Hallenbad in Königswinter Im Lemmerzbad wurde der Stöpsel gezogen

Königswinter · Am letzten Tag ziehen 320 Schwimmer ihre Bahnen im Königswinterer Lemmerzbad

 Feierabend im Lemmerzbad: Ingolf Pott zieht am Sonntag symbolisch den Wasserstöpsel aus dem Schwimmerbecken.

Feierabend im Lemmerzbad: Ingolf Pott zieht am Sonntag symbolisch den Wasserstöpsel aus dem Schwimmerbecken.

Foto: Frank Homann

"Ich bin überzeugt, dass das Schwimmbad hier sehr vermisst wird." Ingrid Polit ist anzusehen, wie schwer ihr der Abschied fällt. Ein letztes Mal hat die Niederdollendorferin am Sonntagvormittag ihre Runden im Lemmerz-Hallenbad gezogen - jetzt steht sie am Ausgang, die Haare noch feucht, die Badesachen unter den Arm geklemmt. Seit Jahren ist sie Stammgast hier; das Schwimmen habe sie fit gehalten, sagt sie und schmunzelt: "Es gab Tage, da bin ich gefühlt 20 Jahre jünger aus dem Wasser gestiegen." Besonders schön sei es aber gewesen, mitzuerleben, "mit wie viel Freude Kinder hier das Schwimmen gelernt haben".

Das ist nun Geschichte: Das Königswinterer Hallenbad macht jetzt endgültig dicht. Während am Sonntag der letzte Tag für zweibeinige Badegäste war, haben Vierbeiner beim Hundeschwimmen am Freitag, 1. November, erst- und letztmals Gelegenheit zum Sprung ins Hallenbad-Nass. Was den Königswinterern "ihr" Bad bedeutet, zeigt sich an der Anzahl der Besucher, die am Sonntag ins Lemmerzbad strömten: 320 Badegäste wurden bis zum Kassenschluss um 16 Uhr gezählt. "Bereits um kurz nach sechs Uhr in der Früh hat der Erste vor der Tür gestanden", berichtet Elke Stoll, die gemeinsam mit Ingolf Pott und seiner Frau Claudia seit 22 Jahren das Schwimmbad betreibt.

Die letzten Tage haben deutliche Spuren in den Gesichtern des Schwimmtreff-Teams hinterlassen. Viele Abschiede wurden in der vergangenen Woche genommen: von langjährigen Mitarbeitern, treuen Badegästen, von Kursteilnehmern und von den Schwimmkindern, zuletzt ein sehr emotionales Lebewohl von den Frühschwimmern am Freitagmorgen. "Aber heute ist der schwierigste Tag für uns", sagt Stoll.

Lemmerzbad: Emotionaler Abschied für Betreiber und Gäste

Sie ist nicht die einzige mit geröteten Augen: "Jeder hat einen dicken Kloß im Hals." Das gilt auch für viele Badegäste: Immer wieder kommt jemand vorbei, um sich persönlich zu verabschieden und zu bedanken, manche können sich die Tränen kaum verkneifen. "Ich hoffe, dass Abriss und Neubau jetzt schnell über die Bühne gebracht werden und wir uns bald im neuen Hallenbad wiedersehen", ist immer wieder zu hören.

Auch Mirko Kaupner muss nach Verlassen des Hallenbades erst einmal tief durchatmen: "Ich hätte nicht gedacht, dass mir das heute so nahegeht. Aber es sind einfach doch so viele besondere Erinnerung mit diesem Ort und den Menschen hier verbunden." Beide Söhne haben im Lemmerzbad schwimmen gelernt und mehrere Abzeichen bestanden: "Die haben wir hinterher immer mit einer Portion Pommes und einem Eis gefeiert. Ich weiß auch noch ganz genau, wie unser Jüngster hier das erste Mal vom Drei-Meter-Brett gesprungen ist. Er war so stolz, und wir auch."

„Es war immer ein großes Miteinander hier“

Alle hätten sich im Königswinterer Hallenbad immer besonders wohlgefühlt: "Und das lag nicht nur am angenehm warmen Wasser, sondern an der familiären Atmosphäre." Und die ist es auch, die den Betreibern den Abschied so schwer macht: "Es war immer ein großes Miteinander hier. Kinder haben sich genauso wohlgefühlt wie ältere Leute oder auch Menschen mit Handicap", sagt Claudia Pott.

Stoll ergänzt: "Wir haben in den vergangenen 22 Jahren so viel Wertschätzung erfahren, in so viele leuchtende Kinderaugen geguckt, so viele Freudentränen miterleben dürfen. Wir möchten uns auf diesem Weg bei allen bedanken, die uns in dieser Zeit die Treue gehalten haben". Mehr als 10.000 Seepferdchen-Abzeichen sind ausgegeben worden, seitdem die Schwimmtreff GmbH den Betrieb des Bades übernommen hat.

 Mehr als 10.000 Seepferdchen-Abzeichen haben Claudia Pott (l.) und Elke Stoll in den vergangenen 22 Jahren ausgegeben.

Mehr als 10.000 Seepferdchen-Abzeichen haben Claudia Pott (l.) und Elke Stoll in den vergangenen 22 Jahren ausgegeben.

Foto: Frank Homann

Mehr als 50 Schwimmabzeichen konnten in den vergangenen zwei Woche noch ausgehändigt werden. Auch Toni hat im Lemmerzbad ihr Seepferdchen gemacht. "Am besten haben mir hier immer die zwei Sprungtürme gefallen, und dass es hier nicht so laut ist wie in anderen Hallenbädern", erzählt die Sechsjährige fröhlich.

„Das Timing für die Schließung ist wirklich schlecht“

Mutter Karolin Merian indes ist nicht zum Lachen zumute: Sie bedauert die Schließung sehr, vor allem, weil es ja keine Alternative in der näheren Umgebung mehr gebe: "Das Timing für die Schließung ist wirklich schlecht, weil man nirgendwohin ausweichen kann. Das betrifft ja auch ganz viele Schulen", sagt die Bad Honneferin. Das Lemmerzbad sei immer eine tolle Möglichkeit gewesen, mit den Kindern schwimmen zu gehen: "Sogar die Offene Ganztagsschule hat in den Ferien Ausflüge hierhin unternommen. Das war wirklich super."

Für Benjamin Mäschig ist das Schwimmbad sogar wie ein zweites Zuhause gewesen - und das nicht nur, weil Papa Gordon hier Schwimmtrainer und Bademeister ist: "Wenn Papa aufpassen muss, dann bin ich immer im Wasser. Das macht Spaß, weil ich hier so viele Freunde treffe und mit denen spielen kann." Der Siebenjährige ist traurig, dass das jetzt vorbei ist.

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