Aktion für Senioren Oldtimer sorgen in Königswinter für Aufsehen

STIELDORF · Die Evangelische Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott und die Oldtimerfreunde Siebengebirge haben sich zusammengetan. Zum Glück für zwölf Senioren: Sie wurden in Oldtimern bis nach Remagen und zurückgefahren.

Die Aufmerksamkeit am Wegesrand war vorprogrammiert. Schließlich waren sie aber auch echte Hingucker: die Oldtimer, die unter dem Motto „Oldies but Goldies“ bei der Ausfahrt für Senioren auf die Strecke gegangen waren. Nach der Premiere im vergangenen Jahr haben die Evangelische Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott und die Oldtimerfreunde Siebengebirge nun zum zweiten Mal zwölf Teilnehmern zwischen 70 und 90 Jahren eine Fahrt im Oldtimer ermöglicht.

„Vor allem in Thomasberg haben etliche Leute am Rand gestanden und geguckt, wie wir aufgereiht waren“, berichtete der 79-jährige Horst Rohde aus Heisterbacherrott. In seinem ersten Beruf habe er acht Jahre als Autolackierer gearbeitet. „Damals habe ich Goggos, Isettas, Spatz, etliche Porsches und BMW lackiert.“ Besonders eine Isetta als Viersitzer hätte er gerne noch einmal gesehen: „So eine hatten wir als Firmenwagen und durften diesen als junge Leute mal übers Wochenende ausleihen“, erinnerte sich Rohde.

Eine BMW Isetta, allerdings ein Zweisitzer, war bei der Schau dabei, genauso wie neun andere gut erhaltene, gepflegte Schätzchen vom Ford Coupé, Baujahr 1930, bis zum gerade erst 30 Jahre alten Mercedes 300 SE. „Ich habe eine Bekannte, deren 1,90 Meter großer Mann hatte eine Isetta, weil er darin sitzen konnte, ohne mit dem Kopf anzustoßen. Damit sind sie sogar zwei Jahre nach London gefahren“, erzählte die 90-jährige Ilse Deutsch aus Vinxel.

Autos rufen Erinnerungen wach

„Mit den Autos kommen die Erinnerungen“, erzählte Pfarrerin Ute Krüger. Die Familie Berger-Krups von den Oldtimerfreunden war mit der Idee an die Evangelische Kirchengemeinde herangetreten. Daraufhin wollte die Gemeinde die Oldtimerausfahrt auch ausrichten, um „Menschen im Seniorenkreis anzusprechen, die nicht automatisch zum Kaffee, zu Gottesdiensten oder Gemeindefesten kommen“.

Zunächst holten die Fahrer die Senioren zu Hause ab und brachten sie zur Kirche. Bevor die Pfarrerin die „Oldies“ mit einem Reisesegen auf die Strecke schickte, feierten Jung und Alt dort einen Sommersegnungsgottesdienst mit Picknick und Kinderspielen. Dabei nahmen auch die Kinder in den historischen Fahrzeugen Platz. Später verabschiedeten sie die Senioren vor ihrer Fahrt nach Remagen mit Einkehr im Arp Museum Bahnhof Rolandseck.

Das Fachsimpeln gehörte zur Oldtimerausfahrt ebenfalls dazu – und mancher Blick unter die Motorhaube. Der Triumph TR5 PI von Gerhard Molweide aus Vinxel konnte zwar nicht mit den anderen auf der Fähre mitfahren, „weil er bei der Ausfahrt in Mehlen aufgesetzt wäre“. Aber Molweide, dem als Katholik die Ökumene und deshalb auch seine Teilnahme am Herzen lagen, hörte auch Komplimente über seinen Wagen. „Der war mal eine Rakete“, wusste jemand. Denn der Triumph mit Overdrive, Baujahr 1968, habe sieben Gänge und konnte Tempo 194 fahren, was „damals unglaublich“ gewesen sei.

Ein Wagen wie ein Sofa

Horst Rehnert aus Rauschendorf gefiel der Mercedes von Heinrich Schwuppert aus Aeigidenberg. „Der Wagen fährt wie ein Sofa, besonders so ein Sechszylinder mit allem Pipapo, das er da drinnen hat“, sagte Rehnert. „Es war wunderbar, so eine tolle Fahrt. Ich habe mich angemeldet, weil ich selber nicht mehr fahren soll und habe es genossen, mal mit jemand anderem mitzufahren.“

Weil sich die Teilnehmer nach der Rückkehr an der Stieldorfer Kirche noch gerne austauschten, wurden sie von der Gemeinde dort mit Laugengebäck und Getränken bewirtet, bevor die Senioren von ihren Fahrern wieder heimgebracht wurden. Eine Wiederholung der Oldtimerausfahrt im kommenden Jahr ist geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Wie ein brennender Zeppelin
Musikzug "Bergklänge" vertont Hindenburg-Drama bei Konzert auf Schloss Drachenburg Wie ein brennender Zeppelin