Serie: Bezwing' den GA Redakteur Dennis Betzholz tritt gegen Landesliga-Trainer im Fußballgolf an

Vinxel · Mein Rivale trägt Fußballschuhe mit Noppen, eine rote Trainingsjacke mit Vereinsemblem und eine warme Mütze. Ich trage nur die Hoffnung in mir, mich nicht zu blamieren. Es ist klirrend kalt, ein Grad über Null, Ostwind, als auf Gut Heiderhof in Königswinter-Vinxel die Fußballehre auf dem Spiel steht.

Diesmal heißt das Duell Mann gegen Mann, Landesliga-Trainer gegen Hobbykicker, Marcus Zepp vom TuS 05 Oberpleis gegen mich. Diesmal muss das Runde nicht ins Eckige, sondern bis ins 172 Meter entfernte Loch. Fußballgolf heißt diese neue Trendsportart, die Ende der 90er Jahre in Skandinavien erfunden wurde und die nun auch in Königswinter angelangt ist.

Fußball trifft Golf, 18 Löcher auf einer Fläche von 60.000 Quadratmetern. Eine Idee, die auch von Unternehmern gewürdigt wird: Vorgestern ist das Fußballgolf-Konzept von Eike Witte und Hella Töllner bei der Bonner Ideenbörse auf Platz eins gelandet.

Aber reden wir über Loch 16. Wie sich der Ball nach zwei kraftvollen Schüssen der roten Fahne nähert, um steinerne Hindernisse herum über kurzen Rasen gleitet, und wie er nach dem dritten Schuss, diesmal gefühlvoll gestreichelt, ins Loch plumpst, obwohl die Bahn vier Schüsse vorsieht. Im Golf spricht man dann von "ein unter Par".

Ich bemerke den anerkennenden Blick meines Kontrahenten. Ich erwähne ihn, weil es der einzige in diesem Duell sein sollte. Wenn wir über Loch 16 reden, dann reden wir über mein einziges Erfolgserlebnis. Als Marcus Zepp, 39, selbst noch aktiv spielte, war er für die Elfmeter in Oberpleis verantwortlich. Nur zwei oder drei verfehlten in all den Jahren ihr Ziel - eine hervorragende Quote.

"Das hat hiermit aber nichts zu tun. Elfmeter sind nur Kopfsache", sagt Zepp, stellt die Fußsohle auf den Ball und schiebt ihn sicher ins Loch. Meine Schüsse landen immer wieder im "Rough", dem ungemähten Rasen abseits der Bahn, aus dem es so ungeheuer schwierig ist, den Ball zielgenau herauszukatapultieren. Golfer wissen, wovon ich rede.

Es geht vorbei an Holzstämmen, unter selbst geschnitzten Krokodilen und zwischen herunterhängenden Ketten hindurch. Und am Ende wartet nicht immer nur ein Loch, sondern mal eine Glocke, ein Puppenbett oder ein Brunnen, wo der Ball eben hineingelupft oder klangvoll gegengeschossen werden muss. "Sehr kreativ", urteilt mein Kontrahent, der auch die Bälle und den Rasen lobt.

Der Mann hat gut reden: Schon zur Halbzeit, nach neun Bahnen, führt der Experte mit 15 Schüssen. Weil mein Ball einfach nicht in den Korb wollte und gleich danach nicht über die Brücke. Präzision ist ein Hexenwerk, ganz sicher. Ein Debakel bahnt sich an. Mein Hosenbein ist bereits grasgrün (der Mann weiß, warum er Noppenschuhe trägt), meine Ohren sind eingefroren (der Mann weiß, warum er Mütze trägt). Der Landesliga-Trainer ist sechs Meter vom Ziel, einem Blechdeckel, entfernt.

Statt es mit einem satten Schuss zu versuchen, legt er sich den Ball bis auf wenige Zentimeter vor den hängenden Deckel. "Feige", spotte ich. Er erwidert: "Oder klug!" Ich versuche es mit meiner Taktik, ziele vorbei und benötige zwei Schüsse, um den Ball wieder an der alten Position zu haben. Fußballgolf gewinnt nicht der, der mehr Kraft hat.

Sondern der mit mehr Ballgefühl - und: der mit weniger Mut zum Risiko. Ich begreife das erst bei Loch elf. Das ist viel zu spät. Der Endstand nach zwei Stunden: 85 zu 106 Versuche. Marcus Zepp hat damit sogar den Bahnrekord unterboten. Ein schwacher Trost. Reden wir lieber über Loch 16...

Info: Fußballgolf Bonn, Heiderhof 1, Königswinter. Neun Euro, Kinder bis 14 Jahre zahlen sechs Euro .

Fordern Sie uns heraus!

Sie möchten gegen uns antreten? Dann schreiben Sie uns: Wir kommen vorbei, stellen Sie und Ihren Verein, Ihre Gruppe oder Institution vor und treten gegen Sie in Ihrem Fachbereich an. Wir machen alles: Sportliches, Handwerkliches, Intellektuelles, Kulinarisches - vom Boule-Klub bis zur Straßenmeisterei, mit der wir die Löcher im Asphalt stopfen, ist alles denkbar.

Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und schreiben Sie uns Ihren Vorschlag per Post (General-Anzeiger, Hauptstraße 38 d, 53604 Bad Honnef) oder per E-Mail (siebengebirge@ga.de). Sie können auch telefonisch herausfordern unter der Nummer 02224/9020822.

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