Ärger über stinkende Schultoiletten Königswinter setzt auf Eltern als Sanitär-Aufsicht

Königswinter · Der Zustand der Toiletten in den Schulen der Stadt hat Diskussionen ausgelöst - und die Stadt auf eine Idee gebracht: Sie versucht, im Rahmen eines Modellprojekts den Fördervereinen Aufsicht und Reinigung zu übertragen.

 Probesitzen in Oberdollendorf (v.l.): Schulleiterin Kerstin Bachmann, Bürgermeister Peter Wirtz und Fördervereinsvorsitzende Simone Beitz.

Probesitzen in Oberdollendorf (v.l.): Schulleiterin Kerstin Bachmann, Bürgermeister Peter Wirtz und Fördervereinsvorsitzende Simone Beitz.

Foto: Frank Homann

Marode Schultoiletten sollen in Königswinter der Vergangenheit angehören. Wo eine Sanierung notwendig ist, soll saniert werden. Wo nur eine bessere Reinigung erforderlich ist, soll besser gereinigt werden. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Fördervereine.

Eine Situation wie im vergangenen Jahr an der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) in Oberdollendorf soll sich nicht wiederholen. Da hatten Eltern das Problem in Eigeninitiative gelöst. Der Förderverein ließ die Toilettenanlage am Schnitzenbusch erneuern, denn viele Kinder wollten die ekligen und stinkenden Klos nicht mehr nutzen. Zu diesem Zeitpunkt besuchten mehr als 100 der 162 Schüler die Offene Ganztagsschule (OGS) und mussten bis zum Nachmittag in der Schule bleiben.

Nach dieser Aktion wurden die Kommunalpolitiker hellhörig, zumal die Grundschulen in Niederdollendorf und Stieldorf und die OGS Stieldorf ebenfalls eine Sanierung oder zumindest Verbesserung der sanitären Einrichtung gefordert hatten. Die Koalition (CDU, FDP, GAK) brachte das Thema bekanntlich vor einem Jahr auf die Tagesordnung des Bau- und Verkehrsausschusses.

Die Sanierungskosten in Höhe von 82.200 Euro ersetzte die Stadt dem Verein der Freunde und Förderer der GGS Oberdollendorf auf Beschluss des Ausschusses vor einigen Monaten. Die Ausschussmitglieder machten sich außerdem persönlich ein Bild vom Zustand der sanitären Anlagen in den Schul- und OGS-Gebäuden und in den Turnhallen. Das Ergebnis fasste Michael Ridder (Königswinterer Wählerinitiative) in der jüngsten Sitzung des Fachausschusses zusammen. „Der Schock von Oberdollendorf hat sich nicht wiederholt“, sagte er.

Sanierungsstau oder Reinigungsproblem?

Auch Franz Gasper (CDU) stellte fest: „Wir haben keinen Sanierungsstau, sondern nur ein Reinigungsproblem. Wir wollen, dass die Reinigung gründlicher als bisher gemacht wird.“ Deshalb soll der Haushaltsansatz für Intensivreinigungen an Schulen ab 2018 um jährlich 10.000 Euro erhöht werden. Der Technische Dezernent der Stadt, Theo Krämer, ging sogar noch einen Schritt weiter: „Die Verwaltung ist mit Ihnen einer Meinung, dass wir kein Sanierungsproblem haben. Wir haben aber auch kein Reinigungsproblem, sondern ein Nutzerproblem. Wenn die Nutzer die Toiletten so nutzen würden, wie es sich gehört, gäbe es überhaupt kein Problem.“

Der Ausschuss beschloss auch, dass Gespräche mit den Fördervereinen geführt werden sollen, mit dem Ziel, im Rahmen eines Modellprojekts die Aufsicht und gegebenenfalls die Reinigung zu übernehmen. Dabei soll den Vereinen ein Zuschuss angeboten werden, der über die Reinigungskosten, die die Stadt spart, hinausgeht. Als erster Schule wird dieses Modellprojekt dem Förderverein der GGS Niederdollendorf offeriert, der grundsätzlich bereit ist, die Reinigungs- und Aufsichtspflicht zu übernehmen. Eine erfolgreiche Umsetzung könnte dann Nachahmer finden.

Gute Erfahrungen im Schulzentrum Oberpleis

Der Pauschalansatz in Höhe von 160.000 Euro, die der Stadtrat nach den Erfahrungen in Oberdollendorf im vergangenen Jahr in den städtischen Haushalt eingestellt hatte, soll erst einmal nicht zum Tragen kommen. Stattdessen sollen die Kosten einzelner Maßnahmen nach einer Prioritätenliste der Verwaltung in den Haushaltsplan 2019 eingebracht werden. Die Stadt bemüht sich auch um Förderung durch das Land im Rahmen des Programms „Gute Schule 2020“.

Mit der Übertragung von Aufsicht und Reinigung der Toilettenanlagen auf Fördervereine hat die Stadt im Schulzentrum Oberpleis gute Erfahrungen. Dort wird diese Aufgabe von den Fördervereinen des Gymnasiums und der Realschule wahrgenommen. Allerdings räumt die Stadt ein, dass die Verhandlungen mit dem Förderverein der Gesamtschule als Nachfolgerin der Realschule schwierig seien. Fördervereine sähen die Toilettenreinigung berechtigterweise nicht als ihre Kernaufgabe an. „Es ist auch nicht die Aufgabe von Fördervereinen, sich um Toiletten zu kümmern, sondern Aufgabe des Schulträgers“, sagte SPD-Fraktionschef Jürgen Kusserow.

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