Siebengebirgsmuseum Niko Froitzheim sprach über den Vulkanismus in der Region

KÖNIGSWINTER · "Vor 34 Millionen Jahren, da reichte die Nordsee noch bis in den Bonner Raum." Im Siebengebirgsmuseum war in der Serie "Kostprobe - ein Thema, ein Wein, eine Stunde" kein Märchenerzähler am Werk.

 Wie Drachenfels und Co. entstanden, erläuterte Niko Froitzheim im Siebengebirgsmuseum.

Wie Drachenfels und Co. entstanden, erläuterte Niko Froitzheim im Siebengebirgsmuseum.

Foto: Homann

Vielmehr berichtete der Bonner Geologe Professor Niko Froitzheim, wie das Siebengebirge entstanden ist. Dabei mussten die Königswinterer "Küstenbewohner" eben auch ein bisschen Fantasie aufbringen.

Damit die Besucher nicht allzu viel zu knabbern haben an dem etwas schwerer zu verdauenden Stoff, ist in der "Stein-Abteilung" des Museums neben dem römischen Steinbruch, dem großen Backofen und den Steinkreuzen auch eine Computersimulation vorzufinden, die anschaulich die Entstehung von Drachenfels & Co. darlegt. In acht Minuten erschließt sich dem Betrachter das "Zig-Millionen-Ding" Siebengebirge.

Der renommierte Geologe Froitzheim hatte das "Drehbuch" für diese Attraktion der Ausstellung verfasst, die es seit der Neueröffnung gibt. Museumsleiter Elmar Scheuren dankte dem Professor dafür herzlich, denn damit ging ein lange gehegter Wunsch nach einer guten Visualisierung in Erfüllung.

Den Gästen der Kostprobe präsentierte Froitzheim den Film in Großformat. Das Eröffnungsbild zeigte einen Vulkanausbruch der Neuzeit in Indonesien. So explosiv ging es einst auch auf dem Terrain zu, auf dem jetzt das romantische Siebengebirge steht. Die Geologie des Siebengebirges wird im Wesentlichen geprägt von den Zeitaltern Devon vor rund 400 Millionen Jahren und Tertiär/Oligozän vor 25 Millionen Jahren, als sich die heutige Berglandschaft durch Vulkanaktivitäten formte.

Vorausgegangen war der Rückzug des Meeres vor rund 320 Millionen Jahren. Die Meeresablagerungen verfestigten sich durch den Druck und bilden heute den Sockel des Siebengebirges. Erinnerung an die Zeit, als Königswinter noch am Meer lag, sind die Muschelablagerungen am Weilberg. Als sich das Wasser zurückzog, wurden die Lagen des Devongesteins durch Gebirgsbildung gefaltet.

Professor Froitzheim: "Die beste Falte ist am Stuxberg, das sind Schichten des Devon." Dieser Prozess fand vor 35 Millionen Jahren statt. Es bildeten sich Verwerfungen. Schollen und Gräben entstanden. Die vulkanische Tätigkeit vor 25 Millionen Jahren veränderte die Landschaft dann entscheidend.

Froitzheim: "Die Verwerfungen haben Magmen kanalisiert." In den Magmenkammern liefen chemische Prozesse ab, es entstanden Basalt, Latit und Trachyt. Die explosiven Vulkanausbrüche verursachten riesige Aschewolken, die sich als Tuffdecke, die bis zu 200 Meter dick war, ablagerte. In Jahrmillionen wurde die Tuffschicht durch Erosion abgetragen. Die härteren Kuppen aus erstarrtem Magma, Basalt, Latit und Trachyt wurden so freigelegt. An geschützten Stellen blieb die Tuffschicht erhalten - hier befinden sich die Ofenkaulen.

Faszinierend sind immer wieder Basaltsäulen wie am Weilberg. Ursache ist das Abkühlen des Magmas, wobei Spannungen und Risse entstehen. Die Säulen wachsen dabei senkrecht zur Abkühlungsfläche. Eine wunderschöne Ausnahme: eine Basaltrosette am Petersberghang. Jünger ist dagegen der Vulkanismus in der Eifel. Froitzheim: "Der jüngste Ausbruch war vor 10 000 Jahren." Zwei Erdbeben in der Nähe des Laacher Sees mit einem Herd in großer Tiefe von 40 und 43 Kilometern hätten letztes Jahr Aufsehen erregt, so Froitzheim. "Da ist wohl Magma in Bewegung. Aber das kann Hunderte oder Tausende Jahre bis zum Ausbruch dauern."

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