Ehemalige erinnern sich Klassentreffen des Einschulungsjahrgangs 1946 in Ittenbach

ITTENBACH · 49 Kinder wurden 1946 in Ittenbach eingeschult. Der Unterricht fand in einem Notquartier im alten Pastorat statt. 14 Ehemalige erinnern sich beim Klassentreffen an diese bewegte Zeit.

 Beim Klassentreffen tauschen 14 Ehemalige des Einschulungsjahrgangs 1946 ihre Erinnerungen aus.

Beim Klassentreffen tauschen 14 Ehemalige des Einschulungsjahrgangs 1946 ihre Erinnerungen aus.

Foto: Frank Homann

Die Schule war durch Brandbomben zerstört. Wohin also mit den 49 Ittenbacher Kindern, die 1946 eingeschult werden sollten? Not macht erfinderisch. Unterrichtet wurde damals im Schuppen des alten Pastorats und im Wohngebäude der Schwestern „Vom armen Kinde Jesu“. Der damalige Pfarrer Hambüchen hatte die Idee, die Nonnen aus Aachen aufzunehmen und sie als Lehrkräfte einzusetzen. Lehrer gab es nämlich auch nicht in dieser harten Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Als sich jetzt 14 ehemalige Schüler des Einschulungsjahrgangs 1946 zur Wiedersehensfeier im Margarethenkreuz einfanden, erinnerten sich die Klassenkameraden so mancher Begebenheiten. „Es war eine arme, aber schöne Zeit“, sagte Werner Renner, der zusammen mit Hildegard Quick das Treffen organisiert hatte. „Die Einschulung war im Pastorat, im großen Zimmer der Schwestern war Unterricht. Und die älteren Schüler waren im Pfarrsälchen untergebracht.“ Bis die Schule wieder aufgebaut war.

Schulspeisung auf ärztliche Anordnung

„Ich hatte einen Ranzen aus Pappe, der nicht nass werden durfte“, berichtete Friedhelm Steeg. Und Erich Dahm entsann sich der durchgetretenen Klumpenschuhe. Essen war in jenen Jahren ein großes Thema: Es gab Schulspeisung, manchmal auch Milch. „Aber nur auf ärztliche Anordnung durften die Schüler teilnehmen.“ Hat es geschmeckt? Erich Dahm: „Es hat den Bauch gefüllt.“ Werner Renner: „Es gab steifen Reis mit Zimt, auch ,Zieheknies‘ genannt.“

Brennstoff für den Kanonenofen war ebenfalls Mangelware. Erich Dahm hatte die Aufsicht über den Ofen und musste ihn mit einer Kohlemischung stochen. „Ich war kräftig und erhielt deshalb diese Aufgabe.“ Das machte sich der pfiffige Junge zunutze. War es vor Stundenbeginn unruhig, gab es Strafarbeiten. „Ich habe in der Zeit Kohlen geholt und kam drumherum.“ Im Winter wurden die Milchflaschen um den Ofen herum aufgestellt, damit die zu Eis gefrorene Milch bis zur Pause auftaute.

Erich Dahm hätte eigentlich Ostern 1945 eingeschult werden müssen. „Als ich am 18. März aus dem Keller ans Sonnenlicht herauskam, beglückwünschte mich meine Mutter zum sechsten Geburtstag.“ An Schuleinführung war nicht zu denken. Damals verliefen die Kämpfe noch quer durch das Siebengebirge. Friedrich Steeg: „Ich habe auf der Margarethenhöhe gewohnt, habe die Toten im Wald gesehen.“

Unterkunft nach der Flucht auf einem Bauernhof

Werner Renner wurde erst 1947 eingeschult, nachdem er aus seiner schlesischen Heimat vertrieben worden war. Von der sechsten Klasse wurde er aber in die achte Klasse versetzt und feiert stets mit beiden Klassen Wiedersehensfeiern. „Mir ging es gut, wir haben auf dem Bauernhof der Familie Haacks Unterschlupf gefunden. Die hat mich wie ein eigenes Kind behandelt.“

An Streiche erinnerten sich die Ehemaligen. Der kleinste Schüler wurde in den Schrank gesperrt. Dafür mussten alle nachsitzen. Schwester Adelviva brachte den Kindern bildhaft das ABC bei. Das O war im Osterei versteckt. Und als der neue Lehrer Alois Bollig mit den Kindern das Lied „Die Gedanken sind frei“ sang, fand Schwester Gonzaga das „unanständig“. Bei ihr mussten die Kinder beim Einmaleins aufstehen. Nach einer richtigen Antwort durfte sich der jeweilige Schüler setzen. Ein Lernanreiz, schrieb Juliane Bell ihren Mitschülern in einem langen Brief, der beim Treffen verlesen wurde. Werner Renner: „Im April 1954 war die Schulzeit zu Ende. Wir hatten viel gelernt.“

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