Theater in der Christophorusschule In den Schatten, aus dem Schatten

KÖNIGSWINTER · Zunächst stand der Titel fest: "Im Schatten der Anderen." Der Inhalt kam später dazu, während der Proben. Als Schattenspiel wird das Stück der Opernwerkstatt am Rhein aus Köln am Samstagabend in der Aula der Christophorusschule Königswinter (CJD) aufgeführt (Beginn: 19 Uhr).

Das Besondere: In der Inszenierung des Bad Godesberger Regisseurs Uwe Vogel spielen auch behinderte Darsteller mit - Profis wie Laien. Es ist ein inklusives Bühnenstück, von dem die Kritiker nach der Kölner Premiere im Mai sagten, es sei eben deshalb eine besondere inklusive Arbeit, weil sie keine Unterschiede mache zwischen den Beteiligten. Sie macht den Begriff der Inklusion im besten Sinne unnötig.

Das ist ein Punkt, der dazu geführt hat, dass der Caritas-Verband Rhein-Sieg als Veranstalterin das Gastspiel ins Siebengebirge geholt hat. "Solche Projekte enthalten eine ganz wichtige Botschaft, weil sie Behinderte nicht auf die Rolle des Hilfesuchenden reduzieren, sondern zeigen, dass sie viel zu geben haben und - wie jeder andere auch - besondere Fähigkeiten besitzen", sagt Helene Müller-Speer.

Als Bereichsleiterin ist sie bei der Caritas unter anderem für die Häuser Nazareth in Königswinter-Ittenbach und Elisabeth in Bad Honnef verantwortlich. Im Haus Nazareth werden 16 Menschen mit primär geistiger Behinderung in zwei Wohngemeinschaften betreut, im Haus Elisabeth zwölf Menschen in einer Wohngemeinschaft. Im künstlerischen Bereich kooperieren die Wohngemeinschaften mit dem Kunstmuseum in Bonn und haben eine Zusammenarbeit mit der Theatergruppe der Villa Gauhe in Eitorf aufgebaut. "Unser Ansatz", sagt Helene Müller-Speer, "konzentriert sich nicht auf die Defizite unserer Bewohner, sondern in erster Linie auf ihre Talente."

So würde das Uwe Vogel, der Regisseur, wohl für seine Arbeit an "Im Schatten der Anderen" ebenfalls unterschreiben: "Natürlich bringen die behinderten Darsteller andere Erfahrungen mit ein, aber meine Arbeit als Regisseur bleibt die gleiche in Grün." Während der Proben, die vor knapp einem Jahr begonnen haben, kam es auf Improvisation an. Die chronologische Klammer, in der die insgesamt zehn Darsteller agieren, beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod.

Uwe Vogel nennt das Schauspiel eine "Szenenfolge von Geschichten aus dem Leben". Sie handeln von einem Bräutigam, der einen Anruf erhält und seine Hochzeit verschieben muss. Und einem Verzweiflungsmord. Die Bühne wird zum Schulhof, zum Schauplatz des Lebens für die Liebe, die Sehnsucht und das Missverständnis. Während zwei Erzähler ein Märchen vortragen, setzen es andere Darsteller in Bewegung um. Es steht lediglich ein Textgerüst für diese Szene, "die Schauspieler müssen also jederzeit bereit sein, auf Neues zu reagieren", erklärt der Regisseur. Für alle Beteiligten sei das Schattenspiel enorm kräftezehrend, für die Behinderten erst recht.

Am Freitag erfolgte bis in den Nachmittag hinein im CJD der Aufbau der Bühne, für die sowohl eigene Technik als auch eine Leinwand installiert werden musste. Am Samstag erfolgt die Generalprobe. Fünf weibliche und fünf männliche Akteure werden zu Schattenfiguren, um aus ihrem Schatten zu treten.

Das Gastspiel "Im Schatten der Anderen" ist am Samstagabend um 19 Uhr in der CJD-Aula zusehen. Karten kosten 8, ermäßigt 6 Euro. Einlass ist eine halbe Stunde vor Beginn.

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