Wirtschaftsförderer Andreas Pätz Interview: "Der Einsatz hat sich gelohnt"

Der Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft hat den 2016 auslaufenden Vertrag mit Geschäftsführer Andreas Pätz in der vergangenen Woche um fünf Jahre verlängert. Mit Pätz sprach Hansjürgen Melzer.

Fühlen Sie sich nach 14 Jahren als WWG-Geschäftsführer eigentlich eher als Königswinterer oder als Bad Godesberger, wo Sie wohnen?

Andreas Pätz: Ich fühle mich als Rheinländer, auch wenn es für einen gebürtigen Düsseldorfer in Bonn ja nicht ganz einfach ist. Ich fühle mich in der Region Bonn/Rhein-Sieg sehr wohl. Lokale Grenzen haben für mich wenig Bedeutung.

Sehen Sie die Regionale-Projekte in Königswinter als persönlichen Erfolg?

Pätz: Nicht als persönlichen Erfolg, sondern als Erfolg der Stadt Königswinter. Wir hatten zwar die Idee, ohne die Stadt und die Verwaltung wäre die Umsetzung aber gar nicht möglich gewesen. Wir als WWG haben aber maßgeblich die Umgestaltung des Drachenfelsplateaus begleitet, weil wir als Eigentümerin hier eine andere Rolle hatten. Schön fand ich auch, dass es politisch gewollt war, so viele Projekte durchzuführen und dafür den städtischen Eigenanteil zu tragen. Das wird sich für Königswinter in den kommenden 15 bis 20 Jahren beim Tourismus auszahlen. Er ist das Pfund, das die Stadt im Unterschied zu anderen Kommunen im Kreis besitzt.

Welche Rolle spielt da die Neugestaltung auf dem Drachenfels?

Pätz: Die Zahlen allein der Fußgänger, die wir an den drei Zugängen erheben, zeigen den Erfolg der Maßnahme. Ein Beispiel: Vom 1. April 2009 bis zum 31. März 2010 sind 156.000 Menschen zu Fuß auf den Drachenfels gegangen. Vom 1. April 2013 bis zum 31. März 2014 waren es 279.000. Ein Jahr später immerhin knapp 268.000. Dazu kommen die Besucher, die die Bergbahn benutzen. Der Einsatz des kommunalen Geldes und der Fördermittel hat sich gelohnt, weil der Tourismus gestärkt wird.

Sie haben vor der Eröffnung des Glaskubus von der Hardware gesprochen, die nun bereitstehe. Aufgabe der Akteure am Berg sei es nun, die Software einzuspielen. Warum ist das bisher noch nicht gelungen, wie die gegenseitigen Schuldzuweisungen einiger Beteiligter zeigen?

Pätz: Eine neue Software funktioniert ja meistens nicht vom ersten Tag an reibungslos. Ich glaube, es hat eine Zeit gebraucht, bis die Akteure zur Zusammenarbeit gefunden haben. Diese läuft aus meiner Sicht inzwischen aber sehr konstruktiv. Alle großen Player haben erkannt, dass sie für die Entwicklung der Tourismus-Destination Königswinter zusammenspielen müssen.

Thema Altstadtsanierung: Im Mai 2003 sagten Sie in einem GA-Interview, eine solche Maßnahme dauere zwischen zehn und 15 Jahren. Wo sehen Sie die Sanierung zurzeit angesichts des immer wieder stockenden Prozesses?

Pätz: Im Jahr zehn. Nein. Scherz beiseite. Es war am Anfang nicht absehbar, dass die Regionale 2010 mit so vielen Projekten, die ja zum Teil auch die Altstadt betrafen, so viele Energien und Kräfte bündeln würde. Zugunsten der Regionale ist die Altstadtsanierung daher auf einem Nebengleis gefahren worden, was nachvollziehbar ist. Umso wichtiger ist es jetzt, auf die Eigentümer zuzugehen. Zum Erfolg trägt sicher auch unsere derzeitige Neubaumaßnahme an der Hauptstraße bei. Sie zeigt, wie man die Altstadt mit modernem Wohnungsbau attraktiver gestalten kann.

