Letzte Ruhestätte für 1871 Kriegstote Ittenbacher gedenken zum Volkstrauertag

Ittenbach · Die Kranzniederlegung an der Kriegsgräberstätte in Ittenbach aus Anlass des Volkstrauertages dient dem Gedenken und als Mahnung.

Rund 150 Menschen nahmen bei der zentralen Gedenkveranstaltung anlässlich des Volkstrauertages an der Kriegsgräberstätte in Ittenbach teil. Dazu eingeladen hatte der Kreisverband Rhein-Sieg des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge.

„Der Volkstrauertag ist ein Tag der Mahnung und des Gedenkens“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes, Rolf Bausch, zur Begrüßung. „Wir gedenken heute aller Menschen aus beiden Weltkriegen, die umgekommen sind. Wir erinnern uns an die Leiden der Gefangenen, an die Schrecken der Vertreibung, an die Not der Flüchtlinge und Bombenopfer. Wir erinnern an die Menschen, die aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen verfolgt und getötet wurden.“

Die Kriegsgräberstätte in Ittenbach ist die größte von insgesamt 85 im Rhein-Sieg-Kreis. 1871 Kriegstote aus verschiedenen Nationen haben hier ihre letzte Ruhe gefunden, darunter rund 600 nicht identifizierbare Soldaten. In Kniehöhe reihen sich die Kreuze der Doppelgräber in bedrückender Anzahl auf der Wiese aneinander. Die Fläche wird von drei überdimensional großen, symbolischen Hochkreuzen des Denk- und Mahnmals überragt.

„Unwillkürlich wird man hineingezogen“, fasste Pfarrer Georg Kalckert das beklemmende Gefühl in Worte. „Zu leben scheint wie eine ungerechte Bevorzugung. Man möchte sein Lebensglück vor diesen Gräbern verbergen.“ Der Glaube an die Auferstehung könne aber, so der Kern seiner Rede, trotz des unermesslichen Leids Trost spenden. Der Gang über einen Soldatenfriedhof werde dadurch „nicht einfacher oder leichter, aber doch weniger ausweglos“.

Nach Kalckert gedachte mit Eric Sommer auch ein Schüler der Gefallenen und setzte mit seinem Auftritt gleichzeitig ein Zeichen, dass die Grauen und Folgen der Weltkriege auch in der jungen Generation präsent sind. Der Männergesangsverein Ittenbach sorgte in den Redepausen für ein wenig Ablenkung. Bei der Kranzniederlegung durch Polizisten und Vertreter der Bundeswehr sowie der Feuerwehr herrschte dann allerdings Schweigen. Zu dem Lied „Ich hatt' einen Kameraden“, das Johannes Frings auf der Trompete spielte, salutierten die Soldaten anschließend, während die Anwesenden ihre Hüte absetzten.

Rolf Bausch gab den Teilnehmern ein Zitat des Europapolitikers Jean-Claude Juncker mit auf den Weg: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Nirgendwo besser, nirgendwo eindringlicher, nirgendwo bewegender ist zu spüren, was das europäische Gegeneinander an Schlimmstem bewirken kann.“ Jeder Einzelne müsse die gesellschaftlichen Werte „Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem und Fremden“ wachhalten und stärken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort