Siebengebirgsmuseum Spannende Zeitreise

KÖNIGSWINTER · Seit dem Umbau ist das Siebengebirgsmuseum in Königswinter ein Juwel der rheinischen Museumslandschaft und trotzdem vielen unbekannt.

 Das grüne Panoramabild des Siebengebirges ist Teil der Ausstellung.

Das grüne Panoramabild des Siebengebirges ist Teil der Ausstellung.

Foto: Frank Homann

Es ist nicht so, dass der Wald schon immer da gewesen wäre; dass die sieben Berge immer so üppig begrünt waren, wie das Panoramabild im Eingangsfoyer glauben machen könnte. Überhaupt: Dieses Foto vom 18. Juli 2011 ist längst überholt. Mittlerweile ziert eine Glaskuppel den Drachenfels und ein durchaus noch nicht von allen Rhöndorfern liebgewonnener Zaun sichert unterhalb des Siegfriedfelsens die Arbeiter im Weinberg gegen herunterfallende Felsbrocken ab. Die Zeichen stehen nicht erst seit gestern auf Veränderung.

Veränderungen, die das in der Königswinterer Kellerstraße ansässige Siebengebirgsmuseum dokumentiert, beschreibt, einordnet. Es gibt so viele verschiedene Sichtweisen auf das Rheintal: Bilder aus dem 19. Jahrhundert zeigen die kahlen Bergkuppen, den Raubbau, der an den Hängen im Steinbruch betrieben wurde. Mit riesigen Flößen fuhren komplette kleine Arbeiterdörfer über den Rhein. "Wochenlang waren sie unterwegs. Ein Ruderboot mit Fahne warnte kleine Boote und Angler vor. Wer eine Stunde später nicht verschwunden war, für den gab es kein Entrinnen", sagt Museumsleiter Elmar Scheuren.

Oder die Briten, denen bis zum 26. April eine Sonderausstellung gewidmet ist. Sie dachten sich daheim eine ideale Flusslandschaft aus - und fanden sie am romantischen Rhein. Und sie malten den sich windenden Rhein in all seinen Facetten. Das Regionalmuseum nimmt die rheinischen Landschaften in den Fokus, es seziert mit Hilfe moderner Medien den genau durchdachten Aufbau eines Bildes, zeigt das im Rahmen der Regionale 2010 finanzierte Projekt, bei dem der Aufbau des Heisterbacher Klosters virtuell nachgestellt wurde. In die Sagenwelten des Mönchs zu Heisterbach oder Siegfrieds wird eingeführt, in die von Touristen besuchte Bilderbuchlandschaft (inklusive Ansichtskarten), aber auch in die ziemlich reale Welt des 20. Jahrhunderts.

Mittlerweile längst verstorbene Separatisten, die nach dem Ersten Weltkrieg für die Abkopplung des Rheinlands kämpften, erzählen in einem Film aus den 1980er Jahren. "Eine Bürgerin hat uns eine Flasche mit Kaffeebohnen geschenkt, die ein beim Luftangriff getroffenen Eisenbahnwaggon im April 1944 geladen hatte", erzählt Scheuren. Eines seiner Lieblingsstücke ist ein kleines schwarzes Haushaltbüchlein aus der Nazizeit. Alleine fünf politisch motivierte Posten auf der Ausgabenseite hat die Hausfrau darin mit feiner Handschrift vermerkt: "Es zeigt, wie tief verstrickt die Bürger in die Politik waren."

"Wir sind noch ein Geheimtipp"

Etwa 10.000 Besucher, aber es könnten noch mehr sein. Philipp Königs sprach mit Elmar Scheuren über die Lage des Siebengebirgsmuseums.

Herr Scheuren, 2011 ist das Siebengebirgsmuseum nach anderthalbjährigem Umbau neu eröffnet worden. Wie läuft es aus Ihrer Sicht?
Elmar Scheuren: Wir haben jährlich etwa 10 000 Besucher. Das ist in Ordnung, aber ich sage ganz ehrlich: Wir hatten uns nach der Sanierung mehr erhofft. Zumal wir durchaus in der Lage wären, 15 000 Besucher und mehr im Jahr zu empfangen. Wir sind noch ein Geheimtipp.

Woran hapert es aus Ihrer Sicht?
Scheuren: An der Werbung. Das Siebengebirgsmuseum ist an die Stadt gekoppelt. In welcher Form wir für die Dauer- oder die regelmäßigen Wechselausstellungen werben können, hängt von der Lage des kommunalen Haushaltes ab. In den regionalen Medien können wir auf unsere Veranstaltungen hinweisen, aber darüber hinaus ist es deutlich schwerer.

Wie sieht es mit Schulklassen aus?
Scheuren: Früher kamen mehr Schüler. Ich habe den Eindruck, dass die Lehrpläne so prall gefüllt sind, dass den Lehrern wenig Luft bleibt.

Wo liegen die Ausstellungsschwerpunkte?
Scheuren: Das Siebengebirgsmuseum ist ein Regionalmuseum, ganz klar. Aber die Exponate zeigen nicht nur das Leben im Siebengebirge. Die Rheinromantik ist ein Schwerpunkt. Und die Veränderungen der Kulturlandschaft. Der Museumsbesucher soll die wechselvolle Geschichte durch die Brille der Landschaft sehen. Er soll bestenfalls die Landschaft lesen lernen.

Inwiefern helfen Sie ihm dabei?
Scheuren: Während des Umbaus sind 750.000 Euro in die Ausstattung investiert worden. Wir haben seit dem rund 20 Medienportale, die Heimatgeschichte noch anschaulicher machen.

Zur Person

Elmar Scheuren ist seit 1986 Leiter des Siebengebirgsmuseums. Der gebürtiger Mayener studierte Geschichte in Heidelberg und Frankreich. Der heute 62-Jährige arbeitete nach seinem Volontariat in verschiedenen Museen, bevor er als Leiter nach Königswinter kam.

Öffnungszeiten

Das Siebengebirgsmuseum hat dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Montags ist geschlossen. Der Eintritt kostet für Erwachsene vier, für Schüler 2,50 Euro. Weitere Informationen: www.siebengebirgsmuseum.de.

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