Diskussion über den Tod in Thomasberg Für die Jugend ist das Thema Bestattung noch tabu

OBERPLEIS · Mit einer lebhaften Podiumsdiskussion sind die Oberpleiser Thementage „Letztes Geleit“ zu Ende gegangen. Auffällig: Überwiegend Ältere haben an der Veranstaltung teilgenommen.

 Es waren überwiegend Ältere, die sich an der Podiumsdiskussion zum Thema „Letztes Geleit“ beteiligten. FOTO: FRANK HOMANN

Es waren überwiegend Ältere, die sich an der Podiumsdiskussion zum Thema „Letztes Geleit“ beteiligten. FOTO: FRANK HOMANN

Foto: Frank Homann

Der Tod gehört zum Leben dazu, und doch wird das Thema nur allzu gerne verdrängt. Tritt ein Sterbefall in der Familie auf, „werden die Angehörigen mit der Thematik regelrecht überfallen“, so die Erfahrung, die Seelsorger wie Diakon Udo Casel und Pfarrer Markus Hoitz immer wieder machen. Im Sachausschuss Glaubensbildung der katholischen Pfarreiengemeinschaft Königswinter Am Oelberg war daher die Idee aufgekeimt, einmal ungezwungen und ohne direkte Betroffenheit über das Unvermeidliche zu sprechen. Das Ergebnis waren die Thementage „Letztes Geleit“, die mit einer Podiumsdiskussion über Möglichkeiten der Bestattung am Wochenende ihren Abschluss gefunden haben.

Es war schon auffällig: Die jüngere Generation scheint sich mit dem Thema Bestattung noch nicht auseinandersetzen zu wollen, es waren überwiegend Ältere, die auf den Stühlen im Probst-Gerhard-Saal in Oberpleis Platz genommen hatten. „Der Tod ist nach wie vor ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft“, berichtet Christiane Kentrup vom gleichnamigen Bestattungshaus. „Die meisten scheuen sich davor, im Vorfeld darüber zu reden. Und wenn der Fall dann eintritt, sind viele völlig kopflos.“ Dabei gibt es für die Angehörigen gerade im Zeitpunkt der größten Trauer viel zu entscheiden, wo es hilfreich wäre, die Wünsche der Verstorbenen zu kennen: Wie gestalte ich zum Beispiel die Trauerfeier, und wo soll der Verstorbene überhaupt bestattet werden?

Tatsache ist: Die Urne auf dem Kaminsims im Wohnzimmer ist nicht gestattet und der eigene Garten ist auch tabu – jedenfalls offiziell, wie die Mitarbeiter der drei Bestattungsunternehmen Kentrup, Otto und Horn bestätigten. Wer den Verstorbenen tagtäglich „dabei“ haben möchte, könnte auf die Möglichkeit einer Diamantbestattung zurückgreifen, bei der die Asche nach der Kremation zu einem Diamanten transformiert wird, der dann zum Beispiel als Schmuckstück getragen werden kann. Dafür muss der Verstorbene allerdings eine letzte Reise in die Schweiz antreten. Das Nachbarland pflegt ohnehin einen großzügigeren Umgang mit dem Tod als es hierzulande gestattet ist, selbst Beerdigungen in einer Pappschachtel sind dort möglich. In Deutschland indes ist der Sarg im Bestattungsgesetz verankert.

Die Mehrzahl der Bundesbürger lässt allerdings keine Erdbestattung im Sarg vornehmen, 54 Prozent werden nach ihrem Tod eingeäschert. „Die Anzahl der Feuerbestattungen hat rapide zugenommen“, wie Eva-Maria Will, die beim Generalvikariat für die Themen Trauerpastoral und Bestattungskultur zuständig ist, zu berichten wusste. Entsprechend gibt es mittlerweile Urnenmodelle für jeden Geschmack und jede Vorliebe, vom schlichten unifarbenen Behältnis über strassverzierte Modelle bis hin zur kugelrunden Fußballurne im schwarz-weißen Design. Zu Anschauungszwecken machte im Saal ein anthrazit-farbenes Modell die Runde, ordentlich beschriftet mit „Hans Mustermann“.

Weiterer Trend in Deutschland sind Baumbestattungen. „Die Nachfrage ist sehr groß“, berichtet Birgit Hüls-Düx vom städtischen Friedhofsamt. In Königswinter kann man derzeit auf Friedhöfen im Stadtgebiet unter einem Baum die letzte Ruhe finden, alternativ besteht die Möglichkeit einer Bestattung im Friedhofshain auf dem Waldfriedhof in Oberdollendorf. „Familienbäume gibt es leider noch nicht“, so Hüls-Düx. Das Angebot der Baumbestattungen gebe es in Königswinter erst seit dem vergangenen Jahr, „da wollten wir erstmal schauen, wie das angenommen wird“. Reservierungen für Ehegatten seien aber schon vorgenommen worden. „Die Nachfrage wächst.“

„Und was ist, wenn der Baum abstirbt oder umkippt“, lautete eine Frage aus dem Publikum. „Dann wird an der gleichen Stelle ein neuer gepflanzt“, so Hüls-Düx. Wieder andere machen sich Gedanken, ob der Baum darunter leidet, dass am Stamm Namensplaketten befestigt werden. „Ich finde eine Steele besser, auf der die Namen der Verstorbenen verewigt werden“, meint eine Zuhörerin. Sie wünscht sich diese Möglichkeit auch für Eudenbach.

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