Viele Bewohner der Altstadt hatten und haben den Eindruck, dass sie nicht ausreichend mitgenommen wurden und werden. Haben sie recht?

Pätz: Das ist eine Zeit lang sicher vernachlässigt worden. Die frühere Tübinger Bürgermeisterin hat mal gesagt: Stadt macht nicht alles, aber alle zusammen machen Stadt. Die Stadt macht die Sanierung für die Menschen in der Altstadt und für den Tourismus. Das funktioniert aber nur gemeinsam.

Könnte da das FOC helfen?

Pätz: Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass noch viele Fragen zu klären sind, zum Beispiel im Hinblick auf die Verkehrserschließung und die Parkplätze. Ich verstehe auch nicht, warum der Prozess so lange stockt. Ich würde mir eine zeitnahe Entscheidung der Politik in diese oder jene Richtung wünschen. Es gibt vor allem für das Lemmerzgelände auch andere Investoren. Die meisten wollen aber eine Einzelhandelsnutzung, die derzeit noch nicht genehmigungsfähig ist. Ich hoffe, dass wir hier auch mit der Arbeitsgruppe Altstadt bald einen Schritt weiterkommen. Ich halte dies für eine der wichtigsten Aufgaben in den kommenden Monaten.

Auch in Oberpleis wird seit über zehn Jahren über die Ortsentwicklung mit der Neugestaltung des Kirchplatzes als zentralem Element gesprochen. Passiert ist bisher wenig, was auch an der Kirche lag. Machen die Äußerungen von Pfarrer Markus Hoitz Ihnen Hoffnung?

Pätz: Ich finde sehr, sehr positiv, was auf der ersten Arbeitskreissitzung von Pfarrer Hoitz gesagt wurde. Das lässt mich hoffen, dass gemeinsam eine vernünftige Entwicklung der Siegburger Straße und des Kirchplatzes angegangen werden kann. Auch hier leistet die WWG mit der Sanierung des Alten Zolls einen kleinen Beitrag, der zur Initialzündung werden kann.

Woran mangelt es aus Ihrer Sicht?

Pätz: Es fehlt dem Kirchplatz an Aufenthaltsqualität. Der Verkehr wird dort zwar nie ganz verschwinden, der Platz kann jedoch zum Beispiel durch eine besondere Pflasterung entschleunigt werden. Die deutliche Reduzierung der Stellplätze ist der richtige Weg, um das Zentrum von Oberpleis wieder zu beleben. Dazu gehören dann natürlich auch erweiterte Öffnungszeiten der Tiefgarage.

Die WWG ist nicht nur Wirtschaftsförderungs-, sondern auch Wohnungsbaugesellschaft. Angesichts immer teurerer Wohnungen am Rhein - gibt es nicht zu wenig bezahlbaren Wohnraum in der Stadt?

Pätz: Die Miete in unseren 560 Wohnungen liegt im Durchschnitt bei etwa 5,80 Euro pro Quadratmeter. Der durchschnittliche Preis für Wohnungen in der Stadt liegt bei circa 7,20 Euro - wir bieten also bezahlbaren Wohnraum. Unser Aufsichtsrat hat uns gerade beauftragt, weitere Grundstücke zu suchen, um preiswerten Wohnraum zu realisieren. Außerdem haben wir die Standards in unseren Bestandsgebäuden zum Teil deutlich verbessert und wollen das fortsetzen. Die Nachfrage nach preiswerten Wohnungen ist insgesamt in der Region groß, besonders in den Orten, die gut an das Oberzentrum Bonn angeschlossen sind. Dazu gehört neben Bad Honnef oder den linksrheinischen Orten auch Königswinter. Wir haben seit fünf Jahren quasi keinen Leerstand mehr.

Zur Person

Andreas Pätz, 54, studierte Geografie, Städtebau und Psychologie. Vor seiner Zeit in Königswinter arbeitete er in Tübingen und Leipzig in der Stadtsanierung und Stadtentwicklung. Seit 2001 ist er Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft (WWG). Pätz wohnt in Bad Godesberg, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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