Geschichte des Backofenbau-Gewerbes in Königswinter Heinz Willi Fleischhacker: "Man weiß die harte Arbeit zu schätzen"

Königswinter · Tausend Jahre Königswinter: Dass es kein großes Fest in seiner Heimatstadt gibt, betrübt Heinz Willi Fleischhacker. Zum Abschluss seiner Schullaufbahn hatte der heute 75-Jährige eine Jahresarbeit verfasst, in der er intensiv die Geschichte des Backofenbau-Gewerbes untersuchte.

Diese Arbeit landete 1958 im Siebengebirgsmuseum und war eine wichtige Quelle für Forschungen. Zum Stadtjubiläum möchte Fleischhacker an dieses Königswinterer Kapitel erinnern. Mit ihm sprach Roswitha Oschmann.

Womit haben Sie sich in Ihrer Jahresarbeit genau befasst?
Heinz Willi Fleischhacker: Mit dem Backofenbau-Gewerbe in Königswinter. Ich kannte Georg Rings, den Sohn des Steinbruchbesitzers Theodor Rings, der es mir ermöglichte, vor Ort zu sein und mir auch die Werkzeuge zeigte, die ich dann abzeichnete. Ich gelangte auch an die Statuten des Backofenbauvereins Königswinter, die heute nicht mehr existieren.

1000 Jahre Königswinter...
Fleischhacker: Davon hat es 600 Jahre Ofenstein-Gewinnung gegeben. Der Beginn war im 14. Jahrhundert. Aber die Voraussetzungen erfolgten, als an Königswinter noch lange nicht zu denken war. Grundlage war der Vulkanismus, der vor 28 Millionen Jahren einsetzte. Die vulkanische Tätigkeit begann mit Ascheauswürfen, einer grobkörnigen Tuffart, dem Trachyttuff. Der Tuff ist gut zu bearbeiten und feuerbeständig.

Wie wurde er gewonnen?
Fleischhacker: Zunächst im Tagebau. Doch bald erkannten die Leute, dass das bessere Material in der Tiefe liegt. So gingen sie zum Stollen- und später zum Schachtbau über.

Die Schiffer hatten ihre Schiffergilde. Gab es etwas Ähnliches auch in diesem Handwerk?
Fleischhacker: Am 15. Juni 1890 wurde der Backofenbauverein gegründet. Im selben Jahr zählte man in dem Gewerbe rund 250 Beschäftigte, darunter etwa 20 Steinbruchbesitzer. Der Sohn lernte vom Vater, wie man die Steine aus dem Bergmassiv gewinnt, sie werkgerecht teilt und zu Formstücken verarbeitet, um dann allein oder auch zu zweit den Ofen auswärts aufzubauen.

Eine harte Arbeit...
Fleischhacker: Morgens um 7 Uhr gingen die "Hauer" zur Schmiede Stauf, wo sie ihre am Vorabend abgelieferten Hämmer und Scheideisen in Empfang nahmen. Gegen 19 Uhr traten sie ihren Heimweg an. Der Stundenlohn um 1900 betrug 30 bis 40 Pfennig. Die schwierigste Arbeit war das "Felsen machen" und das "Fuhren", also das Lösen der Steine. Mit einem Hammer mussten Rillen horizontal und vertikal gehauen werden. Der Hauer trieb dann mit einem 50-Pfund-Hammer oben und unten zehn bis fünfzehn Stoßkeile vor. Der obere Teil wurde herausgebrochen. Einige Arbeiter begaben sich in die Höhlung und mussten den Stein lösen. Mithilfe von Senkeisen, Winden, Eisenrollen und einem Kappständer, das ist ein Kran, wurde der Stein nach draußen gebracht und mit Schlagkarren zum Bahnhof transportiert.

Wie ging es dort weiter?
Fleischhacker: Die Blöcke wurden mit einem Hebekran auf Schienen verladen. Ab 1870 hatte Königswinter eine Eisenbahnstation. Vorher wurden die Steine mit der Pferdekarre und per Schiff zum Beispiel an den Niederrhein transportiert.

Warum wurden die Königswinterer Öfen so geschätzt?
Fleischhacker: Die Öfen aus Naturstein galten selbst bei intensiver Nutzung als besonders langlebig. Nur wenigen Backofenbauern gelang die rechtzeitige Umstellung auf die Produktion von Dampfbacköfen oder elektrischen Öfen. Die beiden letzten Firmen stellten in den 1950er Jahren ihren Betrieb ein. Wer im Siebengebirgsmuseum das Brot aus dem Natursteinbackofen isst, weiß die harte Arbeit und fachliche Leistung der Backofenbauer zu schätzen.

Zur Person

Heinz Willi Fleischhacker wurde 1939 in Königswinter geboren und lebt seit 1971 in Bad Honnef. Der frühere Postbeamte war immer sehr an Heimatgeschichte interessiert, sammelte Publikationen, die er dem Haus "Gutenberg" in Bad Honnef stiftete.

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