Kölner N.N. Theater Kinderbuchklassiker Heidi in Heisterbach auf der Bühne

HEISTERBACH · Das Kölner N.N. Theater bringt die Alpensaga mit viel Humor auf die Bühne in der Zehntscheune des Klosters Heisterbach und begeistert mit Rollenwechseln in aberwitziger Geschwindigkeit. Bei vielen Zuschauern werden Kindheitserinnerungen wach.

 Fantasievoll und zum Brüllen komisch ist die „Heidi“-Version des N.N. Theaters.

Fantasievoll und zum Brüllen komisch ist die „Heidi“-Version des N.N. Theaters.

Foto: Frank Homann

Das Gute und das Böse, Treue und Verrat, Spannung und Romantik – es ist wirklich alles dabei, was das Zuschauerherz begeht: „Heidi“, die Alpensaga von Johanna Spyri, ist nicht nur ein Klassiker der Kinderbuchliteratur, sondern hat auch das Zeug zum Blockbuster – zumindest in der Inszenierung des N.N. Theaters Neue Volksbühne Köln. Am Sonntag holte das Ensemble aus der Domstadt die Heidi und den Peter direkt von der Alm in die Zehntscheune des Klosters Heisterbach.

Dabei spielten sich die Akteure im Handumdrehen in die Herzen der vielen großen und kleinen Zuschauer. Eine Aufführung, erfrischend originell, herrlich komisch und zutiefst berührend zugleich, die für restlose Begeisterung sorgte, auch wenn sie wetterbedingt nicht wie geplant unter freiem Himmel vor der Chorruine stattfand.

„Wir sind sehr froh, dass wir in die Zehntscheune ausweichen konnten“, wie Schauspielerin Aischa-Lina Löbbert betonte. Nostalgie statt Aktualität – die Truppe hatte bewusst darauf verzichtet, die Handlung zu modernisieren, sondern hielt sich vielmehr, ganz klassisch, eng an das Original. Sicherlich ein Grund, weshalb viele erwachsene Besucher jedes Jahr erneut im Publikum sitzen: Bei „Heidi“ wird ein Stückchen Kindheit wieder lebendig.

Dialoge auf Schwyzerdütsch

Eine Stunde dauerte das Vergnügen, bei dem Löbbert, Antje von Wrochem und Michl Thorbecke in ständig wechselnden Rollen ihr ganzes schauspielerisches Können und komödiantisches Talent in die Waagschale warfen. Vor allem Thorbecke entpuppte sich als schauspielerischer Tausendsassa: als kauziger Alm-Öhi mit bedrohlich anmutendem Gebiss überzeugte er ebenso wie als Peter, als Diener Sebastian und – zum Brüllen komisch – als Klara mit blonder Zottelperücke, rosa Seidenkleid und Fistelstimme.

Oscarreif zudem die Geschwindigkeit, mit der er sich von einer Person in die andere verwandelte. „Wir arbeiten mit unheimlich viel Fantasie“, sagte Löbbert. Mit ihren frischen, rosigen Apfelbäckchen und dem geflochtenen Haarkranz nahm ihr jeder sofort die Heidi ab.

Selbst Schwyzerdütsch hatten sich die Schauspieler angeeignet, um ganz authentisch zu wirken. Von viel Fantasie zeugte auch das Bühnenbild: so wurde aus den Wäschestücken an der Leine im Handumdrehen eine grüne Almwiese, eine Miniaturwäschespinne voller Socken fungierte als Ziegenherde – Glöckchengebimmel inklusive –, und die hohen Berge wurden schwindelerregend gefährlich über Leitern erklommen. Dank unzähliger origineller Ideen gab es eigentlich nichts, was man vermisst hätte, außer vielleicht den echten „Schwänli“ und „Bärli“. Die beiden Zicklein hätte so mancher kleine Zuschauer natürlich lieber im Original gesehen – aber auch ohne tierische Mitwirkung sei es „ganz, ganz schön“ gewesen, sagte die achtjährige Mia.

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