Telekom will jetzt helfen Jahrelanger Kampf um Internet und Telefon in Königswinter

Königswinter · Seit Jahren kämpft das Ehepaar Lohre aus Königswinter um eine ordentliche Telefon- und Internetverbindung. Im April wurde im Auftrag der Telekom ein Kabel von einer Praxis im Erdgeschoss frei hängend über den Balkon in die Wohnung verlegt. Ein Provisorium, an dem sich monatelang nichts änderte.

 Da hilft nur Humor: Tamara und Gabriel Lohre testen mit Ulrike Schmitz ein Bechertelefon.

Da hilft nur Humor: Tamara und Gabriel Lohre testen mit Ulrike Schmitz ein Bechertelefon.

Foto: Frank Homann

Ein langes Kabel, das sich quer durch eine leer stehende Arztpraxis im Erdgeschoss schlängelt, dann durch die Eingangstür hindurch frei hängend an der Hausfassade in die erste Etage verläuft, den Flur entlang mehrere Meter bis zu einer Wohnungstür führt und dort Mietern als Internet- und Telefonanschluss dient: Was aussieht wie die Bastelei eines Amateurs ist das Werk von Profis im Auftrag der Telekom. Vor Monaten als Provisorium gedacht, seitdem unverändert. Eine Leidensgeschichte aus dem Siebengebirge, die nach Angaben der Telekom nun doch bald ein Ende haben könnte.

Angefangen hatten die Probleme bereits 2014, als die Eheleute Tamara und Gabriel Lohre – zusammen mit ihrem Unitymedia-Vertrag – in die Wohnung an der Lommerwiese in Königswinter zogen. Doch in den Genuss des schnellen Internets kamen sie kaum, stattdessen hatten sie immer wieder mit Störungen zu kämpfen. „Es gab teilweise bis zu 15 Verbindungsabbrüche pro Tag“, erzählt Gabriel Lohre. Das macht vor allem seine Arbeit als Informatiker schwer, wenn er Home Office nutzen möchte. „Ich brauche eine Leitung.“

Das Problem war das Kabel, das die Wohnung mit dem Verteiler verband. Die Lösung: ein neues Kabel, das vom Verteiler durch die Tiefgarage an der Hausfassade entlang in die Wohnung führen sollte. Doch das Vorhaben scheiterte im August 2015, weil die Eigentümerversammlung es ablehnte. Die beiden Mieter mussten also weiter mit den Problemen leben. Da sich an der Situation nichts änderte, wechselten sie im Oktober 2016 schließlich den Anbieter: von Unitymedia ging es zur Telekom.

Kabel von der Praxis in die Wohnung verlegt

Mitarbeiter des Unternehmens nahmen sich in den folgenden Monaten des Problems an, berichtet Gabriel Lohre. „Mehrmals waren sie da“, erzählt er, „und überprüften die Leitungen.“ Ein von der Telekom beauftragter Reparaturdienst sollte schließlich für Abhilfe sorgen und machte sich dazu im März dieses Jahres die leer stehenden Räume der ehemaligen Arztpraxis im Erdgeschoss des Gebäudes zunutze. Vom dortigen funktionierenden Anschluss wurde schließlich das Kabel in die ein Stockwerk höher gelegene Wohnung verlegt.

„Nur ein Provisorium“ sollte es sein, das im April angepasst werden solle. Doch der Versuch scheiterte, eine Verbindung durch die Decke zwischen den Stockwerken zu schaffen und damit das Kabel anders zu verlegen. Die Arbeiter stießen auf Stahlbeton. Auch ein erneuter Anlauf brachte die erhoffte Verbindung nicht, der Bohrversuch versandete im Nirgendwo, erinnert sich das Ehepaar. „Da werden wir uns irgendwas einfallen lassen müssen“, hätten die Techniker damals gesagt.

Unveränderter Zustand seit April

Darauf warten Gabriel und Tamara Lohre noch immer – der Zustand ist seit April unverändert. Neue Informationen: Fehlanzeige. Nach Aussage der Mieter kamen mindestens zwei vereinbarte Treffen nicht zustande, seit Anfang Juni haben sie nichts mehr von der Telekom gehört. Auch Nachfragen bei dem Dienstleister hätten bislang keine neuen Erkenntnisse gebracht. Von der Telekom habe es nur geheißen, der Auftrag sei abgeschlossen.

Der Vermieter der Lohres wandte sich an das Beschwerdemanagement-Team der Telekom, er hatte da zunächst auch eine Kontaktperson. Doch seit einem Personalwechsel „tut sich da nichts mehr“, berichtet Michael Spiller. Zweimal habe er per E-Mail nachgefragt, das letzte Mal am 12. Juli, doch nie eine Antwort erhalten. Dabei gebe es bereits einen Weg, wie ein neues Kabel verlegt werden könnte, erzählt er.

Verärgerung bei der Maklerin

Dieses könnte vom Verteiler durch den Keller und durch den Boden in die Wohnung verlegt werden. „Doch das müsste mal geplant werden“, sagt Spiller auch mit Blick auf den damit verbundenen größeren Aufwand und die Kosten und sieht dabei die Telekom in der Pflicht. Auch auf den Hausverwalter kam bislang niemand zu. Wie dieser mitteilt, gab es zur Telekom bislang keinen Kontakt. Wie der Vermieter erhielt der Verwalter vom Subunternehmer bislang ebenfalls keine Antworten auf Anfragen. Weitere Versuche seien aber geplant, teilte die Hausverwaltung mit. Mit einem solchen Fall habe sie zum ersten Mal zu tun.

Verärgert ist auch Maklerin Ulrike Schmitz, die derzeit einen Mieter oder Käufer für die leer stehenden Räume im Erdgeschoss des Hauses sucht. Sie mag kaum Interessenten durch die ehemalige Arztpraxis führen, denn es sei „kein Zustand für Besichtigungen“. Um das Kabel nach oben zu verlegen, wurden im Erdgeschoss die Plastikabdeckungen an den Anschlüssen abgenommen. Nun ragen lose Kabelenden aus der Wand, die Abdeckungen und Bruchstücke liegen auf dem Boden.

Telekom will Problem "schnellstmöglich" lösen

Etwas hat sich für Gabriel und Tamara Lohre allerdings verbessert. Seit der Verlegung des Kabels im Frühjahr funktionieren Internet und Telefon wieder besser. Doch die derzeitige Lösung mit dem Kabel und dem Anschluss über die Praxis könne natürlich keine dauerhafte sein, findet das Ehepaar. Und nach drei Jahren, in denen sie sich nun schon ergebnislos mit verschiedenen Anschluss-Problemen auseinandersetzen mussten, gibt Gabriel Lohre zu: „Man könnte resignieren.“

Nachdem der GA bei der Telekom nachfragte, setzte diese offenbar intern alle Hebel in Bewegung. Am Freitagnachmittag hieß es: „Der Fall ist sehr komplex und wir müssen leider feststellen, dass auf unserer Seite manches nicht gut gelaufen ist. Das bedauern wir sehr und haben uns auch bereits bei Herrn Lohre entschuldigt.“ Der habe nun einen festen Ansprechpartner, der den Fall bis zum Abschluss persönlich betreuen werde.

„Wir setzen alles daran, den Fall schnellstmöglich und zur Zufriedenheit unseres Kunden abzuschließen“, so die Telekom weiter, die sich noch einmal entschuldigte: „Wie gesagt, bedauern wir die entstandenen Unannehmlichkeiten sehr.“

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