Landwirt droht ein Bußgeld Güllebomber sorgen für Aufregung

OBERPLEIS · Niederländische Gülle-Laster entladen ihre Fracht auf ein Getreidestoppelfeld bei Eisbach. Während einige Bewohner des Ortes im Pleiser Hügelland nur die Nase rümpften, riefen andere wegen des penetranten Güllegeruchs bei der Polizei und der Landwirtschaftskammer NRW in Köln an.

Auch dem Fronhardter Volker Herrmann stank die Sache so sehr, dass er gleich bei mehreren Stellen Alarm schlug. Der frühere Königswinterer FDP-Vorsitzende vermutete hinter den Transporten sogar mafiöse Strukturen. Er zählte allein am vergangenen Donnerstag sieben niederländische mit Gülle beladene Tanklastzüge.

Erst ein von ihm herbeigerufener Vertreter der Landwirtschaftskammer habe die Entladung der Gülle gestoppt. Der verbliebene Rest wurde in einen Gülletank umgefüllt. Herrmann fühlte sich zusätzlich in seiner Sorge bestätigt, weil der Fahrer eines der Transporter unter Zeugen gesagt habe, die noch auf der Autobahn befindlichen Tanklaster müssten nun umgeleitet werden.

Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer, der in der Dependance in Roleber sitzt, relativierte den Fall auf Nachfrage des General-Anzeigers: In zwei Punkten habe der besorgte Bürger Unrecht, in einem weiteren aber Recht. "Bis zum 31. Oktober darf auf Ackerland noch Gülle ausgebracht werden. Die Gülle darf auch aus den Niederlanden kommen. Gülle ist ein Handelsgut, und in Europa gilt Handelsfreiheit."

Allerdings sei es seit diesem Herbst, nach einem Erlass der Landesregierung, nicht mehr zulässig, Gülle auf einem Getreidestoppelfeld - wie jetzt in Eisbach geschehen - abzuladen. "Auf einem solchen Boden ist kein ausreichender Nährstoffbedarf vorhanden. Der Stickstoff kann dort nicht gebunden werden und es besteht die Gefahr, dass er ins Trinkwasser gelangt", so Rüb. Deshalb sei die Gülle in Eisbach auch in einen Tank umgefüllt worden.

Grundsätzlich gelte: Gülle stinkt zwar, ist aber gut, wenn Pflanzen sie gebrauchen können. Sie muss jedoch spätestens nach sechs Stunden durch einen Grubber, ein Fahrzeug mit einem überdimensionalen Rechen mit schweren Zinken, in den Boden eingearbeitet werden. Die Landwirte müssen eine exakte Düngebilanz führen.

Weil auf das Feld keine Gülle mehr ausgebracht werden durfte, müsse der Landwirt, dessen Namen Rüb nicht nennen darf, nun mit einem Bußgeld und einem Abzug bei EU-Prämien rechnen. Noch sei allerdings nichts entschieden. Zurzeit werde geprüft, wie hoch die Stickstoffkonzentration im betroffenen Feld sei. Das mögliche Bußgeld für die Ordnungswidrigkeit beträgt bis zu 15.000 Euro.

Beschwerden von Bürgern über Gülle gäbe es häufig, zumeist gehe aber alles legal vonstatten. Häufig werde Gülle aus den Niederlanden angeliefert, weil das Angebot dort größer sei als der Bedarf, in Deutschland hingegen oft die Lagerkapazitäten fehlen würden. "Den meisten Leuten stinkt es einfach", so Rüb. Bußgelder, wie jetzt wohl in Eisbach, würden aber eher selten verhängt.

Verschärfte Gesetze und Kontrollen:
Weil die Flächen knapp sind, ist die Gülleentsorgung in den Niederlanden teuer. Da es im Nachbarland bis in die jüngere Vergangenheit noch eine flächenunabhängige Tierhaltung gab, also beliebig viele Schweine oder Kühe auf einer Fläche gehalten werden durften, stehen die Landwirte nun vor dem Dilemma, den Bestand an Tieren drastisch verringern oder neue Wege der Gülleentsorgung finden zu müssen.

Gleichzeitig wurden die Umweltgesetze in den Niederlanden deutlich verschärft. Das hat dazu geführt, dass die Gülletransporte von den Behörden per GPS und vom Hubschrauber aus kontrolliert werden. Erst vor einer Woche haben die Kontrollbehörden von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und den Niederlanden eine Vereinbarung für die Kontrolle grenzüberschreitender Düngetransporte unterzeichnet.

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