50 Demonstranten protestieren gegen den Stand von Pro NRW Königswinter zeigt die kalte Schulter

Königswinter · Im strömenden Regen steht Christopher Freiherr von Mengersen, der für Pro NRW im Bonner Stadtrat sitzt, in der Königswinterer Fußgängerzone und spricht in sein Mikrofon. Er redet und redet, doch kaum jemand hört ihm zu.

 "Wir lieben bunt" steht auf dem Zettel der Passantin, die am Stand von Pro NRW in Königswinter wortlos vorbeigeht.

"Wir lieben bunt" steht auf dem Zettel der Passantin, die am Stand von Pro NRW in Königswinter wortlos vorbeigeht.

Foto: Frank Homann

Eine ältere Frau im pinken Mantel geht an dem Stand vorbei, ohne den Sprecher zu beachten. Um den Hals trägt sie ein Schild: "Wir lieben bunt!" steht darauf. Bunt gemischt ist auch die Gruppe, die knapp 100 Meter weiter steht. Mit Liedern und Parolen demonstrieren die 50 Gegendemonstranten gegen die "Mahnwache" von Pro NRW. Dazwischen und rundherum: mehr als 80 Polizisten mit Einsatzfahrzeugen.

In der Altstadt ging gestern nicht viel. Pünktlich um 14 Uhr hatten von Mengersen und seine drei Mitstreiter ihren Stand aufgebaut, pünktlich um 14 Uhr begann es zu regnen. Während sich die Pro NRW-Leute schützend unter eine Markise flüchteten, blieben die Gegendemonstranten mit ihrem durchgehend friedlichen Protest trotzig im Regen stehen. "Wir sind hier, um gegen die Hetze, die in Königswinter gegen Flüchtlinge gemacht wird, zu demonstrieren", sagte der 17-jährige Felix von der Jugenddorf-Christophorusschule.

"Wir stellen uns mit lautem, friedlichem Protest dagegen." Er ist wie Klassenkameradin Solveig und weitere Mitschüler in der Bonner Jugendbewegung engagiert, die sich zusammen mit dem Bündnis "Bonn bleibt bunt" mit bunten Plakaten gegen die Pro-NRW-Gruppe stellte. "Wir möchten heute ein Zeichen setzen und zeigen, dass Königswinter Flüchtlinge willkommen heißt", sagte die 18-Jährige. "Das habe ich hier in der Altstadt noch nicht erlebt. Das ist ein unangenehmer Nachmittag für uns", sagte ein türkischer Gastronom, der seit 15 Jahren in Königswinter lebt. Er beobachtete die Szenerie von der Tür seines gegenüberliegenden Restaurants aus und hörte dem Sprecher von Pro NRW zu.

Stand steht eine Stunde

"Das kann er sich doch sparen. Was der da redet, ist Unsinn", sagte er zur Ansprache von von Mengersen. "Wir müssen den Menschen, die zu uns kommen, doch helfen." Der Ladenbesitzer machte sich Sorgen - trotz der gestern deutlichen Ablehnung von Pro NRW durch die Bürger. "Wenn die schon hierher kommen, muss man sich echt Gedanken machen." Den Protest der Jugendlichen und auch älteren Bürger habe er allerdings deutlich vernommen: "Das ist wichtig."

Der Gastronom war einer der wenigen, die überhaupt der Rede folgten. Zwar blieben - nicht zuletzt wegen des großen Polizeiaufgebots rund um die "Mahnwache" - einige Schaulustige stehen. Was der Redner zu sagen hatte, interessierte allerdings die Wenigsten, viele verfolgten gar mit einem Schmunzeln die seltsame Szene.

Rund eine Stunde später war alles vorbei, der kleine Stand wurde abgebaut und eingepackt, Pro NRW reiste weiter nach Meckenheim. Wenig später rissen die Wolken auf und ein feuriges Abendrot erleuchtete das Siebengebirge.

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