Ausverkauf in Königswinterer Altstadt "Haus Hindenburg" in Königswinter wird verkauft

Königswinter · Nach dem Hotel Loreley wechselt ein weiteres Traditionshaus aus dem 19. Jahrhundert mit ungewisser Zukunft den Eigentümer. Gastronomen wollen das Sterben der kleinen Häuser in der Altstadt nicht tatenlos hinnehmen.

Der Ausverkauf in der Königswinterer Altstadt geht weiter. Nach dem Hotel Loreley wird nun auch das Hotel „Haus Hindenburg“ verkauft. Das traditionsreiche Café Dix an der Hauptstraße öffnet demnächst nur noch an den Wochenenden (siehe eigener Bericht). Mit der negativen Entwicklung wollen sich die beiden Geschäftsführer Christian Leve und Sascha Heinz vom Hotel Krone jedoch nicht abfinden. Sie möchten den Zusammenschluss mehrerer kleiner Privathotels möglichst durch einen Investor.

„Der Käufer des Hotels Loreley hat auch mir ein Kaufangebot gemacht und möchte die Hotelzimmer in Wohnungen umwandeln“, sagt Manuela Schmitz. Sie führt das Hotel Haus Hindenburg an der Ecke Hauptstraße/Grabenstraße seit 1988 in dritter Generation und möchte aus Altersgründen aufhören. Das Hotel wurde im Mai 1898 unter dem Namen „Hotel-Restaurant und Pensionat Deutsche Krone“ eröffnet.

Später hieß es „Deutscher Kaiser“, nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs dann „Café Corso“ und seit dem Silvestertag 1929, als Otto und Elisabeth Schmitz den Betrieb übernahmen, bis heute „Haus Hindenburg“. „Das Haus ist sicher auch so ein Monument wie das Hotel Loreley“, meint Schmitz. Trotz des Angebots, ihr Hotel in Wohnungen umzuwandeln, möchte sie, dass es seine Bestimmung mit zurzeit 14 Fremdenzimmern behält. Deshalb ist sie auch froh, dass es noch einen zweiten Interessenten gibt. „Der liegt mir näher. Wenn alles klappt, wird das Hotel zum 31. Dezember verkauft und als solches erhalten“, sagt sie.

Das Potenzial in Königswinter schlummert

Klappt das nicht, gibt es auch noch einen Plan B. Den präsentierte Christian Leve bei einem gemeinsamen Termin mit Manuela Schmitz. Leve hat das Hotel Krone in der Fußgängerzone vor fünf Jahren nach zweijährigem Leerstand übernommen und betreibt es zusammen mit seinem Küchenchef und zweiten Geschäftsführer Sascha Heinz mit 19 Zimmern und dem Restaurant Petit Lion. „Königswinter hat einen großen Standortvorteil und ein riesiges Potenzial, das aber schlummert“, sagt er.

Sein Konzept sieht einen Investor vor, der drei bis vier kleinere Hotels unter einer Marke wie „Königswinterer Privathotels“ mit einer gemeinsamen Handschrift und einem Logo vermarktet. Der Investor könnte die Zimmer in einem gemeinsamen Portal und in einer 24 Stunden geöffneten Buchungszentrale – zum Beispiel in der Hauptstraße – anbieten. Zu seinen Aufgaben könnte auch die Sanierung der leer oder zum Verkauf stehenden Hotels gehören. Mit einigen Interessenten und einer Bank hat Leve über seine Idee bereits gesprochen. Eigentlich wäre hier auch die Tourismus Siebengebirge GmbH in der Pflicht. Doch von dieser Seite erwartet er keine großen Ideen.

„Wir haben viele Gastronomen in einer ähnlichen Situation wie Frau Schmitz, die ihre Hotels altersbedingt verkaufen möchten“, sagt er. Er möchte solche bezahlbaren und individuellen Herbergen erhalten und verhindern, dass sie in einer Touristenstadt wie Königswinter immer nur in Wohnungen umgewandelt werden – wie dies beim Hotel Loreley der Fall ist. „Zwei- bis Drei-Sterne-Hotels haben große Chancen, sind aber allein zu schwach“, meint er. Die Hotels könnten zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück und am Wochenende einen Brunch im erst vor wenigen Wochen eröffneten ehemaligen Stadttheater, das heute Königswinterer Hof heißt, anbieten.

Die Kooperation zwischen dem Hotel Krone und dem schräg gegenüber gelegenen Königswinterer Hof ist jetzt schon sehr eng. Am 6. April findet dort ein von Leve organisiertes Konzert mit einem Udo Jürgens-Interpreten statt. Zudem bietet das Hotel Hochzeiten und Geburtstagsfeiern bis zu 180 Personen an. Das Essen kommt dann vom Petit Lion. Im Hotel Krone können die Gäste übernachten. Schon jetzt liegen vier Anfragen für Weihnachtsfeiern vor.

Stadt müsste einen Beitrag gegen das Hotelsterben leisten

Weniger erfolgreich ist Leve in seinem Bemühen, mit den ebenfalls in direkter Nachbarschaft gelegenen Königswinterer Stuben ins Geschäft zu kommen. Er würde auch in diesen 14 Hotelzimmern gerne seine Gäste unterbringen. Eine türkische Familie, die in Frechen lebt, hatte das Gebäude im Zuge der Zwangsversteigerung des Drachenfelshotels vor einigen Jahren erworben, scheint jedoch kein besonderes Interesse an einer Nutzung zu haben.

„Ich bin da seit drei Jahren dran. Aber die Eigentümer wollen das Objekt nur irgendwann mit Gewinn wieder verkaufen“, sagt Leve. Dabei würden dringend weitere Hotelzimmer gebraucht. Das Hotel Krone hat zurzeit eine Auslastung von 65 Prozent, das Hotel Haus Hindenberg liegt ähnlich. „Wir hatten noch nie so einen guten Dezember“, sagt Manuela Schmitz. Der Anteil der Geschäftsreisenden liege dabei etwas höher als der der privaten Übernachtungsgäste.

Auch die Stadt müsste nach Meinung Leves einen Beitrag gegen das fortschreitende Hotelsterben in Königswinter leisten. „Ein kostenfreies Parkticket für die Hotelgäste könnte eine solche Initiative sein. Die Parkplätze sind in der Woche ohnehin leer. Das wäre eine Geste“, sagt er. „Es wäre Aufgabe der Stadt, endlich eine vernünftige Parksituation zu schaffen“, meint auch Heinz. Die Zwei-Stunden-Parkregelung auf der Rheinallee schade der Gastronomie und den Hotels. Das Hotel Krone verfügt nur über sechs eigene Parkplätze.

Lewe möchte der Resignation und Miesepetrigkeit, die viele Menschen in der Altstadt vor sich her tragen würden, entgegentreten. Auch Sascha Heinz sieht durchaus Entwicklungspotenzial. „Die besten Zeiten sind sicher vorbei. Aber es gab auch schon schlechtere Zeiten. Königswinter ist attraktiv“, sagt er. Jetzt müssten nur die Weichen richtig gestellt werden.

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