Kindheitstraum erfüllt Maximilian Schmitz aus Oberdollendorf ist neuer Schützenkönig

OBERDOLLENDORF · Der Vogel beim Königsschießen der Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft Oberdollendorf war zäh: 488 Schüsse brauchte Schütze Maximilian Schmitz am Kirmesmontag und schafft damit ein Stück Familientradition.

 Die Fahne wird zu Ehren des neuen Königs geschwenkt: Maximilian Schmitz nach der Krönung in Oberdollendorf.

Die Fahne wird zu Ehren des neuen Königs geschwenkt: Maximilian Schmitz nach der Krönung in Oberdollendorf.

Foto: Frank Homann

Das war kein Schnellschuss: Um 14.37 Uhr fegte am Kirmesmontag Maximilian Schmitz mit dem 488. Schuss endlich den Königsvogel von der Stange. „Jaaaa“, jubelten die Zuschauer, die über Stunden geduldig im Garten von Weingut Sülz das Geschehen am Schießstand verfolgt hatten. Die Mitglieder der Sankt Sebastianus-Junggesellenbruderschaft umarmten ihren neuen König. Böllerschüsse hallten durch den Ort, und das Beiern der Glocken von Sankt Laurentius schallte herüber in die grüne „Königsschmiede“.

Brudermeister Thomas Franz und Michael Mertens hievten ihren neuen Regenten, mit dem lorbeerbekränzten Zylinder auf dem Haupt, auf ihre Schultern. Ein tiefer Schluck aus dem Königspokal, Maximilian reckte die Arme nach oben – für den 29-Jährigen ging ein Traum in Erfüllung.

Und dann kam auch schon seine Königin Antonia Hübenthal (27), um ihren Freund mit dem Siegerküsschen zu belohnen. Und die Begleiterpaare, Andreas und Eva Kentrup sowie Jörg Marzimiak und Ida Sundermann, gratulierten ebenfalls herzlich.

Maximilian Schmitz beerbt seinen Bruder

Im vergangenen Jahr hatte Maximilian bereits den Angriff auf den Titel gestartet. Damals wurde sein Bruder Martin König und Maximilian schwenkte für ihn die Fahne bei der Krönung. Nun beerbte er seinen Bruder und übernahm bei der Krönung auf dem Sebastianusplatz die schwere Silberkönigskette, die Präses Dariusz Glowacki ihm um den Hals legte; dabei assistierten dem Geistlichen Präsident Marcel Herzog, Brudermeister Thomas Franz und Hauptmann Kevin Bracke. Eine ergreifende Zeremonie, die von der Bevölkerung, den Verwandten und Freunden entsprechend bejubelt wurde.

„Die Nachfolge meines Bruders antreten zu dürfen – das ist fantastisch“, sagte König Maximilian vor Glück strahlend. „Als Kind habe ich bei jedem Königsvogelschießen zugeschaut, irgendwann wollte ich mal Fähnrich und auch König werden“, erzählte die neue Schützenmajestät. „Das ist eine so wahnsinnig schöne Tradition. Mein Vater, meine beiden Opas gehörten der Bruderschaft an. Ich bin seit 2004 dabei.“

Der neue Regent wuchs in Oberdollendorf auf, besuchte hier die Grundschule, später das Gymnasium in Oberpleis. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Bankkaufmann, studierte BWL, war dann in einer Versicherung in der Vermögensberatung tätig und wechselt gerade als Area-Manager in deren Vertrieb Südwest-Europa. Sein Hobby Reisen wird er auch beruflich durchführen. Königin Antonia stammt aus Ittenbach und ist Grafikdesignerin. Die begeisterte Balletttänzerin hatte ihrem Maximilian kräftig und lange die Daumen gedrückt.

Ein widerborstiger Holzvogel

Denn der Vogel zeigte sich richtig zäh. Hans Trenker holte sich mit dem 54. Schuss den Pfänder für den Kopf. Der noch amtierende König Martin Schmitz befreite den Vogel mit dem 194. Schuss vom rechten Flügel, den linken holte sein Bruder Maximilian mit dem 384. Schuss herunter. Als nach dem 452. Schuss durch Karl-Heinz Brungs noch immer Fitzelchen vom Schweif am Vogel hingen, wurde der Rumpf um 14.20 Uhr zum Abschuss freigegeben, um mit dem Zeitplan nicht allzu sehr ins Schleudern zu geraten.

Auch die alten Könige Bernd Walbroel, Karl-Heinz Brungs, Christian Franz und Michael Mertens hielten nun mit drauf – und 17 Minuten später hatten die Junggesellen ihren neuen König.

Die Schießmeister Bernd Trommeschläger und Axel Käthler von der Sankt Hubertus-Schützengesellschaft mussten zwischendurch sogar noch einmal Munition bei ihrem Präsidenten Wolfgang Rausch nachbestellen. Umso schöner dann die Krönung, die Parade und der Krönungsball.

Dass diesmal der wie immer von Christian Franz gefertigte Holzvogel sich so widerborstig zeigte – daran war garantiert der Kirmeskerl schuld, der am Dienstagabend in den Weinbergen, wegen der Trockenheit unter Aufsicht der Freiwilligen Feuerwehr Oberdollendorf, verbrannt wurde.

Vorher wurde dem Paias, den die Schlussoffiziere Daniel Otto und Timo Kröger gebaut hatten, natürlich der Prozess gemacht. Aber der Paias hatte ordentlich Spaß all die Kirmestage – beim Mitternachtsfahnenschwenken zu Ehren des neuen Königspaares etwa oder beim Tanz mit ihm selbst.

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