Hegering Siebengebirge Jagdsaison startet dieses Jahr schon im April

Siebengebirge · Normalerweise gilt für das Rehwild eine Schonzeit bis zum 1. Mai. Unter bestimmten Voraussetzungen können die Jäger des Hegerings Siebengebirge in diesem Jahr jedoch bereits früher auf die Jagd gehen.

 Die Neupflanzungen auf den Kahlflächen im Siebengebirge sind ein Magnet für das Rehwild. In diesem Jahr kann die Jagdsaison auf April vorgezogen werden.

Die Neupflanzungen auf den Kahlflächen im Siebengebirge sind ein Magnet für das Rehwild. In diesem Jahr kann die Jagdsaison auf April vorgezogen werden.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Der Frühling hat Einzug gehalten, auch in den Wäldern grünt und blüht es kräftig – das reinste Schlaraffenland für das heimische Rehwild, das sich nur allzu gerne an den frischen, neuen Trieben gütlich tut. Den jungen Bäumen wiederum tut das nicht gut: „Wenn da zwei oder dreimal die Spitze abgeknabbert wird, sehen die aus wie ein Weihnachtsbaum, der keine Nadeln hat“, sagt Bernd Zimmermann, Obmann des Hegerings Siebengebirge.

Besonders gefährdet sind die vielen Bäumchen, die auf den Kahlschlagflächen im Siebengebirge gerade erst neu gepflanzt wurden. „Diese Flächen werden ein Magnet für das Rehwild sein“, prophezeit Zimmermann. „Wir haben das nach dem Sturm Kyrill gesehen.“ Auf den geschädigten Flächen seien vermehrt Laubbäume und Sträucher gewachsen. Das üppige Nahrungsangebot hatte zur Folge, dass sich das Rehwild sprunghaft vermehrte. Die geschädigten Bäume wiederum verloren massiv an Wuchsgeschwindigkeit und an Qualität.

Tiere sind im April besonders aktiv

Damit sich dies nicht wiederholt, wird in den kommenden Wochen und Monaten auf die Jäger des Hegerings Siebengebirge so einiges an Arbeit zukommen. In betroffenen Waldgebieten kann unter bestimmten Bedingungen auf Antrag sogar schon früher mit der Jagd begonnen werden. Normalerweise hat das Rehwild bis zum 1. Mai Schonzeit, „doch für die Bejagung ist der April der entscheidende Monat, da die Tiere dann besonders aktiv sind“, so Zimmermann.

Auch die wachsende Wildschweinpopulation bereitet den Jägern Sorge – und das nicht nur, weil die Schwarzkittel mittlerweile mehr und mehr städtische Randgebiete für sich erobern und beispielweise in Bad Honnef schon in vielen Gärten eine Spur der Verwüstung hinterlassen haben.

Sehr viel gefährlicher ist die nach Europa eingeschleppte Afrikanische Schweinepest, die bereits in Belgien und in Polen an der Grenze bei Frankfurt /Oder angekommen ist. „Wenn die Wildschweinepest in Deutschland Fuß fasst, brechen unter anderem die Absatzmärkte für Schweinefleisch im Ausland weg“, so Zimmermann.

Der Grund: Zwar überträgt sich die Krankheit nicht auf den Menschen, aber auf die Hausschweine, die daran sehr schnell sterben. „Und die Übertragung erfolgt leider auch durch verarbeitete Produkte.“ Ein einziges Wildschwein, das hierzulande verendet an der Schweinpest aufgefunden würde, hätte massive Auswirkungen – vor allem für die Landwirte.

Sperrgebiet mit einem Radius von 15 Kilometern

„Um den Punkt, an dem das tote Tier gefunden wurde, würde ein Sperrgebiet mit 15 Kilometern Radius errichtet.“ In diesem Areal dürfte dann weder etwas geerntet noch angebaut werden. „Aufgabe der Jägerschaft ist es daher, die Schwarzwildbestände so zu reduzieren, dass ein Ausbreiten der Schweinepest zumindest verlangsamt wird“, so Zimmermann.

Kein leichtes Unterfangen, denn Wildschweinejagd ist keine einfache Sache. „Es sind kluge Tiere, die unheimlich gut riechen können.“ Für Jäger ist es oft nur schwer nachvollziehbar, wo sich die Rotte gerade aufhält. „Es braucht sieben bis acht Ansitze, bis ein Wildschwein erlegt ist“, so Zimmermann. Unter „Ansitz“ versteht man die Anzahl der Abende oder Nächte, die der Jäger auf seinem Hochsitz verbringt. Effektiver seien da die Treibjagden im Winter.

Der Hegering Siebengebirge ist mit seinen 285 Mitgliedern einer der größten in der Kreisjägerschaft. Probleme mit Jagdgegnern gibt es in der Region keine – im Gegenteil. Die Nachfrage nach Wildfleisch steigt. „Mehr Bio geht auch eigentlich nicht“, sagt Zimmermann. „Die Jagd ist eine natürliche Nutzung einer natürlichen Ressource.“ Das hat auch zur Folge, dass immer mehr Frauen den Jagdschein machen. 20 Prozent aller Hegeringmitglieder sind mittlerweile weiblich, von den unter 40-Jährigen sind es sogar schon 29 Prozent.

Naturschutzvorhaben werden umgesetzt

Auch sind die Mitglieder des Hegerings nicht nur mit der Flinte in Wald und Flur unterwegs. „Die Jägerschaft führt jedes Jahr mehrere Naturschutzvorhaben durch“, sagt Heinz Jüngst, Leiter des Hegerings. So sei etwa dank Förderung durch die HIT Umweltstiftung und einem finanziellen Beitrag des Hegerings die Förderung der Ansiedlung von Fledermäusen hinzugekommen. 108 Fledermauskästen wurden in den heimischen Jagdrevieren aufgehängt.

Sie sollen den Tieren, die nun aus der Winterruhe erwachen, tagsüber als Unterschlupf dienen. „Fledermäuse haben keine große Lobby, da sie selten gesehen werden und durch Vampirmythen ein Imageprobleme haben. Dabei sind sie sehr putzig anzusehen und absolut ungefährlich“, so Jüngst.

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