Verein aus Oberpleis leistet Hilfe zur Selbsthilfe Kinderhilfe Otjiwarongo unterstützt Menschen in Namibia

Oberpleis · Die Kinderhilfe Otjiwarongo mit Sitz in Oberpleis unterstützt Projekte in Namibia. Ein Benefizkonzert musste wegen der Coronakrise abgesagt werden, aber die Hilfen gehen unvermindert weiter.

 Wo Schuhe eine Seltenheit sind: Anja Vollmar mit einem der Kinder in Otjiwarongo in Namibia, denen der Verein dank zahlreicher Spender helfen kann. Das Land besucht sie regelmäßig.

Wo Schuhe eine Seltenheit sind: Anja Vollmar mit einem der Kinder in Otjiwarongo in Namibia, denen der Verein dank zahlreicher Spender helfen kann. Das Land besucht sie regelmäßig.

Foto: Namibia

Ernteausfälle, Waldschäden, Futtermangel - welche Auswirkungen es hat, wenn es zu wenig regnet, haben hierzulande die beiden letzten „Dürresommer“ gezeigt. Noch sehr viel schlimmer ist die Situation in Namibia: Das südwestafrikanische Land kämpft immer noch mit den Folgen der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. Tausende Wild- und Nutztiere sind im vergangenen Jahr verhungert und verdurstet und viele Menschen wissen nicht mehr, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll.

„Dass ein Mensch oder auch ein Tier nicht einmal Wasser hat, ist für uns fast unvorstellbar, aber dort grausige Realität“, berichtet Anja Vollmar. Vor elf Jahren hat ihre Familie die „Kinderhilfe Otjiwarongo“ gegründet – seitdem leistet der kleine Verein aus Oberpleis Großes in der Region rund um die 28.000 Einwohner-Stadt Otjiwarongo. Unter anderem werden jedes Jahr mehr als 1000 bedürftige Kinder und deren Familien nicht nur mit Lebensmitteln versorgt, sondern auch mit Schulmaterialien, Kleidung und Hygieneartikeln. Finanziert wird dies alles durch Spendengelder aus Deutschland.

„In Namibia fehlt das Geld an allen Ecken. Nicht nur die Schulen warten ewig auf das Geld vom Staat, auch die Krankenhäuser haben nichts mehr. Das Einzige, was sie noch an Medikamenten ausgeben können, ist Paracetamol. Egal, welche Krankheit, egal wie schlimm,“ berichtet Vollmar. Der Verein aus Oberpleis hilft, wo er kann. So finanziert die Kinderhilfe beispielsweise das „Milchmäuse-Programm“, durch das Mütter, die ihre Babys nicht stillen können, Milchpulver erhalten.

Für die Ärmsten der Armen gibt es ein Notversorgungs-Porridge-Programm. 50 Familien erhalten hier regelmäßig ein Paket mit zehn Kilo Maismehl, einem Liter Öl und zwei Kilo Zucker, damit sie sich wenigstens einmal am Tag eine warme Porridge-Mahlzeit zubereiten können. „Den Inhalt des Pakets haben wir seit letztem Jahr durch einen Sack Äpfel ergänzt“, so Vollmar. „Es ist unglaublich, welche Freude man mit ein paar Äpfeln auslösen kann.“

 Zu Besuch in Namibia: Stolz präsentieren die Näherinnen Anja Vollmar ihre neue Werkstatt. Fotos: Kinderhilfe Otjiwarongo

Zu Besuch in Namibia: Stolz präsentieren die Näherinnen Anja Vollmar ihre neue Werkstatt. Fotos: Kinderhilfe Otjiwarongo

Foto: Namibiahilfe

Zu wenig Wasser, zu wenig Arbeit

Bedingt durch die Dürren ziehen immer mehr Menschen vom Land in die Stadt. Die Perspektive auf ein besseres Leben ist hier allerdings gleich Null, denn Arbeit gibt es zu wenig. Viele hausen meist ohne Strom und fließend Wasser in Hütten aus Blech. Vollmar berichtet von einer Familie, die so arm war, dass sie sich keine Wasserkarte leisten konnte und somit auch kein Wasser an den dafür vorgesehenen Zapfstellen bekam. „Sie haben aus irgendwelchen Pfützen getrunken, konnten sich nicht waschen und die Kinder haben sich geschämt, so in die Schule zu gehen.“

Kinder sind ohnehin zumeist die größten Leidtragenden: Sie sind nicht selten Halbwaisen oder Waisen, häufig auch an Aids erkrankt. Eine Chance auf eine Zukunft haben sie, wenn überhaupt, über eine gute Schulbildung. Diese zu ermöglichen ist daher oberste Priorität der Kinderhilfe Otjiwarongo.

Anja Vollmars Eltern hatten den Verein in Folge einer Reise nach Namibia gegründet. Über den Reiseleiter lernten sie damals die Deutsche Petra Schauenburg kennen. Als Leiterin des Drug „Counselling  & Informationscenters“ in Otjiwarongo sind ihr die Sorgen, Nöte und Bedürfnisse der dort lebenden Menschen bestens bekannt. „Wir haben dann zunächst Patenschaften für bedürftige Kinder in Otjiwarongo übernommen, aber nach zwei Jahren dachten wir uns, dass wir mit einem Verein noch besser helfen können“, erinnert sich Vollmar an die Anfänge.

Patenschaften und Lebensmittelprogramme

Schauenburg bildet seitdem das Bindeglied zwischen dem Oberpleiser Verein und den Menschen in Otjiwarongo, vor allem natürlich den Kindern, die dringend Hilfe benötigen. Viel konnte in den vergangenen elf Jahren erreicht werden, ob durch die Vermittlung und Übernahme von Patenschaften, Lebensmittelprogramme oder die Beschaffung von Unterrichtsmaterial.

Stolz ist der kleine „Familienverein“ auf sein jüngstes Projekt, die Nähstube, die 2019 mit Fördergeldern in Höhe von 7000 Euro von „Engagement Global“ - einer gemeinnützigen Organisation, die im Auftrag der Bundesregierung entwicklungspolitisches Engagement fördert - eingerichtet werden konnte. Zehn Frauen schneidern seit der Eröffnung im März 2019 Bettwäsche, Vorhänge für Gästebetriebe, Kleider und Anzüge und außerdem die so dringend benötigten Schuluniformen für die Kinder. Für die Näherinnen bedeutet dies ein regelmäßiges Einkommen und somit höhere Lebensqualität. Durch Nähkurse, die in der Schneiderei angeboten werden, sollen auch andere junge Frauen neue Zukunftsperspektiven erhalten.

Um ihre Arbeit fortsetzen zu können, ist die Kinderhilfe Otjiwarongo dringend auf Spendengelder angewiesen. Umso bedrückter ist man, dass das für Sonntag geplante Benefiz-Event in Königswinter aufgrund des Coronavirus erst einmal abgesagt werden musste: „Auch wenn uns unser Projekt in Namibia sehr wichtig ist, so sind es die Menschen hier nicht weniger“, so Vollmar. Die Veranstaltung soll am Sonntag, 13. September, nachgeholt werden.

Informationen gibt es im Internet unter www.kinderhilfe-otji.de

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