Feuerwehr Oberdollendorf Löschgruppe feiert ihren 125. Geburtstag

OBERDOLLENDORF · Wieder einmal hatte die Freiwillige Feuerwehr aus Königswinter für die Oberdollendorfer die Kohlen aus dem Feuer geholt. Nach diesem von den Nachbarn gelöschten Brand schlug Ortsvorsteher Pantaleon Bonn Alarm: Er regte die Bildung einer eigenen Truppe an. Das Interesse war immens.

 Das älteste vorhandene Gruppenbild zeigt die Wehrleute 1913 vor dem Steigerturm an der Rennenbergstraße.

Das älteste vorhandene Gruppenbild zeigt die Wehrleute 1913 vor dem Steigerturm an der Rennenbergstraße.

Foto: Feuerwehr Oberdollendorf

Am 2. September 1888 fand sich laut Chronik "eine erfreuliche Anzahl von Bürgern aller Stände" zur Gründungsversammlung ein. Und den Initiator wählten sie zum ersten Vorsitzenden. Gottfried Thiebes wurde der Erste Brandmeister und Hermann Ott sein Stellvertreter. Bereits drei Monate später zählte die junge Wehr 50 Mitglieder. An diesem Wochenende feiert die Löschgruppe Oberdollendorf ihr 125-jähriges Bestehen mit einem Festkommers und einem Tag der offenen Tür.

Die Oberdollendorfer ist damit die zweitälteste Freiwillige Feuerwehr auf dem Stadtgebiet von Königswinter hinter der 1887 aus der Taufe gehobenen Altstadt-Wehr. Die Bewohner spendeten, damit Feuerlöschgeräte und Uniformen angeschafft werden konnten. "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!": So lautet noch heute das Motto. Aber im Laufe der 125 Jahre wurden die Aufgaben der Feuerwehrleute immer umfangreicher.

Statt mit Signalhorn oder Sirene werden die Helfer längst mit Piepser zum Einsatz gerufen. Und Atemschutzgerät, Gefahrstoffpumpe oder hydraulische Rettungsschere wären für die Männer der ersten Stunde Vokabeln vom anderen Stern und ihre Kollegen der Neuzeit kämen ihnen im Chemikalienschutzanzug wahrscheinlich wie Marsmännchen vor. Die "Feuerwehr-Mode" ihrer Zeit waren aus der Turnerkleidung hervorgegangene Joppen.

Sie schützten sich mit einem Pickelhelm auf dem Kopf und trugen Ledergurt, Beil und Rettungsleine. So ausgerüstet sind sie auf Fotos bei einem schweren Einsatz zu sehen, der in die Annalen Oberdollendorfs einging. Pfingsten 1903 löste ein wolkenbruchartiger Regen einen Katastropheneinsatz aus.

Der Mühlenbach verwandelte sich in einen reißenden Strom, Keller soffen ab, Gebäude nahmen schweren Schaden. Die Feuerwehrleute waren tagelang in Aktion. Das Dankeschön der Bürger: Sie spendeten. So konnte neben technischer Ausrüstung und Instrumenten für das Tambourcorps auch eine Fahne angeschafft werden.

Bereits 1898 traten die Oberdollendorfer dem neugegründeten Feuerwehrbezirksverband Bonn bei, 1909 waren sie Mitgründer des Feuerwehrverbandes des damaligen Siegkreises. Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum führten sie am 14. September 1913 den Kreisfeuerwehrtag durch - ein großes Fest.

Ein Jahr später mussten 17 Kameraden in den Ersten Weltkrieg ziehen, drei kehrten nicht heim. Dunkle Wolken zogen erneut mit der Machtergreifung der Nationalisten auch über der Feuerwehr auf. Das Feuerlöschgesetz vom Dezember 1933 bedeutete einen radikalen Eingriff in die Struktur der Feuerwehren. Auch die Oberdollendorfer Gruppe verlor ihre Selbstständigkeit und wurde als Löschzug in die Amtsfeuerwehr Oberkassel eingegliedert.

Viele Mitglieder mussten Soldat werden. Die Lücken wurden von der 1940 gegründeten HJ-Feuerwehr aufgefüllt. Nach dem Ende der NS-Schreckensherrschaft begann der mühsame Wiederaufbau. Mit der kommunalen Neuordnung 1969 endete die Zeit als Löschzug der Amtsfeuerwehr Oberkassel.

Von da an war die Oberdollendorfer Feuerwehrtruppe eine der zehn Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr der neuen Stadt Königswinter. Entgegen des Trends konnte die Jubiläums-Feuerwehr um Löschgruppenführer Werner Franz durch neue junge Mitglieder ihren Altersdurchschnitt auf 34 Jahre senken. Aktuell sind es 42 Aktive.

2012 konnten die Oberdollendorfer ihr neues Domizil beziehen, wo sich nun auch das Lagezentrum aller Königswinterer Feuerwehren befindet. Auch in dieser Hinsicht gilt: Die Vorfahren würden ihren Augen nicht trauen. Das erste Spritzenhaus wurde an der heutigen Rennenbergstraße errichtet.

Damit die Feuerwehrleute auch fit waren, entstand dort 1890 ein Steigerturm - mit dem privaten Darlehen eines Mitglieds. 1927 ging der Wunsch in Erfüllung, näher am Ort zu sein: Die Feuerwehr erhielt ein neues Gerätehaus an der Cäsariusstraße. Immer wieder packten die Mitglieder an: Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten sie das zum Teil zerstörte Spritzenhaus selbst wieder auf, später erweiterten sie es mehrfach. Bis ein funktionales Haus, in das auch der moderne Feuerwehr-Fuhrpark passt, errichtet wurde - an der Cäsariusstraße Nummer 101.

Am morgigen Sonntag findet ab 11 Uhr ein Tag der offenen Tür im und um das Feuerwehrhaus, Cäsariusstraße statt mit einem interessanten Programm.

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