60-jähriges Bestehen Sinfonia Königswinter feiert mit Konzert auf dem Petersberg

KÖNIGSWINTER · Mit einem Jahr Verspätung hat die Sinfonia Königswinter ihr 60-jähriges Bestehen in der frisch renovierten Rotunde des Steigenberger Grand Hotels auf dem Petersberg gefeiert. Auch Orchestergründer Kurt B. Wirtz genoss das anspruchsvolle Programm.

 Jubiläumskonzert in festlichem Rahmen: Die Sinfonia spielt in der Petersberg-Rotunde.

Jubiläumskonzert in festlichem Rahmen: Die Sinfonia spielt in der Petersberg-Rotunde.

Foto: Frank Homann

Feinste Musik, eine Traumstimme und hohe Emotionen. Die Sinfonia Königswinter gab in der Rotunde des Steigenberger Grandhotels Petersberg ihr Konzert zum 60-jährigen Bestehen – mit einem Jahr Verspätung wegen der dort laufenden Renovierungsarbeiten. Denn 1957 ist das Gründungsjahr des Kammer-Orchesters Oberpleis mit damals schon etwa 40 Musikern. Kurt Wirtz, ein junger Kirchenmusiker, hatte 1947 erste Proben mit einigen Kollegen verabredet, 1952 war ein kleines Kammerorchester entstanden, aus dem fünf Jahre später offiziell das Kammer-Orchester Oberpleis hervorging. Bis 1996 leitete es Musikdirektor Kurt B. Wirtz, 2001 gab es sich den Namen Sinfonia Königswinter.

Blumen für den 88-jährigen Orchestergründer

Und der mittlerweile 88-jährige Oberpleiser saß im Publikum, als Sinfonia-Vorsitzender Alexander Dauth ihm in seinem Rückblick dankte. „Er hat so vielen Musikern eine musikalische Heimat geboten und damit auch dem musikalischen Wirken in der Stadt Königswinter eine besondere Prägung gegeben.“ Auch Bürgermeister Peter Wirtz würdigte das Wirken des früheren Leiters der Musikschule der Stadt ganz besonders. Das Orchester habe das Musikleben der Stadt Königswinter einzigartig ergänzt. Kurt B. Wirtz war so gerührt, dass er lieber die Musik sprechen ließ als selbst das Wort zu ergreifen. Dirigent André Sebald überreichte ihm am Schluss Blumen. „Ohne ihn gäbe es dieses Orchester nicht.“

Nach der Zugabe ging der Sinfonia-Gründer nach vorn und umarmte seinen Nachfolger herzlich, der mit einer kurzen Unterbrechung die musikalische Leitung seit 1996 hat. Auch Sebald galt Lob. Dauth: „Wir haben tolle Konzerte mit großen Erfolgen mit ihm erreicht. Er lebt seit Jahrzehnten in der Stadt Königswinter, hat bis heute die Sinfonia künstlerisch enorm weiterentwickelt.“ Ein feines Programm hatte die durch einige Gastmusiker verstärkte Sinfonia um Konzertmeisterin Kirsten Hartmann für diese Matinee zusammengestellt.

Nach Faurés „Masques et Bergamasques“ kamen drei Solistinnen ins Spiel, wie Dauth geheimnisvoll ankündigte. Es war Harfenistin Andrea Thiele bei „Danse sacrée – Danse profane“ von Claude Debussy für Harfe und Streichorchester – sie entlockte ihrem Instrument träumerische Weisen und verzauberte ihre Zuhörer ebenso wie Sopranistin Maria Kublashvili von der Kölner Oper. Die renommierte Sängerin trug die Arie der Rusalka „Silberner Mond“ von Antonin Dvorák vor und begeisterte nicht nur als Sängerin, sondern auch mit schauspielerischem Talent bei Offenbachs Arie der Olympia aus „Hoffmanns Erzählungen“ als mechanische Puppe.

Slawische Tänze als Zugabe

Der Schlagzeuger ahmte mit dem Ratschenklang das Geräusch des goldenen Schlüssels nach, den André Sebald von der Kölner Oper ausgeliehen hatte und nun im Rücken der „Puppe“ drehte, um sie in Bewegung zu setzen. Und als die Wirkung der „Mechanik“ nachließ, gelang es Maria Kublashvili perfekt, dies in immer langsamer werdenden Bewegungen und abebbendem Gesang darzustellen. Die Konzertbesucher belohnten sie mit Riesenapplaus.

Hundert Jahre vor Gründung der Sinfonia in Oberpleis besuchte Antonin Dvorák gerade die Prager Orgelschule. Und auf den Tag genau 133 Jahre vor dem Konzert auf dem Petersberg wurde seine Sinfonie Nr. 7 in der St. James Hall in London unter seiner Leitung uraufgeführt. Eine Sinfonie für die Sinfonia. Nach der Pause führten die Musiker dieses kämpferische Stück vor, das Dvorák mit ausgereifter Kompositionstechnik geschaffen hatte. Die patriotischen Tschechen mit dem Wunsch nach einem blühenden Nationalstaat liebten den Komponisten dafür. Die Auswahl dieses Stückes passte nicht zuletzt gut zum 50-jährigen Jubiläum des Prager Frühlings.

Nach dem begeisterten Schlussbeifall noch einmal Dvorák als Zugabe – die Sinfonia spielte seine slawischen Tänze als beschwingten Abschluss dieser Geburtstagsmatinee. Am 30. September geht es übrigens weiter mit Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und Beethovens zweiter Sinfonie.

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