Saatgutfestival in Niederdollendorf Hunderte Besucher kamen - Schüler befüllten Samentütchen

NIEDERDOLLENDORF · Lieber ein Echtes Herzgespann oder den Gemeinen Odermennig? Carola Rettig-Marschner überlegt, was wohl am besten in den heimischen Bauerngarten passt. Am Ende macht das Mädesüss das Rennen, "wegen der hübschen weißen Blüten, und weil es so süß nach Honig duften soll".

 Kresse aus dem Ei: Seeder (links) und Saman zeigten auf der Saatgutbörse ihre selbstgebastelten Werke.

Kresse aus dem Ei: Seeder (links) und Saman zeigten auf der Saatgutbörse ihre selbstgebastelten Werke.

Foto: Frank Homann

Schon die Kelten wussten die Vorzüge dieser Pflanze zu schätzen, die auch unter dem Namen "Stopparsch" bekannt ist, da sie als Tee gegen Durchfallerkrankungen helfen soll. Heutzutage fällt das "Mädesüss" bei vielen allerdings aus Unwissenheit in die Kategorie "Unkraut".

Beim großen Saatgutfestival am Samstag in Niederdollendorf hatten die Besucher Gelegenheit, sich nicht nur über den Anbau und Nutzen althergebrachter Pflanzenarten zu informieren, sondern auch das entsprechende Saatgut zu erwerben - und das nicht etwa von kommerziellen Herstellern, sondern von Natur- und Gartenliebhabern, denen die landwirtschaftliche Vielfalt am Herzen liegt.

Veranstalter der Messe waren der bundesweit tätige Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN), der sich unter anderem für eine naturgemäße, ökologisch ausgerichtete Sortenentwicklung stark macht, sowie das heimische "Netzwerk Blühende Landschaften Königswinter".

Letztere hatten als Aussteller beim ersten Saatgutfestival im vergangenen Jahr in Poppelsdorf teilgenommen und dem VEN die Drachenfelsschule mit ihrem Naturgarten als idealen Ort für ein derartiges Event vorgeschlagen. "Die Zusammenarbeit hat wunderbar geklappt", sagt VEN-Vorsitzende Susanne Gura.

"Der Einsatz der Schule war großartig." So hatten die Schüler nicht nur Lieder zur Eröffnung einstudiert und die Dekoration gebastelt, sondern auch Hunderte von Samentütchen von Hand gefaltet und befüllt.

Egal ob Malve, Klatschmohn, Königskerze oder Tagetes, "alles ist selbst gesammelt und handverlesen aus den Blüten", betont Lehrerin Cornelia Weiß. An einem kleinen Stand werden die Tütchen gegen eine Spende abgegeben. "Es hat schon ganz schön lange gedauert, die Samen zu sammeln", berichtet Nicki aus der sechsten Klasse: "Aber es hat auch viel Spaß gemacht."

Ihrer Klassenkameradin Julia hat es besonders die Kornrade angetan, "wegen der lila Farbe, und weil sie sich manchmal so schön über die Steine rankt". Das Gewächs ist heutzutage fast ausgerottet, vor der Drachenfelsschule allerdings blüht sie reichlich. Dank des Engagements von jungen Gärtnern wie Nicki, Julia und Savanna wird sie demnächst vielleicht auch in vielen anderen Gärten wieder wachsen - schließlich haben sich zahlreiche Messebesucher ein Samentütchen mitgenommen.

Wer immer der Nase nach ging, landete unwillkürlich am Stand von Kräuterpädagogin Gisela Koch. Der würzige Duft von frischem Bärlauch in verschiedenen Zubereitungen ließ einem geradezu das Wasser im Mund zusammenlaufen. Koch zaubert auch Köstlichkeiten aus Wildfrüchten, wie zum Beispiel leckeres Rosengelee, oder mixt Kräuter-Chutneys mit echten Löwenzahnköpfchen.

"Viele wissen ja heutzutage über die heimischen Pflanzen kaum noch Bescheid", bedauert die Bonnerin. Sie hat daher eine Menge Infoschilder vorbereitet, auf denen man sich über Löwenzahn, Bärlauch und Co. schlau machen konnte. Interessiert betrachten die Besucher ein Mini-Gärtchen im Blumentopf. Hier wachsen Gundermann, Giersch, Gänseblümchen und Vogelmiere - allesamt leckere Kräuter. "Vieles, was man im Garten als Unkraut betrachtet, ist essbar", erklärt Koch.

Die Aussteller, zu denen unter anderem auch die Botanischen Gärten Bonn oder der Burggarten Blankenberg zählen, freuen sich über das große Interesse der Besucher. Kristin Pöpping, Imkerin aus Königswinter, findet die Veranstaltung einfach klasse: "Das ist hier so ein buntes, kreatives und offenes Publikum - Menschen, denen der Schutz der Natur und der Artenvielfalt am Herzen liegt."

Zufrieden über den großen Zuspruch zeigte sich auch Urban Kurscheid vom Netzwerk Blühende Landschaften: Hunderte von Besuchern schlenderten an diesem Tag über das Ausstellungsgelände. Kurscheid freut sich vor allem über die vielen Menschen, die durch den Naturgarten der Schule gehen und dort verweilen. "Das finde ich einfach wunderbar."

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