Erich Klaus Polizeioberkommissar rät in der Verkehrserziehung zum bewussten Vorbild

KÖNIGSWINTER · Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, das gilt besonders für ihr Verhalten im Straßenverkehr. Sie sehen anders und hören anders, und sie handeln und reagieren anders als Erwachsene. Für sie ist die Verkehrsziehung besonders wichtig - Erich Klaus wird nicht müde, dies zu betonen. Als Verkehrssicherheitsberater der Bonner Polizei hilft er, Kinder in der Region fit für den Straßenverkehr zu machen. Mit dem Polizeihauptkommissar sprach Gabriela Quarg.

 Mit Hilfe von Handpuppe Lars vermittelt Erich Klaus im Kindergarten in Ittenbach richtiges Verhalten im Straßenverkehr.

Mit Hilfe von Handpuppe Lars vermittelt Erich Klaus im Kindergarten in Ittenbach richtiges Verhalten im Straßenverkehr.

Foto: Melsbach

Verkehrsziehung ist Lernen fürs Leben. Weshalb?
Klaus: Einstellung und Verhaltensweisen werden bereits im Kindergartenalter und den ersten beiden Grundschuljahren zum großen Teil festgelegt. Bei der Verkehrserziehung geht es daher nicht nur darum, Kinder vor den Gefahren des Straßenverkehrs zu schützen, sondern ihnen auch richtige Verhaltensmuster fürs weitere Leben mitzugeben.

Welche Rolle spielen die Eltern?
Klaus: Eltern müssen sich noch stärker ihrer Verantwortung bewusst werden. Verkehrserziehung kann nur ein Gemeinschaftswerk sein, aber die Hauptarbeit liegt beim Elternhaus. Es gibt den Spruch "Was nutzt die ganze Erziehung? Am Ende machen sie uns doch nur nach". Deshalb sollte man viel mit Kindern draußen sein, Regeln mit den Kindern besprechen und diese vorleben. Die Aufgabe der Polizei ist es, den Eltern das Rüstzeug und das Wissen dafür zu geben.

Was sollten sich Eltern immer wieder bewusst machen?
Klaus: Sie sollten versuchen, mit den Augen eines Kindes zu sehen. Kinder sind nicht nur kleiner, sie haben auch eine eigene Art ihre Umwelt und Mobilität wahrzunehmen. So ist das Blickfeld eines achtjährigen Kindes etwa um ein Drittel kleiner als das der Erwachsenen. Und ihnen fehlt das perspektivische Sehen. Sie können Geschwindigkeiten und Entfernungen nicht richtig einschätzen. Ein Kind kann aus der Entfernung in den ersten Lebensjahren kein fahrendes von einem stehenden Auto unterschieden.

Wie lange dauert es, bis diese Entwicklung abgeschlossen ist?
Klaus: Kinder sind heute nicht mehr so viel draußen wie früher. Das hat zu einer Entwicklungsverzögerung geführt. War die Fähigkeit, Geschwindigkeiten und Entfernungen einschätzen zu können, früher mit etwa zehn Jahren ausgebildet, so dauert es heute oftmals ein bis zwei Jahre länger.

Wie kann man das trainieren?
Klaus: In dem man mit den Kinder draußen gemeinsam die Umwelt erkundet, bewusst Verkehrssituationen anspricht und dabei auch ganz profane Sachen thematisiert: Was bedeutet es zum Beispiel, wenn ein Auto blinkt?

Was sollten Kinder als Erstes lernen?
Klaus: Die drei Worte: stehen, sehen, gehen. Auch Eltern sollten sich angewöhnen, wenn sie mit dem Kind unterwegs sind, vor dem Überqueren der Fahrbahn zu stoppen, zu gucken und erst dann loszugehen, wenn die Kinder ihr Umfeld so weit wahrgenommen haben, dass ein gefahrloses Überqueren der Fahrbahn möglich ist.

Welche Gefahren lauern zusätzlich beim Radfahren?
Klaus: Als Spielgerät ist das Fahrrad in Ordnung, als Verkehrsmittel im Grundschulalter nicht. Oftmals kaufen Eltern zudem Fahrräder, die für das Kind zu groß sind.

Unfälle mit Kindern

Die Anzahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder im Bereich der Polizei Bonn ist 2012 deutlich zurückgegangen. 2012 wurden 178 Kinder im Alter bis 14 Jahre verletzt, 17 weniger als 2011. 22 Kinder erlitten schwere Verletzungen, getötet wurde keines. 60 Kinder verunglückten mit dem Fahrrad, 64 als Fußgänger.

Die Zahl der als Mitfahrer im Auto verletzten Kinder stieg von 52 (2011) auf 53 (2012), sieben Kinder wurden schwer verletzt. Deutlich verringert hat sich die Anzahl von Schulwegunfällen: 30 Kinder verunglückten, 2011 waren es noch 39 gewesen. Viele Unfälle ereignen sich vor der eigenen Haustür und auf bekannten Wegen. Erich Klaus: Kinder fühlten sich auf "bekanntem Terrain" vermeidlich sicher und ließen nicht genug Vorsicht walten.

Zur Person

Erich Klaus, 56 Jahre alt, startete 1973 seine Laufbahn bei der Polizei.

Nach erfolgreicher Weiterbildung ist der Vater eines mittlerweile erwachsenen Sohnes seit 16 Jahren als Verkehrssicherheitsberater für die Bonner Polizei unterwegs. In dieser Funktion macht er Kinder und Jugendliche, junge Fahrer, Senioren und Menschen mit Handicap fit für den Straßenverkehr.

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