Unwetter Land unter im Siebengebirge

SIEBENGEBIRGE · Das Unwetter, das am Donnerstagmittag über die Region hinweggefegt ist, hat auch das Siebengebirge schwer getroffen. Besonders in Dollendorf, aber auch in anderen Königswinterer Ortsteilen sowie in Bad Honnef und dem nördlichen Kreis Neuwied waren Straßen überflutet und Keller liefen voll.

Obwohl der Spuk schon nach zwei Stunden vorbei war, war die Feuerwehr noch viele Stunden später im Dauereinsatz. Die Deutsche Bahn musste die Strecke zwischen Niederdollendorf und Rhöndorf komplett sperren, es verkehrten Busse. Wann die Bahnlinie wieder frei gegeben werden kann, ist unklar.

"Die Aufräumarbeiten und die notwendigen technischen Überprüfungen werden die ganze Nacht dauern", so ein Bahnsprecher. Er empfahl Reisenden, sich vor Reiseantritt im Internet zu informieren. "Es war ähnlich schlimm wie vor zwei Jahren", sagte Sascha Brengmann, Pressesprecher der Königswinterer Feuerwehr, die bei rund 100 Einsätzen bis 18 Uhr von Kollegen aus Hennef-Söven und Alfter unterstützt wurde.

Am 5. Juni 2011 war es während eines Unwetters am Drachenfels zu einem Felssturz gekommen, weshalb der Eselsweg bis heute gesperrt ist. Wie damals, so erwischte es auch am Donnerstag Oberdollendorf besonders. Stark betroffen war das Werk Dinova, dessen Gelände der Mühlenbach unter Wasser setzte. Aber es traf es auch die Altstadt.

Zeitweise herrschte am Rheinufer ein Anblick wie bei Hochwasser. Die Unterführung am Bahnhof lief voll. Der Bergbereich von Königswinter und auch Aegidienberg hingegen kamen glimpflich davon. Ausnahme: Der Schmelzbach trat über die Ufer, das Wasser strömte über die Schmelztalstraße.

Am CJD in Königswinter stand die Sporthalle unter Wasser. Auch der Schulhof verwandelte sich in einen Pool. "Das war schon sehr aufregend", sagte CJD-Gesamtleiter Reinhard Koglin. Mehrere zehnte Klassen seien im Einsatz gewesen und hätten das an den tiefer gelegenen Eingängen bis zu einem Meter hoch stehende Wasser geschippt.

Weil auch die Telefonanlage ausfiel, mussten die Sekretärinnen viele Eltern per Handy informierten, dass sie ihre Kinder abholen sollten. Denn auch die Stadtbahn fuhr nicht mehr. Der Heimweg wurde vor allem für Familien aus dem Bergbereich zur Odyssee, weil die Unterführung Bergstraße ebenso wie die L 268 wegen eines Erdrutsches am Mantelparkplatz gesperrt war. Der Verkehr wurde über Vinxel umgeleitet.

In der teils gefluteten Unterführung der B 42 in Dollendorf krachten zwei Autos ineinander; verletzt wurde niemand. Folgenschwere Unfälle blieben laut Polizei aus. Die Stadtbahnlinie 66 endete bis gegen 16 Uhr zwischenzeitlich auf dem Weg nach Bad Honnef in Oberdollendorf. Außerdem waren fast alle Buslinien von Verzögerungen betroffen, weil es überall zu Behinderungen und Staus kam.

An die 60 Einsatzstellen zählte auch die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef. "Die ganze Tallage hat es getroffen", so Feuerwehr-Chef Torsten Budde. Fast im Sekundentakt liefen die Hilferufe von Bürgern ein, deren Keller oder Wohnungen unter Wasser standen: Viel Arbeit für die Ehrenamtlichen der Löschgruppen Rhöndorf, Mitte und Selhof und den Löschzug Aegidienberg.

Land unter hieß es auf fast allen Straßen. Und wie Am Buchebonne und die gesamte Bismarckstraße hinab, führte das Wasser Geröll, Schlamm und Äste mit sich. Dessen ungeachtet, trat mancher Autofahrer mächtig aufs Gas, sogar Steine landeten katapultartig an Hausfassaden.

Ein reißender Fluss entstand an der Ecke Bahnhof- und Hauptstraße. Wie dort, so hoben sich vielfach die Gullydeckel. "Schwerpunkt war aber Rommersdorf", so Budde. Anwohner sagten, so etwas hätten sie seit den 60er Jahren nicht erlebt. Der Möschbach schwoll zu einem kapitalen Fluss an, führte Massen Schlamm und Geröll mit sich. Beim Einsatz dort wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt.

Bis 19 Uhr befreiten Wehrleute und Anwohner den verstopften Bachlauf von sechs Lkw-Ladungen Geröll. Auch am Steinchen und an der B42-Auffahrt Rhöndorf ging zeitweise nichts mehr. Am Abend dann noch Stromausfall in Teilen Bad Honnefs: Schuld war laut BHAG eine Mittelspannungsstörung, über deren Ursache am Donnerstag aber noch Unklarheit herrschte.

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