Kunst in Königswinter Siebengebirgsmuseum übernimmt besonderes Kunstwerk

Königswinter · Hildegard Reinhardt schenkte dem Siebengebirgsmuseum Carlos Menses Werk „Spaziergänger im Siebengebirge“. Das Schaffensjahr des Gemäldes lässt sich nicht exakt bestimmen.

 Verschlungene Wege –- vielleicht im Nachtigallental. Hildegard Reinhardt und Elmar Scheuren mit dem Mense-Gemälde.

Verschlungene Wege –- vielleicht im Nachtigallental. Hildegard Reinhardt und Elmar Scheuren mit dem Mense-Gemälde.

Foto: Frank Homann

Die Luftwurzeln der Bäume auf dem Aquarell von Carlo Mense lassen für Peter Wirtz nur einen Schluss zu. „Das muss im Nachtigallental sein“, meinte der Bürgermeister bei der Übergabe des Gemäldes „Spaziergänger im Siebengebirge“ an das Siebengebirgsmuseum. Die Besitzerin Hildegard Reinhardt schenkte das Werk in der vergangenen Woche dem Museum in Königswinter, das sich auf die Rheinromantik spezialisiert hat.

Das Bild zeigt eine typische Szenerie, wie sie zum Beispiel auch im Rhöndorfer Tretschbachtal spielen könnte. Aus der Höhe geht der Blick auf eine zwar dichte, aber dennoch lichte Waldlandschaft zwischen steilen Berghängen. Spaziergänger überqueren die Brücke über einen Bach, der sich durch den Wald schlängelt. Den Hintergrund bilden zwei typisierte Bergkegel.

Die Geschichte des 52 mal 38,8 Zentimeter großen Aquarells ist eine Geschichte der Schenkungen. Anfang der 1970er Jahre arbeitete Reinhardt an ihrer Doktorarbeit über den Berliner Stadtmaler Gustav Wunderwald. Damals schrieb sie auf der Suche nach vergleichbarem Material Vera Mense, die Frau des 1965 in Königswinter verstorbenen Carlo Mense, an. „Sie antwortete mir damals, ich solle doch einfach mal vorbeikommen“. Aus dem Besuch in Bonn ergab sich eine netter Kontakt. Reinhardt ging für Vera Mense einkaufen und putzte auch schon mal ihre Wohnung. Als Vera Mense dann 1975 starb, vermachte sie das Gemälde ihres Mannes der Familie Reinhardt in Bonn.

Lange Zeit hing das Werk anschließend im Wohnzimmer von Hildegard Reinhardts Mutter. Als diese vor zwei Jahren starb, war für die Tochter klar, dass sie das Gemälde dem Siebengebirgsmuseum schenken wollte. „Wir wollten uns ja nicht daran bereichern“, sagt sie.

Carlo Mense hat Aquarell vermutlich Anfang 1950 geschrieben

Irene Haberland, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin des Siebengebirgsmuseums, vermutet, dass Carlo Mense das Aquarell Anfang der 1950er Jahre gemalt hat, da er zu dieser Zeit wieder im Rheinland lebte. Ende 1944 war Mense an den Wohnort seiner Eltern nach Bad Honnef gezogen. Stilistisch schließt das Bild aber an den Expressionismus der 1920er Jahre an. Mense hatte damals vergleichbare Landschaftskompositionen aus Italien mitgebracht. Zwischen 1920 und 1925 hatte sich der Künstler, der mit Oskar Kokoschka und Paul Klee befreundet war, für längere Zeit in Positano aufgehalten. „Es ist ein unwahrscheinlich spannendes Bild. Man kann an ihm gut die typische Erfassung von Eigenschaften der Landschaft und der Natur erklären“, urteilt Haberland über das Werk.

Museumsleiter Elmar Scheuren freut sich über die Schenkung besonders, weil ab dem 7. Dezember in Königswinter die Ausstellung „Rheinische Landschaften im 20. Jahrhundert“ (siehe Kasten) zu sehen ist, in der das Bild einen würdigen Platz erhalten wird. „Das Gemälde ist eine tolle Bereicherung unseres Museums.“ Scheuren erinnerte daran, dass sich bereits Menses Gemälde „Radfahrer“ im Besitz des Museums befindet. Die Bürgerstiftung Königswinter und der Heimatverein Siebengebirge hatten das Werk vor knapp drei Jahren übergeben. Dem Museum gehören auch ein von Mense gestalteter Schulband und ein Druck, der das Königswinterer Schwimmbad zeigt. Peter Wirtz bedankte sich denn auch für die „großzügige Schenkung, die sehr gut in den Bestand des Museums passt“.

So wie sich das Schaffensjahr des Gemäldes nicht exakt bestimmen lässt, so bleibt auch der genaue Ort der Einzelausstellung anlässlich des 70. Geburtstags des Künstlers im September 1956 in Königswinter ein Mysterium. Das „Echo des Siebengebirges“ berichtete damals über die Veranstaltung des Rheinisch Bergischen Künstlerkreises in der neuen Galerie am Drachenfels. Wo diese war? Da müssen auch die Kunstexperten passen.

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