Einkaufen ohne Verpackungsmüll Erster Unverpackt-Laden eröffnet in Oberpleis

Oberpleis · In Oberpleis hat der erste Unverpackt-Laden im Siebengebirge aufgemacht. Inhaber Martin Pothmann erzählt, warum die Idee für das Geschäft eigentlich nur dank Corona entstanden ist.

 167 Produkte ohne Verpackung: Kundin Helga Freund bedient sich an einem der Abfüllspender im Oberpleiser Unverpackt-Laden.

167 Produkte ohne Verpackung: Kundin Helga Freund bedient sich an einem der Abfüllspender im Oberpleiser Unverpackt-Laden.

Foto: Frank Homann

Ohne Corona hätte es den neuen Unverpackt-Laden in der Drogerie Oppermann in Oberpleis wahrscheinlich nie gegeben. Da im März nicht nur das Klopapier, sondern auch das Mehl knapp wurde, erinnerte sich der Unternehmer Martin Pothmann an seine Lehrzeit und rief bei einer Getreidemühle an. „Kein Problem“, war die Antwort. Die erste Lieferung kam direkt – zwölf Säcke à 25 Kilogramm.

Das Getreide, das im Laden direkt gemahlen wird, wurde von den Kunden so gut angenommen, dass die Idee zum Unverpackt-Laden geboren war. Kurz darauf schaute sich Pothmann den Laden eines Freundes in Aachen an. Die nächste Fahrt unternahm er dann mit seinen Mitarbeiterinnen aus der Drogerie. Danach stand sein Entschluss fest.

Viel positive Resonanz

Offensichtlich zur Freude der Kunden, die den Laden gut angenommen haben. „Jetzt brauche ich nicht mehr bis nach Bonn-Duisdorf zu fahren“, meinte einer. „Ich habe bisher eine Drogerie, eine Parfümerie und ein Reformhaus gemacht, aber ich habe noch nie eine solch positive Resonanz von den Kunden bekommen“, sagt auch Pothmann.

Was den Unternehmer bei dem Konzept besonders überzeugte, ist die Vermeidung von Verpackungsmüll. „Wenn man ein Jahr lang Nudeln oder Kaffee im Unverpackt-Laden kauft, spart man eine Gelbe Tonne“, hat er errechnet. Nur in Oberpleis und den umliegenden Dörfern wären das immerhin 9000 Gelbe Tonnen pro Jahr. Von der Idee bis zum ersten Verkaufstag vergingen gerade mal drei Wochen. Pothmann fand sechs Händler, die ihn beliefern, der benachbarte Schreiner zimmerte die Regale. Seit Montag bietet der Händler nun in seinem Laden 167 Produkte ohne Verpackung an.

Mitgebrachte Behälter und Pfandflaschen

Das Prinzip ist dabei denkbar einfach: Der Kunde bringt seine Gläser, Dosen oder Tüten selbst mit, kann diese aber auch im Laden zu Preisen von vier bis sechs Euro kaufen. Die Waren, die sich lose lagern lassen, können von den Kunden aus sogenannten Bulk Pinks in ihre Behälter abgefüllt werden. Flüssige Produkte gibt es zum Beispiel in Pfandflaschen. Das unverpackte Produkt wird abgewogen, das Gewicht aufgeschrieben und die Ware eingefüllt. Dann geht es zum Bezahlen an die Kasse. Zwischendurch wird – Corona-gerecht – alles, was der Kunde angefasst hat, desinfiziert. Der Mund- und Nasenschutz ist wie in allen anderen Läden ein ständiger Begleiter.

Einziges regionales Produkt ist bislang die handgemachte Seife von Frollein Anne aus Königswinter, die ausschließlich aus pflanzlichen Ölen und ätherischen Ölen für die Duftnote hergestellt wird. Preis pro Stück: 6,95 Euro. Bis auf die Hefeflocken und das Meersalz stammen sämtliche Produkte laut Pothmann aus kontrolliert-biologischem Anbau. Die Produkte haben natürlich ihren Preis. Die Spanne reicht zum Beispiel bei den Trockenfrüchten für jeweils 100 Gramm von genau einem Euro für die weißen Maulbeeren über 2,70 Euro für Walnusskerne bis 6,68 Euro für Pinienkerne.

Von Nudeln bis Kaffee

In diesen Behältern finden sich einige echte Leckereien wie gefriergetrocknete Erdbeeren oder die Sultaninen in Zartbitterschokolade. Gleich nebenan stehen die Gewürze vom Bärlauch über den Cayennepfeffer bis zu Kurkuma.

Eine eigene Abteilung ist den Nudeln vorbehalten. Die Preisspanne ist hier recht groß. Während die Spiralnudeln aus Weizen pro 100 Gramm 39 Cent kosten, sind die Penne aus roten Linsen mit 1,60 Euro deutlich teurer. Es gibt außerdem Nudeln aus Reis, Mais oder Dinkel. In den Abfüllspendern an der Wand reicht das Sortiment von Kürbiskernen (1,39 Euro), Amaranth (ein Euro) über Kokosraspeln (80 Cent) und Himalaya Basmati-Reis (70 Cent) bis zu Buchweizen (40 Cent) und Haferflocken (39 Cent). Auch hier gibt es eine besondere Spezialität: ein Salat-Topping aus Sonnenblumen- und Kürbiskernen sowie Mais (1,23 Euro).

Auch Kaffee bekommt man unverpackt: 100 Gramm ganze Bohnen, Marke Gusto Arabica, kosten 2,50 Euro. Sein Sortiment will Pothmann in den nächsten Wochen noch weiter ausbauen. Dazu hat er eine Wunschzettel-Aktion gestartet. Produkte, die bis zum 19. Mai von den Kunden seines Ladens besonders häufig genannt werden, könnten demnächst dazukommen.

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