Bad „quadratisch, praktisch und gut mit angemessenen Eintrittspreisen für Kinder und Familien“ sein. Beim Raumkonzept halte man den bei einer Sanierung erforderlichen Anbau für einen barrierefreien Zugang ebenfalls für völlig ausreichend.

Auch Köwi-Fraktionschef Lutz Wagner zeigte sich froh, dass die riskante Finanzierung für ein Modell der Öffentlich-Privaten Partnerschaft (ÖPP) endgültig vom Tisch sei und nun zwei Varianten auf dem Tisch lägen, die absolut vergleichbar seien. „Es ist gut, dass wir auf den Kostenberechnungen der beiden Varianten bestanden haben.“

Den vergleichbaren Angeboten stünden dabei erheblich unterschiedliche Kosten gegenüber. „Es stellt sich die Frage, ob wir uns die Mehrausgaben angesichts der Haushaltssituation leisten können“, so Wagner. Der Förderverein „Rettet unsere Lemmerzbäder“ habe seine Fraktion außerdem darauf aufmerksam gemacht, dass bei einem Neubau zwei Lärmschneisen in Richtung Kirche, CJD und Nachbarschaftsbebauung geschaffen würden. Zudem müsste eine ganze Reihe von Bäumen gefällt werden. Statt einer städtebaulichen Verbesserung sieht er daher bei einem Neubau eine Verschlechterung.

200.000 Euro

Auch sein Stellvertreter Michael Ridder, selber im Baufach tätig, betonte, dass jetzt erstmals total belastbare Zahlen vorlägen, denen man vertrauen könne. Er wies darauf hin, dass bei der Sanierung bereits eine Kostensteigerung von 2,5 Prozent eingepreist wurde, nicht aber beim Neubau.

Bei der Sanierung sei außerdem eine absolute Worst-Case-Betrachtung erfolgt, die keineswegs eintreten müsse. Dabei geht es laut Wagner noch einmal um rund 200 000 Euro. „Die Differenz zwischen Neubau und Sanierung läge dann bei rund zwei Millionen Euro“, sagte er. „Für zwei Millionen können wir ein neues Feuerwehrhaus bauen“, meinte Ridder.

Wagner verwies auch auf die gesetzliche Verpflichtung der Ratsmitglieder, sich grundsätzlich für die wirtschaftlichere Variante zu entscheiden. „Diese Frage muss sich jedes Ratsmitglied am 9. Oktober stellen.“ Kusserow konnte sich einen Seitenhieb auf die Koalition nicht verkneifen. „Wäre der Rat den Überlegungen der SPD früher gefolgt, hätten wir drei bis vier Millionen Euro und – rechnet man die Beraterkosten dazu – sogar vier bis fünf Millionen Euro sparen können.“ Stattdessen hätte es in Zeiten kräftig steigender Baukosten zehn Jahre lang einen verqueren Entscheidungsprozess mit zwei aufgehobenen Ausschreibungen gegeben.

Die Stadt habe erhebliche andere Investitionen zu tätigen und könne sich nicht nur auf das Hallenbad kaprizieren. Auch der stellvertretende Köwi-Fraktionsvorsitzende Florian Striewe wies auf die weitreichenden Entscheidungen in anderen Bereichen wie bei Schulen oder Rathäusern hin: „Da können wir die 1,8 Millionen Euro besser platzieren. Das erwarten die Bürger von uns.“ Joachim Hirzel, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, sieht die Koalition in der Bäderfrage in einer schwierigen Situation, nachdem sie sich jahrelang für einen Neubau ausgesprochen habe. „Ich habe den Eindruck , dass es da einen Legitimierungszwang gibt.“

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