Weihnachtsladen in Königswinter In der Werkstatt entsteht nostalgischer Adventsschmuck

Königswinter · Ihren Laden in Königswinter kennen die meisten. Aber den Ort, an dem sie ihre Unikate fertigt, zeigt Irmgard Becker nicht jedem. In ihrer kleinen Werkstatt in ihrem Haus in dem kleinen Königswinterer Örtchen Quirrenbach sitzt die 62-Jährige am Schreibtisch und bastelt Engel, Christbaumkugeln und Adventsschmuck aus antiken Materialien - das ganze Jahr über.

 Für Irmgard und Peter Becker ist das ganze Jahr über Weihnachten.

Für Irmgard und Peter Becker ist das ganze Jahr über Weihnachten.

Foto: Frank Homann

Hier ist immer Weihnachten. Mit Blick über Wald und Wiesen des Siebengebirges stellt sie ihre nostalgischen Accessoires her. Dabei hört sie allerdings keine Weihnachtslieder sondern Swing-Musik aus den fünfziger Jahren.

In ihrer Weihnachtswerkstatt stehen unzählige Pinsel, Werkzeuge und eine eigens von Ehemann Peter hergestellte Wickelmaschine für Figuren aus Watte. Für die Engel, die sie in ihrem Geschäft "Frl. Ernas Weihnachtshaus" ganzjährig verkauft, verwendet Becker Bruchstücke von antiken Puppen aus dem Thüringer Wald, die in der Nähe von ehemaligen Porzellanfabriken gefunden wurden.

"Die meisten lagen 80 bis 150 Jahre unter der Erde", sagt Becker. "Wenn die Fundstücke bei mir ankommen, sind sie oft voller Dreck." Nach historischen Vorbildern verarbeitet sie Scherben etwa mit Watte, Goldpapier, Glanzbildern und Flitter weiter, bis die einstige Mangelware ein Revival am Weihnachtsbaum erlebt.

Christbaumschmuck sei auch ein Spiegel der Zeit, findet Becker, die für ihren Laden auch alte Kugeln und Figuren auf Auktionen oder aus privaten Sammlungen kauft. "Als die ersten Zeppeline flogen, hingen sie in Miniaturform auf einmal auch an Weihnachtsbäumen", berichtet Becker und zeigt ein silbernes Exemplar.

Ihr 64-jähriger Ehemann Peter restauriert antike Stücke, baut Kaufläden und Puppenstuben. "Wenn wir neuen Weihnachtsschmuck verkaufen, dann nur, wenn er mit Hilfe von traditionellen Formen hergestellt worden ist", betont Irmgard Becker. Abwechslung ist für sie trotzdem wichtig. "Ich brauche immer wieder ein neues Projekt, das ich verwirklichen kann".

In diesem Jahr hat sie zum ersten Mal Schaukästen mit Szenen aus Märchen gebaut. "Wir haben jetzt das gefunden, was uns wirklich Spaß macht", sagt die 62-Jährige, die früher an einer psychosomatischen Klinik arbeitete, Ehemann Peter war Zahnarzt. Dass sie einen Weihnachtsladen eröffnen wollten, hat sich für Beckers an einem anderen Hochfest des Rheinlands herausgestellt.

An einem Karnevalssamstag flohen die beiden zur Krippenausstellung Krippana in Losheim. Danach war klar, dass sie ihre Werke nicht nur im Internet, sondern in einem Geschäft verkaufen wollten. Ihr Laden besteht nun bereits seit acht Jahren und schreibt schwarze Zahlen, wie Peter Becker erklärt. "Zu den Kunden gehören auch Belgier, Amerikaner und Engländer."

Die Hochzeit für das Weihnachtsgeschäft? "In der Regel im Sommer." Für Irmgard Becker besonders wichtig: "Weihnachten ist mehr als nur Dekoration". Ihr Laden sei für sie eine Möglichkeit, die Kindheit in die Gegenwart zu transportieren. "Kinder können sich noch den ganzen Advent über auf Weihnachten freuen." Und ihr Mann ergänzt: "Wir machen das eben das ganze Jahr über."

Der General-Anzeiger öffnet in seinem Adventskalender Türen, hinter die man sonst nur selten blickt.

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