Oberpleiser spenden Freilichtmuseum Kommern bekommt historischen Altar

Oberpleis · Ein Stück Architekturgeschichte: Die evangelische Kirchengemeinde Königswinter-Oberpleis überlässt dem Museum des Landschaftsverband Rheinland einen Altar. Er stammt aus einer lange abgerissenen Kirche in Rheinbach.

Eine solche Spende bekommt auch das Freilichtmuseum Kommern nicht alle Tage: Die evangelische Kirchengemeinde Oberpleis hat dem Museum des Landschaftsverbands Rheinland einen Altar überlassen. Einer, der typisch ist für die Nachkriegsgeschichte des Protestantismus im Rheinland und Architekturgeschichte spiegelt.

Bislang besaß die evangelische Gemeinde zwei Holzaltäre: Einen modernen, der in Gebrauch ist, und besagten älteren. Er stammt aus einer Kirche in Rheinbach, die vor vielen Jahren abgerissen wurde. Die Oberpleiser konnten ihn seinerzeit übernehmen. Er wurde dann allerdings nicht mehr genutzt und eingelagert. Um das gute alte Stück von Gemeindepfarrer Heiko Schmitz entgegenzunehmen, kam der Direktor des Freilichtmuseums Kommern, Josef Mangold, am Wochenende eigens nach Oberpleis. Und die Übergabe bot Gelegenheit, gemeinsam einen Blick auf die Historie zu werfen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte es an vielem. Der Wohnraum war knapp, und auch Räume für Gottesdienste fehlten. „Das Bedürfnis, in Zeiten der tiefen Entwurzelung im Glauben zueinanderzufinden, war groß“, so Schmitz. Man nutzte alte Hallen, Kinosäle, Gasthöfe oder Schulen für Gottesdienste. Durch den Flüchtlingsstrom stieg die Zahl der evangelischen Christen im katholisch geprägten Rheinland. Der Ruf nach protestantischen Kirchenhäusern wurde lauter. Rund 1000 Protestanten waren auch in Oberpleis zugezogen – der alte Kinosaal, der etwa an der Stelle des heutigen Busbahnhofs lag, reichte nicht mehr aus.

Architekt Otto Bartning entwarf günstigen Kirchentyp

Zwischen 1946 und 1951 brachte das „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen“ ein Bauprogramm auf den Weg. Einen Namen in dieser Zeit machte sich Architekt Otto Bartning. Er entwarf einen Kirchentyp, der vor allem in der ländlichen Diaspora einfach und kostengünstig gebaut werden konnte. Die Oberpleiser Kirche ist die vierte von 19 Bauten dieses Typs; heute existieren in Deutschland noch 16 dieser Kirchen.

Ein Hilfsfonds aus der Schweiz stiftete seinerzeit Geld für den Oberpleiser Kirchenbau, der seit 1985 ein Baudenkmal ist. In jenem Jahr wurde auch das Gemeindezentrum gebaut. Zuvor hatten alle Gemeindeveranstaltungen im Kirchenraum stattgefunden. „Markant bis heute ist die Holzkonstruktion“, erklärte Kai Zielke, Presbyter der Gemeinde. Das Material sei damals aus Kanada oder Skandinavien importiert worden. Geprägt vom Bauhausstil wollte Bartning modernen Funktionalismus und Tradition zu einer Synthese verbinden.

Auch die Rheinbacher Kirche, aus der der Altar stammt, war sein Werk. Eine Bartning-Kirche wird derzeit in Kommern wieder aufgebaut: eine Notkirche aus Overath aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Sie wurde im Lutherjahr 2017 demontiert, die Bauteile werden zurzeit restauriert und später wieder zusammengefügt. Die Kirche soll dem Erbauungszustand von 1951 entsprechen, plant das Freilichtmuseum. Und der ursprüngliche Rheinbacher, dann Oberpleiser Altar wird in dieser Kirche stehen.

Einen Klapptisch aus der Erstausstattung der Oberpleiser Kirche und eines der noch erhaltenen Originalfenster mit Zugklappe wurden auf Beschluss des Presbyteriums ebenfalls als Schenkung an das Freilichtmuseum übergeben.

Die feierliche Eröffnung in Kommern ist für den 21. Juli geplant. Mehr Infos: https://kommern.lvr.de

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