Mit Händen und Füßen Neue Glocken in Königswinter mit Beiern eingeweiht

Königswinter · Mit dem traditionellen Beiern wurden in der Königswinterer Christuskirchengemeinde neue Glocken eingeweiht. Eine Stunde lang bewegten Gemeindemitglieder mit Händen und Füßen die Klöppel.

 Die neuen Glocken der Christuskirchengemeinde wurden zum Einstand gebeiert.

Die neuen Glocken der Christuskirchengemeinde wurden zum Einstand gebeiert.

Foto: Frank Homann

Schon das Stundengeläut um 18 Uhr klang anders. Und dann erschallte für eine ganze Stunde, was noch nie von der Königswinterer Christuskirche zu hören war: Ding ding, dingeding, dang dang, dongedong. Der Nachhall fehlte, weil die Glocken nicht schwangen. Dafür hörte sich alles viel rhythmischer an. Zum „Adventsfenster“ der evangelischen Kirchengemeinde am dritten Adventssonntag wurde erstmals gebeiert. Und zwar auf den fünf neuen Glocken, die die Gemeinde in diesem Jahr gebraucht aus Düsseldorf erstanden hatte.

Zum Auftakt der ökumenischen Aktion „Adventsfenster“ hatten sich mehr als 60 Gläubige und Neugierige zur Andacht vor dem Kirchenportal versammelt. Pfarrerin Anne Kathrin Quaas und die stellvertretende Presbyteriumsvorsitzende Ute Bott lasen aus Psalm 24, der als Grundlage für das Adventslied „Macht hoch die Tür“ gilt“. Zwischen den Textbeiträgen sang die Gemeinde dieses Lied.

Es kam auch zum Dialog zwischen denen auf dem Kirchturm und denen vor dem Portal: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe, hieß es von oben. „Wer ist der König der Ehren?“ fragte die Gruppe von unten. Die Antwort: „Er ist unser Gott, stark und mächtig, mächtig im Kampf.“ Der Königswinterer Winfried Clarenbach, der gemeinsam mit Georg Wagner, Ariane Toffel, Rolf Linden und Monika Effelsberg zwischen den Dialogen oben beierte, hatte sich dazu ein „Megafon“ aus Pappe gebastelt, damit man ihn unten besser verstand.

Glockenklang durch Muskelkraft

Das Beiern zog auch noch Passanten in die dunkle Christuskirche, während die Gemeinde schon weitergezogen war zur Terrasse des Ernst-Rentrop-Hauses, wo das adventliche Beisammensein bei Glühwein, Keksen, Gesprächen und den Rhythmen vom Kirchturm ausklang.

Was keiner hörte, war die Kraftanstrengung, die das Beiern erfordert. Muskelkraft sorgte für den Glockenklang. Mit Händen und Füßen agierten die Beierer. Die schweren Klöppel der Glocken hatten sie bis kurz vor den Glockenrand gezogen und mit Seilen fixiert. Wenn sie dann an den Seilen zogen, wurden die ruhenden Glocken von innen angeschlagen.

Sie griffen auf Rhythmen zurück, wie sie auch auf den Glockentürmen in Thomasberg, Oberpleis und Bonn-Küdinghoven benutzt wurden. „Beuel, Vilich, Hangelar. Vilich-Müldorf, Jeißelar“ oder andere Sprüche, die den Noten unkundigen Beierleuten von einst das Merken der Melodien vereinfachten, sprachen sie im Geiste mit. Weil in der Christuskirche drei Glocken auf der einen und zwei Glocken auf der anderen Seite übereinander hängen, könne einer alleine maximal drei Glocken gleichzeitig spielen, sagte Clarenbach. Er war sehr angetan von der „wohlklingenden Disposition“. „Bronze klingt völlig anders als Stahl. Das Scheppern hat ein Ende“, sagte Clarenbach mit Verweis auf die drei aus Kriegszeiten stammenden alten Stahlglocken der Christuskirche, die jetzt am Eingang der Kirche stehen.

Weil auch der Glockenturm im Zuge der Installierung der neuen Glocken erneuert werden musste, bat die Evangelische Gemeinde auch beim Beiern nochmals um Spenden. Nächstes Jahr soll wieder gebeiert werden. Bereits nächsten Sonntag, 22. Dezember, beginnt um 18 Uhr das vierte ökumenische Adventsfenster in der Töpferei Dietz, Rheinallee 17.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort