„Glöckchen von Heisterbach“ aufgeführt Mystisch und anrührend zugleich

HEISTERBACHERROTT. · Chöre und Solisten faszinieren in der Klosterkirche mit der wiederentdeckten Partitur des „Glöckchens von Heisterbach“.

 Die dramatische Geschichte einer wundersamen Heilung erzählen Sänger und Musiker in der Klosterkirche Heisterbach.

Die dramatische Geschichte einer wundersamen Heilung erzählen Sänger und Musiker in der Klosterkirche Heisterbach.

Foto: Frank Homann

Die Sitzreihen in der Heisterbacher Klosterkirche waren besetzt mit erwartungsvollen Musikfreunden schließlich war ein Werk angekündigt, das in Vergessenheit geraten war, bis die Sopranistin Katja Heydegger im Jahr 2017 im Siebengebirgsmuseum den Klavierauszug des „Glöckchen von Heisterbach“ entdeckte (der GA berichtete).

Die Weihnachtskantate des Komponisten August Thelen (Text: H. Scheuren; Vorname unbekannt) führte sie nun gemeinsam mit dem Kammerchor Oberpleis und dem Männergesangverein Quirrenbach sowie Ruth Katharina Peeck (Alt) unter der Gesamtleitung von Pavel Brochin auf.

Und wenn es vielleicht auch keine Uraufführung war: So, wie es an dem Ort interpretiert wurde, auf das es sich bezieht, ist das Werk sicher noch nicht aufgeführt worden. Denn zum Part des Klaviers, an dem Frank Hoppe eine beachtliche Leistung bot, kam Percussion: Ralf Zartmann ließ das „Glöckchen“ im Verlauf der Darbietung immer wieder auf verschiedene Weise erklingen.

Vom hellen Klingeln des Glockenspiels bis dunkel schlagenden Mitternachtsgeläut auf der Röhrenglocke. Auch der Einsatz von Schellen, Becken und Handtrommel sorgte für Dramatik, an der es dem rührseligen Singspiel, das 1907 in einem heute nicht mehr existierenden Godesberger Verlag erschienen ist, musikalisch sowie inhaltlich wahrlich nicht mangelte.

Der Liedtext handelt von einem Mädchen namens Marie, das in der Vorweihnacht bei Sturm aufbricht zum Wunderglöckchen von Heisterbach, dessen Geläut um Mitternacht die Rettung für die sterbende Mutter verspricht. Heydegger sang die Marie, Peeck die Mutter. Erwartungsfroh war noch der Eingangschor der fast 40 Männerstimmen und zuversichtlich das Mädchen, das schwor, Heilung für die Mutter zu finden.

Doch die gläubige Kinderseele wurde auf eine harte Probe gestellt. Das Mädchen verirrte sich im Wald, musste Sturm, eine Schlucht und ein Ungeheuer überwinden; es zweifelte, verzweifelte als der Glockenstrick riss und bat inständig um Gottes Hilfe, die am Ende kam.

Die Zuhörer wurden Zeugen einer sich steigernden Unruhe, von düsteren Szenen und wilder Jagd, für die insbesondere der Chor sorgte, der als Erzähler und Kommentator sorgte. Erregte Ausbrüche wechselten ab mit frommen Gesängen, die durchaus anspruchsvoll waren. Für die Tenöre ging es übers hohe A hinaus. Von piano bis forte und wieder zurück bewegten sich die Gesangsstimmen. An Tempo ließen die Akteure es ebenfalls nicht fehlen.

Den Blick hatten viele Konzertbesucher ins Programmheft gerichtet, während sie Zeugen eines kleinen Wunders wurden, weil das Glöckchen wie von selbst läutete und die Geschichte gut ausging. „Marienglöcklein, Wunderglöcklein, läutest von selber auf deinem Thron. Marienglöcklein, Wunderglöcklein, lobest zur Weihnacht den göttlichen Sohn“, sang der Chor.

Ebenso hörenswert waren die beiden Stücke, die zuvor auf dem Programm standen: Max Bruchs „Gruß an die Heilige Nacht“, in dem die Männerstimmen fast meditativ ansetzten, sich mit den Frauenstimmen aufschwangen und auffächerten zur mehrstimmigen Hymne, im reizvollen Miteinander mit Ruth Katharina Peeck.

Und selbst wer Peter Cornelius’ „Weihnachtslieder“ schon kannte, dürfte erfreut gewesen sein, die sechs Stücke in einer gelungenen Bearbeitung von Pavel Brochin für Sopran-Solo und gemischten Chor zu hören. Als Zugabe gab es nochmals den Schlusssegen aus dem „Glöckchen von Heisterbach“ sowie Engelbert Humperdincks „Abendsegen“ und „Weihnachten“.

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