Tafel Königswinter Lebensmittelausgabe nach Verwüstung wieder geöffnet

Königswinter · Seit Mai hatte die Königswinterer Tafel geschlossen, nachdem Jugendliche in das Gebäude eingedrungen waren, es verwüstet und unter Wasser gesetzt hatten. Seit Mittwoch gehört das der Vergangenheit an: Die Tafel öffnet mit voll gepackten Regalen für ihre Kunden.

Schon lange vor Öffnung der Türen stehen die Kunden der Königswinterer Tafel in dem kleinen Garten am Küferweg in der Königswinterer Altstadt. "Da bist du ja", begrüßt man einander. Es wird deutlich: Die Menschen haben nicht nur die Lebensmittel vermisst, die die Tafel an Bedürftige verteilt, sondern auch die sozialen Kontakte.

Franz-Josef Windisch, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Kreisverband Bonn/ Rhein-Sieg, zeigt sich sichtlich erleichtert, dass die Tafel wieder ihren Dienst aufnehmen kann. Die Awo ist Träger der Königswinterer Tafel - und auch der Tafeln in Bad Honnef, Much und Hennef. Windisch freut sich besonders darüber, dass die Schäden beseitigt und alle Ehrenamtlichen bei der Stange geblieben sind. Daher gebe es an diesem Tag viele, bei denen man sich bedanken wolle.

Wie berichtet, waren Anfang Mai zunächst Unbekannte in das Gebäude eingebrochen und hatten nicht nur Teile der Lebensmittelvorräte und das Büro in dem Gebäude zerstört. Schlimmer noch: Sie drehten die Wasserhähne auf und verstopften die Abflüsse. Die Folge: Das Gebäude stand unter Wasser und im Anschluss bildete sich überall Schimmel, die Räumlichkeiten waren unbenutzbar. Der 14-jährige mutmaßliche Haupttäter wird sich wegen dieser Tat - und 69 weiteren - vor Gericht verantworten müssen. Den Schaden schätzt die Staatsanwaltschaft laut Anklage auf 20 000 Euro.

"Wir mussten entscheiden, ob es den ehrenamtlichen Helfern zuzumuten ist, in diesen Räumlichkeiten weiterzuarbeiten und ob dort Lebensmittel gelagert werden können", so Windisch. Verschiedene Schimmelpilzexperten seien zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Windisch: "Und natürlich haben wir uns überlegt, ob es sich lohnt, so viel Geld für die Sanierung eines Gebäudes auszugeben, das irgendwann abgerissen werden soll." Daher fuhr man zunächst zweigleisig und suchte einerseits nach neuen Räumen, zog aber andererseits Experten heran, um die Möglichkeit einer Sanierung der bisherigen Räume zu untersuchen.

Bekanntlich blieb die Suche nach neuen oder Übergangsräumlichkeiten ohne Erfolg. Gleichzeitig sei die Lage am Küferweg optimal. "Es gibt genug Platz, so dass die Kunden sich schon vor der Öffnung treffen können, wenn es regnet, können wir sogar einen Warteraum anbieten", so Windisch. Daher habe man sich schließlich für eine Sanierung entschieden. Der Keller, der sich nicht mehr retten ließ, wurde komplett versiegelt, die Räume im Erdgeschoss in einem aufwendigen Verfahren von allen Schimmelsporen befreit.

Eine Woche haben die Ehrenamtlichen um das Leitungsteam von Mechthild Blömer, Hanna Bartel und Steffi Burauen fast rund um die Uhr gearbeitet, um nach Abschluss der Sanierungsarbeiten alles wieder an seinen Platz zu schaffen. Und kleinere Baustellen gibt es noch, "aber es war uns wichtig, so schnell wie möglich wieder zu öffnen", so Blömer. Mit den Spenden, die gestern angeliefert wurden, ist sie zufrieden, "aber wir müssen unsere Lager aufstocken, damit wir auffüllen können, wenn es mal zu wenig ist. Es soll ja niemand leer nach Hause gehen."

Gute Nachrichten kann die Awo bei den Kosten verkünden. Zwar seien noch letzte Details zu klären, aber Windisch zeigt sich optimistisch, dass die Versicherungen den Schaden zu einem Großteil übernehmen werden. Er will daher mit den Spendern, die sich nach der Verwüstung großzügig gezeigt hatten, "sprechen und fragen, ob wir das Geld für andere Tafelaufgaben nutzen dürfen." Inzwischen ist der kleine Garten vor dem Gebäude voll. Die Mitarbeiter rücken die letzten Kisten zurecht. Und dann ist es endlich soweit. Die Königswinterer Tafel hat ihre Türen wieder geöffnet.

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