Macher im Bergbereich hört auf Vereine im Oberhau danken Wilbert Fuhr

Eudenbach · Viele Projekte haben die Bewohner der Königswinterer Bergorte dem 76-Jährigen zu verdanken, zum Beispiel das Mitteilungsblatt „Oberhau aktuell“. Zu seinem Abschied gab es eine Überraschungsparty.

 Wilbert Fuhr mit einem Exemplar von „Oberhau aktuell“. Fast ein Vierteljahrhundert lang war er der Macher des Infoblatts.

Wilbert Fuhr mit einem Exemplar von „Oberhau aktuell“. Fast ein Vierteljahrhundert lang war er der Macher des Infoblatts.

Foto: Frank Homann

Ahnungslos sei er gewesen, versichert Wilbert Fuhr. Und es scheint, als husche ein schelmisches Lächeln über sein Gesicht. Ahnungslos ist schließlich kein Attribut, das man ihm zuschreiben würde. Schließlich wird der „Ritter vom Siebengebirge 2014“ auch „Mister Oberhau“ genannt, und er weiß und wusste immer genau, was los ist in der Königswinterer Bergregion.

Fast 24 Jahre lang hat er dort in „Oberhau aktuell“ über alles geschrieben, was für die Bürger von Bedeutung war. Aber was nun in der Gratzfelder Partyscheune auf ihn zukam, habe er nicht gewusst. Einen Abschiedsabend hat „sein“ Heimat- und Bürgerverein als Dankeschön ausgerichtet – für ihn und für den ebenfalls scheidenden stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Peter Ströbele. Der 76-jährige ehemalige Drucker Ströbele ist vom Gründungsjahr bis heute Cheflogistiker von „Oberhau aktuell“ gewesen und hat unter anderem jeden Monat für den Druck und für die Verteilung der rund 1300 Exemplare des Blättchens an die Haushalte im Oberhau gesorgt.

Beim Abschiedsabend wurde er zum Ehrenmitglied ernannt, während Fuhr jetzt neuer Ehrenvorsitzender „in Anerkennung und Würdigung seiner langjährigen Vorstands- und Redaktionsarbeit und seiner bezeichnenden Heimatforschung“ ist. Fuhr gründete „Oberhau aktuell“ mit den bereits verstorbenen Karl-Hermann Uhlenbroch und Helmut Alda – erst das Informations- und Mitteilungsblatt 1996, dann auch den gleichnamigen Verein, dem er vorstand bis zur Übernahme des Vorsitzes im Jahr 2016 durch Helmut Aldas Sohn Ingo.

Kurz nach seinem 75. Geburtstag und nach 281 Ausgaben zieht sich Fuhr nun auch aus der Redaktionsarbeit zurück. Seine Aufgaben übernimmt Sabine Schiller, während Ernst-Theo Pinnen die von Ströbele schultert. Die Urkunde zum Ehrenvorsitzenden hat schon einen Platz in Fuhrs Büro gefunden, obwohl es gepflastert ist mit Auszeichnungen und Würdigungen und voll mit Aktenordnern. Auf vielen steht „Oberhau aktuell“. Andere tragen Titel von Projekten, die Fuhr im Lauf der Jahre verwirklicht hat wie Musser Heide oder Flugplatz Eudenbach.

Kein Ort, kein Ereignis im Oberhau, zu dem er nichts sagen kann. Über viele hat er geschrieben. Seit 1982 hat er auch Chroniken, Festschriften und Bücher herausgegeben und verfasst – unter anderem über den Kampf im Siebengebirge am Ende des Zweiten Weltkriegs, über den Eudenbacher Flugplatz, über das Dorf Quirrenbach, über die Eudenbacher Pfarrkirche und auch über den TuS Eudenbach und die Karnevalsgesellschaft „Spitz pass op“, deren Ehrenmitglied er seit 2012 und 2019 ist.

„Jetzt wird es allmählich Zeit, dass es etwas ruhiger wird“, sagt Fuhr. Bisher sei es ein „Ruhestand mit Episödchen“ gewesen: „23 Jahre mache ich ‚Oberhau aktuell’ und über 45 Jahre andere Tätigkeiten.“ Mehr als 40 Jahre war er Verwaltungsangestellter im öffentlichen Dienst, von 1975 bis 1989 erst sachkundiger Bürger und dann Mitglied im Königswinterer Stadtrat und in zahlreichen Ausschüssen. Zehn Jahre war er Vize des CDU-Ortsverbands Oberpleis/Heisterbacherrott. In diese Zeit fielen die Errichtung und Umgestaltung des Dorfplatzes, den er „mein Baby“ nennt, der Mehrzweckhalle und des Spielplatzes in Eudenbach.

Mit Ehefrau Annelore regierte er 1970 als „Prinzenpaar vom Oberhau“, sie beide gründeten 1975 auch die Jugendabteilung von „Spitz pass op“. Dabei blieb es nicht. Er rief 1980 auch die Eudenbacher Jugendgruppe im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ins Leben, war von 1983 bis 1998 Vorsitzender des Fördervereins der Hauptschule Oberpleis und 1995 Gründungsmitglied des Oberhauer Weihnachtsmarkts. Woher kommt das große Engagement? „Vor allem in den 1980ern hatte ich einen guten Lauf und das habe ich dankend angenommen. Manchmal konnte ich vielleicht auch nicht Nein sagen.“ Seine Frau attestiert ihm einen „Gerechtigkeitsfimmel“. Sie sagt auch: „Er ist kein Ja-Sager. Seine Meinung vertritt er.“

Wilbert Fuhr steht auf dem Standpunkt: „Entweder man macht oder man macht nicht. Verschiedene könnten das genauso, aber die scheuen sich etwas zu machen. Dabei ist es manchmal gar nicht viel Arbeit. Besonders nicht, wenn man die richtigen Leute um sich hat.“ Er erinnert sich an die Anfänge von „Oberhau aktuell“, als Ideen noch beim Frühschoppen entwickelt wurden. „Wir fanden, dass über lokale Ereignisse und Besonderheiten im Oberhau zu wenig berichtet wurde und wollten auch Informationen aus den Vereinen und Organisationen verbreiten“, sagt er. Der leidenschaftliche Sammler historischer Dokumente über seine Heimat bekennt: „Ich wohne im Oberhau. Er ist mein Heimatbegriff. Wir sind ein eigenes Volk.“ Das sehe man auch am regen Vereinsleben. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist das Entscheidende.“

Freunde, Wegbegleiter und Vertreter der Ortsvereine sowie Bürgermeister Peter Wirtz fanden beim Abschiedsabend nur lobende Worte für „Mister Oberhau“, sein Wissen, sein Engagement und seine stets positive Einstellung. Ingo Alda nannte es eine Charaktereigenschaft Fuhrs, sich nicht nur über Dinge aufzuregen, sondern nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. „Und er macht auch den dritten und entscheidenden Schritt und setzt es in die Tat um.“

„Zufriedenheit angesichts des Geschaffenen“ empfindet der so vielfach Gelobte. Und Dankbarkeit gegenüber der Familie, der Frau und den beiden Söhnen, „ohne die es nicht gegangen wäre“. Und er hat natürlich noch ein Projekt im Visier: den 12,5 Kilometer langen Geschichtsweg entlang der sieben Geschichtstafeln, die dank Fuhr und dem Heimat- und Bürgerverein im Oberhau aufgestellt wurden.

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