Bahnlärm könnte zum Problem werden Neue Kita auf dem Hallenbadgelände in Königswinter möglich

Königswinter · Bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie durch den Architekten Heinrich Blass zeigt sich: Eine Kita auf dem Hallenbadgelände ist machbar. Bedenken haben die Politiker indes in Bezug auf die Lärmbelastung durch die angrenzende Bahnstrecke.

Eine neue Kita auf dem Hallenbadgelände ist machbar. Soweit waren sich die Politiker im Stadtrat nach der Vorstellung der Machbarkeitsstudie durch den Architekten Heinrich Blass einig. Allerdings sehen sie auch die Lärmproblematik durch die Nähe zu einer der meistbefahrenen Bahnstrecken Europas.

Beschlossen wurde bei ein paar Enthaltungen, dass die Verwaltung den Auftrag für die Planung zur Errichtung einer dreigruppigen Einrichtung als Anbau an das neue Hallenbad erteilen soll. Außerdem soll der Jugendhilfeausschuss als Fachausschuss mit der Planung befasst werden.

70 Minuten beschäftigte sich der Stadtrat bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause in der mollig warmen Oberpleiser Aula mit diesem Thema. Bürgermeister Peter Wirtz war die intensive Diskussion über den Bahnlärm, dem die Kinder in Zukunft ausgesetzt sein könnten, offensichtlich zu lang. „Die schallschutztechnische Untersuchung ist Bestandteil der Vorplanung. Wir können das noch steuern und schlagen heute keine Pflöcke ein“, sagte er genervt.

550 Quadratmeter Nutzfläche

Heinrich Blass, der auch das Hallenbad plant, hatte zuvor dargestellt, wie er sich die neue Kita vorstellt. Die Erschließung für beide Einrichtungen möchte er über einen gemeinsamen Vorplatz von der Bahnhofsallee aus vornehmen. Der alte Baumbestand soll dabei erhalten bleiben. „Der Cleethorpeser Platz ist besonders in den Morgenstunden so hochfrequentiert, dass der Eingang über die Bahnhofsallee wesentlich sicherer und komfortabler erscheint.“ Die dreigruppige Einrichtung, die wegen des großen Bedarfs an Kita-Plätzen präferiert wird, soll an die Bahnhofsallee gebaut werden und an das vier Meter hohe Umkleidegebäude des Hallenbades anschließen, während das sieben Meter hohe Hallenbad zum Cleethorpeser Platz hin verschoben ist.

Die neue Kita hat 550 Quadratmeter Nutzfläche. Die Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass alle drei Gruppenräume mit Nebenräumen und die Küche im Erdgeschoss Platz finden. Der Mehrzweckraum ist im aufgesetzten Obergeschoss geplant. Der 750 Quadratmeter große Außenbereich bietet laut Blass ausreichend Platz für die Kinder. Die Vorgaben des Landschaftsverbandes gehen von zehn Quadratmetern pro Kind aus, was bei 55 Kindern locker erfüllt würde. Vor den Gruppenräumen ist ein überdachter Umgangsbereich vorgesehen, sodass die Kinder auch in einem Teil des Außengeländes vor Regen geschützt seien.

Die Kosten für die dreigruppige Einrichtung schätzt der Architekt auf knapp 2,2 Millionen Euro netto, was Bruttokosten von 2,6 Millionen Euro bedeuten würde. „Wir gehen dabei von einem mittleren Standard aus. Es wird keine Einrichtung in Marmor und Naturstein, jedoch mit Materialien in warmen Farben geben“, sagte er. Bei zeitgleicher Errichtung von Hallenbad und Kita rechnet er mit einem Einsparpotenzial durch Synergieeffekte von rund zehn Prozent. Da für das Hallenbad eine Bauzeit von zwei Jahren zu erwarten sei, würde bei einer gleichzeitigen Errichtung beider Gebäude natürlich auch die Kita später fertiggestellt werden, als dies an anderer Stelle möglich wäre.

Schallschutzwand könnte eine Lösung sein

Damit hatte der Stadtrat kein Problem, auch wenn CDU-Fraktionschef Josef Griese Wert darauf legt, dass beide Einrichtungen zeitnah gebaut werden und spätestens Ende 2020 oder Anfang 2021 an den Start gehen. Beim Bahnlärm sind die Bedenken viel größer. „Wir haben die größten Bauchschmerzen damit, die Kita an eine der meistbefahrenen Güterzugstrecken zu bauen, wo die Züge im Minutentakt vorbeifahren“, sagte FDP-Fraktionschef Bruno Gola. Ihm ist wichtig, dass mehr auf den Schutz der Kinder geachtet wird, als auf städtebauliche Ausrichtung.

Auch Andreas Danne (Linke) stellte die Frage, „ob es der geeignete Standort für die Kita ist, wenn dort 600 Züge pro Tag langfahren“. Dirk Lindemann (SPD), der die Planung ansonsten „unheimlich reizvoll“ findet, bereitet das Lärmproblem ebenfalls die einzigen Bauchschmerzen.

Stephan Bergmann (Königswinterer Wählerinitiative) stört die Bahnstrecke auch. Er stellte die Frage, ob es nicht besser sei, beide Gebäude einfach zu tauschen, damit die Kita durch das Hallenbad geschützt werde. „Ich muss versuchen, aus beiden Gebäuden das Optimum herauszuholen. Wir haben das so angeordnet, damit die sieben Meter hohe Halle nicht direkt vor der Kita steht“, sagte Architekt Blass. Schallschutzmessungen würden aber bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Planung vorgenommen. Eine Lösung könne auch eine Schallschutzwand zur Bahnhofsallee hin sein.

Auch hier schaltete sich der Bürgermeister ein. „Wenn die Kita fertig ist, werden die meisten Züge umgerüstet sein. Die Lärmimmissionen werden sich dann deutlich verringern“, meinte Wirtz.

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