Opposition stellt Kandidat vor Lutz Wagner will Bürgermeister von Königswinter werden

Königswinter · Die Vorstände von SPD, Grüne und Königswinterer Wählerinitiative haben ihren gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten Lutz Wagner auf dem Oelberg vorgestellt. Dabei beleuchteten sie auch Hintergründe der Kandidatur.

Lutz Wagner (2.v.l.) mit den Vorsitzenden Nils Suchetzki (SPD), Thomas Koppe (Grüne) und Florian Striewe (Köwi).

Lutz Wagner (2.v.l.) mit den Vorsitzenden Nils Suchetzki (SPD), Thomas Koppe (Grüne) und Florian Striewe (Köwi).

Foto: GA/Ries

Zumindest am Freitag war Lutz Wagner in Königswinter ganz oben angekommen. Die Pressekonferenz, bei der der Fraktionsvorsitzende der Königswinterer Wählerinitiative (Köwi) als gemeinsamer Bürgermeisterkandidat von SPD, Grünen und Köwi vorgestellt wurde, fand auf dem Oelberg statt. Höher geht es nicht.

Dabei war der Ort für das Projekt Politikwechsel in Rat und Verwaltung wohl symbolisch gewählt. Bürgermeister Peter Wirtz und die Koalition sollen abgelöst werden. Großen Wert legen alle drei Organisationen aber darauf, dass es sich bei Wagner bisher nur um einen Vorschlag der Vorstände handelt und die Mitgliederversammlungen der Köwis (1. Oktober), der Grünen (2. Oktober) und der SPD (7. Oktober) noch zustimmen müssen.

Der Köwi-Vorsitzende Florian Striewe machte jedoch auch deutlich, dass man sich bereits im vergangenen Jahr zusammengefunden habe, um über ein Dreierbündnis und einen gemeinsamen Kandidaten zu sprechen. "Wir wollen auf zwei Ebenen angreifen. Im Rat wollen wir mit neuen Mehrheiten einen Politikwechsel herbeiführen. Und ebenso an der Stadtspitze", sagte Striewe. Dass vor allem die SPD auf einen eigenen Kandidaten verzichtet, nannte er ein "starkes Stück". Das dokumentiere die Ernsthaftigkeit des Projekts. Dieselbe Motivation haben die Sozialdemokraten. "Unser wichtigstes Ziel ist es, einen Politikwechsel zu schaffen. 50 Jahre CDU-Vorherrschaft sind genug. Wir wollen selbst das Ruder übernehmen", sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Nils Suchetzki.

Paradigmenwechsel bei der SPD

Man habe auch in den eigenen Reihen nach einem Kandidaten gesucht, sich dann aber für Wagner entschieden. "Weil wir ihn für einen sehr geeigneten Kandidaten halten. Auch wenn dies ein Paradigmenwechsel für uns Sozialdemokraten ist." Bei den letzten beiden Kommunalwahlen war Cornelia Mazur-Flöer gegen Peter Wirtz ins Rennen gegangen. Auch die Grünen dachten laut ihrem Ortsverbandsvorsitzenden Thomas Koppe über einen eigenen Kandidaten, eventuell auch von außerhalb, nach, kamen aber zu der Überzeugung, dass Lutz Wagner jemand sei, der ihnen thematisch sehr nahe stehe. "Er trägt die grüne DNA in sich", so Koppe. Wagner hatte 1982 die Gründung des Grünen-Stadtverbandes initiiert und war 19 Jahre von 1990 bis 2009 deren Fraktionsvorsitzender.

Für die "neuen" Grünen geht es nach dem jahrelangen Streit, der 2009 auch zur Abspaltung der Königswinterer Wählerinitiative geführt hatte, erst einmal darum, mit ihren neuen Leuten in den Stadtrat einzuziehen. Zurzeit ist dort die abgespaltene Grüne Alternative Königswinter mit drei Ratsmitgliedern vertreten. Lutz Wagner, der mit seiner Familie in Uthweiler wohnt, stattete am Abend vor der Bekanntgabe seiner Kandidatur seinem künftigen Konkurrenten Peter Wirtz in Oberpleis einen Besuch ab. "Wir haben uns darauf verständigt, einen fairen Wahlkampf zu führen und das sportlich zu nehmen", berichtete er.

Früher gingen die Beiden gelegentlich sogar miteinander laufen. Inhaltlich müssen sich Wirtz und die Koalition auf einen harten Wahlkampf einstellen. "Nach 50 Jahren ist es an der Zeit, die CDU-Vorherrschaft in der Stadt zu beenden", so Wagner. Er verstehe sich als Kandidat aller drei Organisationen und fühle sich sehr geehrt, dass gerade die SPD seine Kandidatur mittrage. "Ich habe Respekt vor dieser Aufgabe." Das Amt des Bürgermeisters will er anders interpretieren. Er möchte eine Vision entwickeln, wie sich die Stadt in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickeln könnte. Bisher werde meist reagiert statt agiert.

Fehlende Erfahrung sei kein Problem

Die verschiedenen Akteure möchte er besser einbeziehen als das bisher der Fall sei und einen offenen und kooperativen Politikstil pflegen. "Ich werde auch ganz intensiv den Kontakt zu Bürgern suchen, die kritisch zu einzelnen Projekten stehen." Dazu gehöre eine frühzeitigere und intensivere Bürgerbeteiligung. Als weitere Schwerpunktthemen nannte Wagner die Schaffung preiswerten Wohnraums, eine nachhaltige Stadtentwicklung und umfassenden Klimaschutz, eine kinder- und familienfreundliche Politik, die Stärkung der Ortsteile durch den Ausbau der Nahversorgung, eine bürgerfreundliche und leistungsstarke Verwaltung und einen Ausbau der Digitalisierung und Automatisierung.

Seine fehlende Verwaltungserfahrung sieht er nicht als Nachteil. "Die Abläufe in der Verwaltung sind mir durch meine langjährige Ratstätigkeit sehr vertraut." Bei Themen wie der Personalführung möchte er sich durch Coaches aus dem privaten Umfeld fitter machen lassen. Auch auf die repräsentativen Pflichten freut er sich, falls er gewählt werden sollte. "Ich mag es, Menschen zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Das ist für mich eine sehr reizvolle Aufgabe." Was ihm fehlt, ist, noch häufiger "Ich" zu sagen. "Das muss ich erst noch lernen. Ich sehe mich da noch zu sehr als Teil des Gesamtprojekts Politikwechsel."

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